KGI: Tödliche Rache (German Edition)
Donovan dann aber heran. Sein Bruder hatte noch ein ganzes Sortiment Binden und Salben dabei, außerdem Nähzeug.
»He! Du glaubst doch nicht, dass ich dich damit an sie ranlasse. Du spinnst wohl.«
»Ist es dir lieber, wenn sich ihr Arm infiziert und abfault?«
»Verdammt, Donovan, du treibst mich noch zur Weißglut.«
Donovan konnte sich den Anflug eines Lächelns nicht verkneifen. »Du und Garrett, ihr geht wirklich wegen jeder Kleinigkeit an die Decke. Nun komm mal wieder runter, Mann. Ich habe eine Ausbildung als Sanitäter. Schon vergessen? Ich habe eine Menge erstaunlicher Fähigkeiten. Ich kann Flugzeuge und Hubschrauber fliegen, und ich kann abgetrennte Gliedmaßen wieder annähen. Vielleicht faulen sie später wieder ab, aber das ist dann nicht mein Problem.«
»Du hast echt vor gar nichts Respekt«, schimpfte Sam. »Du bist zu viel mit Joe zusammen.«
Wieder grinste Donovan. »Joe war schon immer mein Lieblingsbruder.«
Ungeduldig winkte Sam ab. »Nun gib ihr schon die Spritze, aber ich will mir ihren Arm und ihre Seite dann noch mal anschauen, bevor ich dich mit Nadel und Faden auf sie loslasse.«
»Du tust ja gerade so, als würde ich einen Kissenbezug sticken«, erwiderte Donovan trocken. Dann zog er die Plastikkappe von der Spritze und ging auf die andere Seite des Betts. Entschuldigend sah er kurz zu Sam, dann schob er die Decken beiseite und entblößte Sophies Hüfte. Sam schaute ihn böse an, hielt aber seine Zunge im Zaum, während Donovan geschickt die glatte Haut oberhalb ihres Hinterns abtupfte und ihr dann die Nadel ins Fleisch drückte.
Sophie zuckte zusammen und stieß einen leisen Schrei aus. Ihre Hände krallten sich in Sams Hemd, und sie fing wieder an zu zittern. Ihre Augen aber blieben geschlossen. Instinktiv zog Sam sie an sich und redete leise beruhigend auf sie ein. Seinem Bruder warf er einen Blick zu, der sein Missfallen deutlich zum Ausdruck brachte, als der die Nadel herauszog und die Kappe wieder auf die Spitze steckte.
Donovan verdrehte die Augen, stützte dann ein Knie auf dem Bett ab und schob das Flanellhemd zurück, das Sam ihr angezogen hatte. Vorsichtig nahm er den Verband von ihrem Oberarm. Die Mullbinde war hellrot, und sofort sickerte neues Blut aus der Wunde.
»Das muss genäht werden, Sam. Ich weiß, dass dir das gegen den Strich geht, aber wenn du dich weiter weigerst, sie ins Krankenhaus zu bringen, muss ich sie zusammenflicken. Ich kann ihr eine örtliche Betäubung geben. Das Mittel ist sicher nicht so gut wie das Zeug, das sie in der Notaufnahme haben, aber es reicht immerhin, damit sie nichts spürt.«
Sam fluchte leise vor sich hin, schloss die Augen und seufzte schließlich resigniert. »Na gut, mach es. Aber schnell. Sie soll nicht mehr leiden als unbedingt nötig.«
Sam drückte Sophies Gesicht an seinen Hals und strich sanft ihren Arm entlang bis zu der Stelle, die Donovan gerade desinfizierte. Es war lächerlich, wie er sich hier aufführte. Er hatte im Einsatz selbst schon genügend blutende Wunden verarzten müssen. Er hatte Dinge gesehen, bei deren Anblick selbst hartgesottene Soldaten erbleichen würden. Aber dass sein Bruder Sophie, die schwanger und verletzt in seinen Armen lag, gleich eine Nadel durch die Haut stechen würde, wühlte ihn entsetzlich auf.
»Halt sie gut fest«, sagte Donovan, während er zum ersten Stich ansetzte. »Wenn sie zuckt, wird es nur schmerzhafter, und ich will so wenig Schaden anrichten wie möglich.«
»Nun mach endlich«, knurrte Sam.
Er umarmtete Sophie noch fester, bot ihr seine Kraft und seinen Schutz. Als die Nadel ihre Haut durchstieß, wusste er nicht, wer sich mehr verspannte – er oder Sophie. Ihre Gesichtsmuskeln zuckten, und sie riss entsetzt die Augen auf, sah aber glatt durch ihn hindurch. Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, und als sie dann sprach, klang ihre Stimme brüchig und heiser.
»Bitte, tut meinem Baby nichts.«
Sams Magen zog sich zusammen, und selbst Donovan schaute verwundert auf.
»Was hat sie bloß?«, murmelte er.
»Sieh zu, dass du fertig wirst«, herrschte Sam ihn an.
Dann drehte er den Kopf wieder zu Sophie und drückte seine Lippen auf ihre, um das Wimmern zu beenden, das ihm durch Mark und Bein ging.
»Schsch, Sophie, ich bin es. Sam. Ich bin bei dir. Dir passiert nichts. Das schwöre ich. Deinem Baby geht es gut. Mir geht es gut. Verstehst du mich?«
»Sam«, brabbelte sie undeutlich. »Muss Sam warnen. Nicht mehr sicher. Hab mich ferngehalten, aber
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