KGI: Tödliche Rache (German Edition)
schrammte einen Felsen, und Tomas’ Hand rutschte vom Lenkrad. Einen Moment lang legte sich der Wagen gefährlich auf die rechte Seite. Tomas fluchte, packte das Lenkrad und riss das Steuer nach links. Wie durch ein Wunder fiel der Wagen auf alle vier Räder zurück, und die rasende Fahrt durch das unwegsame Gelände ging weiter.
Tomas zog ein Handy aus seiner Tasche und hielt es – mitsamt der Waffe – in ihre Richtung.
»Ruf ihn an«, befahl er. »Ruf ihn an und sag ihm, dass ich den verdammten Schlüssel haben will, sonst bringe ich dich und deine Brut um.«
Sophie lachte. Sie konnte einfach nicht anders. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und konnte nicht aufhören, hysterisch zu lachen.
»Ich weiß nicht, wie ich Kontakt mit ihm aufnehmen soll, Tomas. Ich habe ihn noch nie angerufen. Du müsstest doch wissen, wie man ihn erreicht. Himmel, du bist doch schließlich derjenige, der seine Mutter als Geisel genommen hat.«
Er schlug mit dem Kolben der Pistole nach ihr, aber sie duckte sich, und er traf nur die Kopfstütze. Wieder geriet der Wagen ins Schlingern, und das war der Moment, in dem ihr eines klar wurde: Sam würde sie hier nicht rausholen können, ebenso wenig Garrett oder die Abermillionen Männer, die KGI beschäftigte. Wenn sie das Ganze überleben wollte, wenn sie ihr Kind beschützen wollte, dann musste sie selbst ihren Kopf aus der Schlinge ziehen.
Als Tomas wieder nach ihr schlug, packte sie sein Handgelenk mit beiden Händen und drückte es so fest nach unten, wie sie konnte.
Tomas fluchte. Der Wagen geriet ins Schleudern, und er packte das Steuerrad verzweifelt mit der Linken, um die Kontrolle über den Wagen zu erhalten. Er zog den rechten Arm zurück und wollte sie ins Gesicht schlagen, aber sie duckte sich und versenkte die Zähne in sein Handgelenk.
Als sie das Blut schmeckte, musste sie würgen. Tomas entriss ihr seine Hand und holte mit der Linken aus. Kaum hatte er das Lenkrad losgelassen, fuhr das Auto in ein größeres Schlagloch, und plötzlich stand die Welt kopf. Oben war auf einmal unten, und unten war oben.
Ihr kam der vage Gedanke, dass sie tief in der Scheiße saß, dann schloss sie nur noch die Augen und betete.
Ihr Kopf schlug gegen etwas Hartes. Ein heftiger Schmerz zuckte durch ihre Hand. Und dann war auf einmal alles still.
Obwohl ihr Kopf dröhnte, öffnete sie vorsichtig die Augen. Der Wagen hatte sich überschlagen, war aber auf den Rädern zum Stehen gekommen. Sie warf einen Blick auf Tomas, der zusammengesunken über dem Lenkrad hing. Die Windschutzscheibe vor ihm war voller Blutspritzer, und seitlich an seinem Kopf lief ebenfalls Blut herab.
Ihre Hand schmerzte.
Oh Gott, jetzt verlor sie doch noch die Nerven! War das alles, was ihr einfiel? Sie hatte sich gerade erfolgreich einem Mann mit einer Waffe in der Hand widersetzt, und jetzt kam ihr nichts Besseres in den Sinn, als dass ihre Finger höllisch wehtaten?
Der kleine und der Ringfinger schwollen bereits an. Der Ringfinger stand in einem seltsamen Winkel ab, aber ihr Hirn war so benebelt, dass sie nur dumpf auf ihre Hand hinunterstarren konnte.
Raus! Los, Sophie, raus!
Sie griff mit der linken Hand nach dem Türgriff. Hoffentlich ließ die Tür sich öffnen! Sie wollte nicht aus dem Fenster klettern müssen.
Die Tür ließ sich einen Spaltbreit öffnen und rührte sich dann keinen Millimeter mehr.
Sophie warf sich mit der Schulter dagegen, konnte sie aber nur ein winziges Stück weiter aufdrücken. Frustriert stieß sie einen Fluch aus, dann drehte sie sich im Sitz, rückte nah an Tomas heran – hoffentlich war der Dreckskerl tot! – und stemmte die Füße gegen die Tür.
Das Metall kreischte protestierend, aber sie bekam die Tür weit genug auf, dass sie sich hinauswinden konnte. Hastig rutschte sie zur Tür und streckte die Beine durch die Öffnung. Als sie ganz automatisch an den Türrahmen fasste, um sich abzustützen, schrie sie vor Schmerz auf und zog ruckartig die verletzte Hand zurück. Sie schüttelte sie, um den schrecklichen Schmerz zu lindern, und drückte sie schließlich einfach fest gegen die Brust.
»Versuchen wir es noch mal«, murmelte sie.
Als sie feststellte, dass die Weste ihr im Weg war und sie ohne sie bessere Chancen haben würde, durch die schmale Öffnung zu passen, fummelte sie so lange an den Bändern herum, bis die Weste locker genug saß, um sie abzuschütteln. Dann hielt sie die Luft an und schob sich zwischen Tür und Rahmen
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