KGI: Tödliche Rache (German Edition)
warf sich den Riemen seines Gewehrs über die Schulter, dann kniete er sich hin und ließ sich durch die Öffnung fallen. Ungeduldig wartete er, bis seine Brüder nachgekommen waren.
»Mann, ist das dunkel hier«, sagte Donovan, nachdem sie die Türen des Aufzugs aufgestemmt hatten. Sam hörte, wie er sich ein Stück entfernte und seine Hand über eine Oberfläche strich. »Verdammt, wir sind in einem Tunnel.«
Ethan hob die Taschenlampe, aber Sam drückte seinen Arm nach unten. »Mach das Licht aus.«
Vorsichtig schlichen sie den Tunnel entlang. Sam, der die Spitze bildete, wurde immer schneller, bis er fast schon rannte. Als der Tunnel einen Bogen machte, tauchte in der Ferne eine Lichtquelle auf. Sam hob die Hand und bedeutete seinen Brüdern schweigend, sich möglichst weiträumig zu verteilen.
Sie schoben sich auf die Öffnung zu, und Sam lauschte angestrengt, ob er irgendetwas hören konnte. Als sie näherkamen, drang das Summen von Neonröhren an sein Ohr. Davon abgesehen war alles still. Viel zu still.
Sam und Donovan drückten sich auf der einen, Garrett und Ethan auf der anderen Seite gegen die Tunnelwand. Sam hielt einen Finger hoch, dann zwei, und beim dritten stürzten sie hinaus.
Bei dem Anblick, der ihn erwartete, blieb Sam abrupt stehen. Ein paar Meter entfernt stand ein schwarzer Hummer, und daneben lag Alex Mouton. Oder besser gesagt: seine Überreste.
»Verflucht noch mal«, flüsterte Donovan. »Dem hat jemand den halben Schädel weggeblasen.«
Garrett zog eine Augenbraue hoch. »Unser Mädchen?«
Sam blickte sich um. Der Hummer stand abfahrbereit in Richtung eines weiteren Tunnels. »Tomas muss sie geschnappt haben. Wenn sie Alex erschossen hat, wo ist sie dann jetzt?«
Ethan untersuchte den Boden vor dem Hummer. »Hier war noch ein zweites Fahrzeug. Da sind Reifenspuren. Sieht aus, als wäre der Fahrer – wer auch immer es war – in großer Eile gewesen.«
»Sam, ich habe eine Meldung von Resnick.«
Sam legte die Hand über den Empfänger in seinem Ohr.
»Schieß los, Steele.«
»Resnick ist in der Luft. Er verfolgt einen Hummer, dessen Fahrer wie ein Irrer quer durchs Gelände Richtung Del Rio rast. Er hinterlässt eine meilenweit sichtbare Staubspur und schert sich offensichtlich nicht darum, ob man ihn sieht oder nicht. Resnick glaubt, Sophie auf dem Beifahrersitz gesichtet zu haben. Er bleibt an ihm dran.«
Sams Herz fing an zu rasen. Adrenalin jagte durch seine Adern und machte ihn ganz kribbelig. Solch einen Adrenalinstoß hatte er zuletzt bei seinem allerersten Einsatz erlebt.
»Verstanden, Steele. Wir kümmern uns drum. Bei dir und Rio alles okay?«
»P. J. und Cole räumen immer noch ein paar Söldner aus dem Weg. Wir halten uns zurück und überlassen ihnen die Nachzügler. Bei uns ist alles bestens. Kümmere dich um deine Frau.«
Sam richtete den Blick auf Donovan. »So, du Technikfreak, dann zeig mal, was du kannst. Mach diesen Hummer startklar.«
Donovan zog eine Augenbraue hoch, ging zur Fahrerseite, öffnete die Tür und streckte die Hand in den Wagen. Eine Sekunde später hielt er grinsend einen Autoschlüssel hoch.
»Viel zu leicht, Chef.«
Sophie wurde nach vorne geschleudert, als der Wagen über die nächste Unebenheit donnerte. Tomas konzentrierte sich voll und ganz auf den Weg vor ihnen und achtete immer weniger auf sie. Sie sah, wie der Lauf seiner Waffe allmählich tiefer sank.
Sie sprach kein Wort. Sie gab auch keinen Ton von sich, als ihr Kopf gegen das Seitenfenster schlug. Auf gar keinen Fall wollte sie seine Aufmerksamkeit auf sich lenken. So wild, wie er drauflosfuhr, könnte sich nur zu leicht ein Schuss lösen, und noch war die Waffe auf sie gerichtet.
Wohin fuhren sie? Und was versprach er sich von dieser Flucht? Den Schlüssel hatte er nicht. Sein ganzer »Schutz« war beim Haus zurückgeblieben und wurde in diesem Moment von Sam und seinen Leuten hoffentlich kräftig aufgemischt.
Blieben also nur Tomas und sie – eine ziemlich gruselige Vorstellung, wenn sie bedachte, dass er gerade zum ersten Mal in seinem Leben Mut bewiesen und sich gegen seinen Bruder durchgesetzt hatte. Dass er nun vollgepumpt war mit Adrenalin und Selbstvertrauen, war wirklich das Letzte, was sie brauchen konnte.
Nervös beobachtete sie, wie Tomas versuchte, etwas aus seiner Tasche zu holen, ohne dabei die Waffe loszulassen. Sein Finger war gefährlich nah am Abzug. Sie würde noch sterben, nur weil dieser Typ ein unfähiger Trottel war.
Der Wagen brach aus,
Weitere Kostenlose Bücher