KGI: Tödliche Rache (German Edition)
hindurch.
Sobald sie draußen war, sank sie gegen den verbeulten Hummer und atmete tief aus.
Irgendwie würde sie lebend aus der Sache herauskommen. Irgendjemand wachte über sie. Dieser Gedanke machte ihr wieder Mut, und sie sah sich suchend in dem felsigen Terrain um. Sie waren bereits mehrere Meilen vom Haus entfernt, und das Logischste war vermutlich, den Weg zurückzuverfolgen.
Als sie sich von dem Wagen abstieß, hörte sie in der Ferne ein Fahrzeug. Sie beschattete die Augen mit der unverletzten Hand, suchte den Horizont ab und erkannte den anderen Hummer, wie er durch Felsen und Sand auf sie zusteuerte. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie hatte ihren Vater tot zusammenbrechen sehen. Die Hälfte seines Schädels war verschwunden gewesen. Er war tot. Das konnte er nicht sein.
Ihr Herz raste. Zögernd machte sie einen Schritt vorwärts. Ihre Knie zitterten, und ihr Mund war wie ausgetrocknet. Als der Wagen in etwa fünfzig Metern Entfernung über eine Kuppe kam, machte sie noch einen Schritt. Der Wagen brach hinten aus, dann kam er mit quietschenden Reifen zum Stehen. Die Tür flog auf, und jemand rief ihren Namen.
Eine riesige Last fiel von ihr ab.
Sam.
Sie wollte ihm entgegenlaufen, aber sie stand wie angewurzelt da, als wäre sie eine Statue. Sam und Garrett sprangen aus dem Wagen, dicht gefolgt von Donovan und Ethan. Doch plötzlich zeigten ihre Mienen nicht mehr Besorgnis und Erleichterung, sondern pures Entsetzen.
Sophie runzelte die Stirn.
»Sophie!«, brüllte Sam.
Sam und Garrett stürzten los. Sam riss die Waffe aus dem Gürtel und richtete sie auf einen Punkt hinter ihr.
Verblüfft drehte Sophie sich um. Als sie Tomas aus dem Wagen klettern sah, wich sie ungläubig zurück. Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht und sein Kopf waren blutüberströmt, aber er kam mit unsicherem Schritt auf sie zu, und schlimmer noch, er hielt die Waffe in der Hand und richtete sie genau auf Sophie. Und sie trug keine Weste mehr.
Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Sophie war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch wusste, wer und wo er war und was zum Teufel er da tat, aber er zielte auf sie und schien wild entschlossen zu sein abzudrücken.
Sein Finger lag auf dem Abzug, und sie krümmte sich zusammen, um ihren Bauch zu schützen und aus der Schusslinie zu kommen. Der Schuss ging los, und im selben Moment sah sie Garrett auf sich zustürzen. Er flog – flog buchstäblich – durch die Luft und warf sich mit ausgestreckten Armen vor sie.
Das Geräusch, mit dem sich die Kugel in sein Fleisch bohrte, würde sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen.
»Nein!«, schrie sie.
Sie warf sich auf ihn, und schon fiel ein weiterer Schuss. Und noch einer. Doch sie sah nicht hoch.
»Garrett, Garrett!«
Verzweifelt hämmerte sie auf seine Kevlarweste ein, um ihn dazu zu bringen, ihr zu antworten.
Garrett stöhnte, rollte sich auf den Rücken und versuchte, sie abzuwehren. »Gott im Himmel, Frau, willst du mich umbringen?«
Tränen schossen ihr in die Augen. Ihr Gesicht war wutverzerrt, und ihre Wangen brannten.
»Warum hast du das getan? Bist du völlig wahnsinnig?«, brüllte sie. »Du magst mich nicht mal, Garrett. Wie konntest du dich nur vor mich werfen? Und wenn du nun stirbst?«
Schluchzend brach sie zusammen. Sie senkte den Kopf und zog seinen riesigen Körper so nah an sich heran, wie sie konnte, während ihre Tränen auf seinen Hals tropften.
»Warum?«, flüsterte sie. »Warum tust du so was Idiotisches?«
Sanft strich er ihr mit der Hand übers Haar, packte eine Strähne und zog ihren Kopf von seiner Brust hoch, bis er ihr in die Augen sehen konnte.
»Weil das in einer Familie so üblich ist«, erwiderte er mit leiser, schmerzerstickter Stimme.
31
Sophie hielt Garretts verschleierten Blick fest, in dem sich der Schmerz spiegelte. Unter ihrer Hand spürte sie warme Flüssigkeit, und sie sah hinunter auf ihre Hand, die sie gegen seine Schulter presste. Blut quoll durch ihre Finger und lief über ihr T-Shirt.
Nein. Nein, nein, nein. Die Kugel hatte ihn an einer ungeschützten Stelle getroffen.
Ungläubig schüttelte sie den Kopf, und Tränen strömten über ihr Gesicht.
»Sophie, Süße, hör auf, mich so anzusehen«, sagte Garrett barsch. »Sonst glaube ich noch, dass ich wirklich sterbe.«
»Tust du das denn nicht?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
»Es tut zwar tierisch weh, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass nichts Lebenswichtiges getroffen wurde. Dafür trägt man
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