KGI: Tödliche Rache (German Edition)
so, als würde sie stürzen, stützte sich aber im letzten Moment an der Wand ab.
»Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe«, knurrte er. »Jetzt mach endlich, oder ich erschieße dich und lasse dich hier liegen.«
Sophie konnte nicht mehr an sich halten. »Dann tu es doch! Du bist ein Feigling, der immer nur auf Frauen und Schwächere losgeht. Du hast meine Mutter am Esstisch erschossen. Wie krank im Kopf muss man sein, um so etwas zu tun?«
Er blieb tatsächlich stehen, lockerte allerdings nicht den Griff um ihren Arm. Sie spürte, wie ein Zittern durch seinen Körper lief. Dieser kalte Schweinehund zeigte eine Reaktion, wenn sie ihre Mutter erwähnte?
»Du glaubst, ich hätte sie einfach aus einer Laune heraus erschossen?« Er lachte, aber es klang durchaus nicht vergnügt, sondern eher wie ein bösartiges Zischen. »Deine Mutter war eine treulose Hure – genau wie du. Sie hat mich genauso verraten, wie du es getan hast.«
»Auf welchem verdammten Trip bist du denn? Womit zum Teufel konnte sie es verdient haben, während des Abendessens erschossen zu werden?«
»Halt die Klappe«, schnauzte er sie an. »Halt die Klappe und geh weiter!«
Sophie öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, aber er verdrehte ihr den Arm, bis sie vor Schmerz aufschrie. Sie schwieg und versuchte, die Übelkeit niederzukämpfen, die sie immer wieder zu überwältigen drohte.
Der Tunnel schien kein Ende zu nehmen, allerdings war ihr mittlerweile jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Als ihr Fuß gegen eine Unebenheit im Boden stieß, wäre sie beinahe gestolpert und gestürzt. Sie hörte, wie die Hand ihres Vaters über die Wand glitt, und dann wurde es hell. Sophie blinzelte. Sie wollte keine Schwäche zeigen, wollte keine Gelegenheit zur Flucht verpassen.
Sobald sie die beiden Hummer sah, verließ sie schlagartig der Mut. Die Wagen standen nur wenige Meter von einem breiten Tunneleingang entfernt. Noch immer hielt ihr Vater ihren Arm fest gepackt, die Waffe zielte auf ihren Kopf.
»Steig ein.«
Oh Gott, sie durfte nicht einsteigen. Sie konnte nicht zulassen, dass er mit ihr wegfuhr.
Ein Schuss peitschte durch den hell erleuchteten Raum. Instinktiv machte sie einen Satz nach hinten, als ihr Vater gegen einen der beiden Wagen geschleudert wurde. Sein Kopf schlug mit einem ekelerregenden Geräusch gegen das Fenster auf der Beifahrerseite, und einen Moment lang stand er mit weit aufgerissenen Augen einfach nur da. Dann sackte er zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man losgelassen hatte, und glitt an der Tür entlang zu Boden. Sofort bildete sich eine Blutlache um seinen leblosen Körper.
Sie wirbelte herum, weil sie erwartete, Sam oder einen seiner Brüder hinter sich stehen zu sehen, froh, sich ihrem Retter in die Arme werfen zu können. Ihr Herz schlug vor Erleichterung einen Trommelwirbel. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Hinter ihr, nicht weit entfernt, stand Tomas, die Waffe noch immer auf die Stelle gerichtet, wo ihr Vater eben noch gestanden hatte.
Ihr Magen rebellierte, und nur mit Mühe gelang es ihr, sich nicht zu übergeben. Benommen starrte sie ihn an. Sie war sich nicht sicher, was sie jetzt tun sollte.
»Eigentlich hätte er einen qualvolleren Tod verdient«, sagte Tomas unbeteiligt. »Für das, was er Maria angetan hat.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Wieso interessiert es dich, was er meiner Mutter angetan hat?«
Tomas richtete den Blick auf sie, und als sie sah, wie viel Kälte darin lag, begann sie zu zittern. Von Angst war keine Spur mehr zu entdecken. Keine Anspannung, keine Nervosität. Der Mord an dem Mann, den er am meisten gefürchtet hatte, war ein Befreiungsschlag für ihn.
Seine Augen blitzten wild auf, und er blickte triumphierend auf den Toten, als könnte er noch nicht ganz glauben, was er gerade getan hatte.
»Er hat sie getötet, weil sie mich geliebt hat«, sagte er. »Dein Vater hat es gewusst. Ich weiß nicht, wie er es herausgefunden hat. Vielleicht hat einer der Dienstboten sie verraten. Jedenfalls war es kein Zufall, dass er sie einen Tag, nachdem sie sich mir hingegeben hatte, erschoss.«
Sophie schüttelte den Kopf. Die Welt war verrückt geworden. Sie war von völlig Wahnsinnigen gezeugt worden. Ihr gesamter genetischer Code war eine einzige Katastrophe. Wie hatte sie sich bloß einreden können, sie wäre jemals in der Lage, ein normales Leben zu führen, wenn sie doch ihr ganzes früheres Leben unter Verrückten
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