KGI: Tödliche Rache (German Edition)
zumindest sobald sie haben, was sie von mir wollen. Wahrscheinlich sind sie auch hinter dir her, haben dich aber bisher verschont, weil du der Köder warst. Deshalb habe ich mich von dir ferngehalten. Aber dann waren sie mir dicht auf den Fersen, und ich durfte kein Risiko eingehen. Ich bin längst nicht mehr so schnell und clever wie früher.« Angeekelt deutete sie auf ihren Bauch. »Die Schwangerschaft macht mich nicht nur langsamer, sie saugt mir auch das Gehirn aus.«
»Sophie, jetzt beruhige dich doch.« Sam breitete besänftigend die Arme aus. »Komm her und setz dich. Du solltest nicht aufstehen.«
»Wo sind meine Sachen?«, fragte sie und sah sich suchend um. »Ich brauche meine Sachen!« Ihr war bewusst, dass sie verzweifelt und irrational handelte. Aber zur Hölle damit, sie brauchte etwas zum Anziehen und musste schleunigst hier raus. Laut Sam war sie schon mehrere Stunden in seinem Haus. Tomas und seine Leute wussten haargenau, wo sie nach ihr suchen mussten.
Ihr Blick fiel auf eine Jogginghose. Sie bückte sich, um sie aufzuheben, doch als sie wieder hochkam, fuhr ihr der Schmerz mit einer solchen Wucht in den Arm, dass sie ins Taumeln kam wie ein besoffenes Partygirl auf High Heels. Sam fing sie auf, aber sie riss sich los und setzte sich aufs Bett, um in die Hose zu schlüpfen.
Sie war ein paar Nummern zu groß, aber egal, zumindest war sie warm und trocken. Kaum hatte sie das erledigt, stand sie auf, packte Sam und versuchte, ihn mit sich zu ziehen. Ungläubig schaute er sie an, als hätte er eine Irre vor sich.
»Komm, Sam. Wir müssen uns beeilen. Hier können wir nicht bleiben. Sie werden dich töten. Und deine Brüder. Ich habe nicht gewusst, dass du Brüder hast. Tut mir leid, aber das konnte ich nicht ahnen. Ich habe gedacht, es gibt nur dich und deine Männer.«
Das Blut pochte schmerzhaft in ihren Schläfen. Sie plapperte wirres Zeug, und Sam stand sprachlos da und starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
Sie packte ihn erneut, nahm seine Hand und legte sie sich auf den Bauch.
»Sie bringen sie auch um, Sam. Er hatte ein Messer. Er hat gesagt, er schlitzt mich auf und holt sie raus. So weit darf es nicht kommen. Ich brauche deine Hilfe. Bitte! Du musst mir helfen.«
In Sams Gesicht stand das blanke Grauen. Sein Blick wanderte zu ihrem Bauch, auf dem seine Hand ruhte. Er wirkte so entsetzt, dass sie ihren Bauch umarmte und dabei seine Hände einklemmte, bevor er sie wegziehen konnte.
»Heilige Mutter Gottes«, murmelte Sam. Er riss sich los und nahm sie in die Arme.
Die tröstliche Geste bereitete ihr höllische Schmerzen, aber das war momentan unwichtig. Sie protestierte nicht und versuchte auch nicht, sich ihm zu entziehen. Sie wollte ihm nahe sein, ihn in ihr Herz einschließen. Endlich fühlte sie sich sicher. Vielleicht war sie ja doch nicht völlig auf sich gestellt.
Einen Augenblick lang verharrten sie so. Sie hätte sich dieser schönen Fantasie gern noch länger hingegeben, doch die Wirklichkeit holte sie rasch wieder ein.
»Wir müssen los«, drängte sie ihn. »Wir müssen fort von hier. Deine Brüder auch. Sie bringen sie sonst um.«
Er packte ihren unverletzten Arm und legte ihr die andere Hand so unters Kinn, dass sie gezwungen war, ihm ins Gesicht zu schauen.
»Jetzt wollen wir doch erst einmal ein paar Punkte klarstellen, okay? Erstens: Du gehst nirgendwohin. Basta. Zweitens: Ich brauche Antworten, Sophie. Eine Menge Antworten. Drittens: Kein Mensch wird dir oder deinem Kind was tun. Viertens: Wenn du die ganze Zeit gewusst hast, wo ich wohne, hättest du sofort zu mir kommen sollen, als es für dich gefährlich wurde.«
Entgeistert starrte sie ihn an. Dann brach sie in Gelächter aus. Sie konnte nicht anders. Er meinte es wirklich ernst. Typisch Mann. Alles möglichst vereinfachen.
»Du verstehst nicht, Sam. Ich kann nicht bleiben. Ich werde mein Baby nicht gefährden. Letzte Nacht bin ich dem Dreckskerl gerade noch entwischt. Er hat auf mich geschossen. Er wollte mein Baby töten. Eine zweite Chance werde ich ihm nicht geben. Seit fünf Monaten bin ich ihm ständig einen Schritt voraus.«
»Und jetzt hat er dich eingeholt«, unterbrach Sam sie. »Setz dich, Sophie. Wir beide haben eine Menge zu bereden. Unsere Privatangelegenheiten will ich als Erstes vom Tisch haben. Denn nachher, wenn du mir den Rest von dieser ganzen Scheiße erzählst, möchte ich meine Brüder dazuholen.«
Nun verließ sie jeglicher Kampfgeist. Die Schmerzen
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