KGI: Tödliche Rache (German Edition)
bewaffnete Männer bildeten mit Steele zusammen eine Gruppe. Der Mann und die Frau mussten Sams Bruder und Schwägerin sein.
»Der Schlüssel«, sagte sie und räusperte sich. »Hat er den Schlüssel gefunden?«
Sam griff in seine Tasche und zog ein langes, zylindrisches Metallstück heraus. »Ist er das?«, fragte er und legte das Metallstück auf seine Handfläche.
Es war ein seltsames Teil. Mit einem traditionellen Schlüssel hatte es nicht die geringste Ähnlichkeit. Sie konnte verstehen, wieso er skeptisch war.
Sophie nahm ihm den Schlüssel aus der Hand und strich mit dem Finger über die Zacken an der Außenkante.
»Ja. Das ist eine Spezialanfertigung. Eine technologische Errungenschaft. Die Zacken hier an der Kante sind der eigentliche Schlüssel. Jede Zacke passt in eine entsprechende Ausbuchtung im Schlüsselloch. Aber wie du siehst, ist das Teil hohl, und auf der Innenseite verbirgt sich ein Code, der gescannt wird, sobald der Schlüssel im Schlüsselloch steckt. Alle Informationen sind im Computer gespeichert, und an dem Ende, wo man den Schlüssel hält, befindet sich ein Sensor. Wenn der Puls zu schnell ist oder die Körpertemperatur einen gewissen Normwert übersteigt, wird der Zugang verwehrt.«
Sam schüttelte den Kopf. »Dein Vater war ganz schön paranoid.«
»Er sah sich eher als jemanden, der sehr sorgfältig vorgeht und alle Eventualitäten einplant. Er hat niemandem vertraut. Aber arrogant war er auch. Er hatte so ein engmaschiges Sicherheitsnetz um sich herum geschaffen, dass er sich für unverletzlich hielt. Er war fest davon überzeugt, niemand könnte an ihn rankommen.«
»Verdammter Allmachtswahn«, murmelte Donovan.
Sophie sah hoch. Donovan und Garrett waren zu ihnen getreten, genau wie der Mann, den sie für Sams Bruder hielt.
Sie nickte. »In gewisser Weise hielt er sich wirklich für den Allmächtigen. Nicht im religiösen Sinn, er war kein gläubiger Mensch. Dinge, die man nicht anfassen oder sehen kann, interessierten ihn nicht. Religion betrachtete er als Schwäche. Für ihn zählte nur Stärke beziehungsweise das, was er dafür hielt.«
»Woher hast du bloß den Mut genommen, ihn anzugreifen?«, fragte Garrett. »Du hast gesagt, du hast ihn erschossen, aber wie?«
Sophie sah auf ihre Hände hinunter. »Das ist nicht gerade etwas, worauf ich stolz bin. Ich habe es aus egoistischen Motiven getan, nicht weil ich so ein guter Mensch bin.«
Sam hob ihr Kinn an, bis sich ihre Blicke begegneten. »Da muss ich dir widersprechen«, entgegnete er leise, und ihr schien, als würde seine Stimme leicht zittern. »Du riskierst dein Leben für eine Frau, die du kaum kennst. Das macht dich nach meinem Verständnis durchaus zu einem guten Menschen.«
Sein Griff wurde fester, als wollte er so seine Worte unterstreichen.
»Du wirst schon dafür sorgen, dass mir nichts passiert«, entgegnete sie.
Das sagte sie nicht nur, um ihm Mut zu machen. Sie glaubte das wirklich, und sie wollte, dass er das wusste.
Ethan trat vor und reichte ihr die Hand. »Ich bin Ethan, Sams jüngerer Bruder. Ich komme mit nach Rock Springs.«
Sie ergriff seine Hand. »Ich bin Sophie«, sagte sie.
Er lächelte, und es war richtig seltsam, jemanden, der so viel Ähnlichkeit mit Garrett hatte, lächeln zu sehen.
»Ich weiß, wer du bist. Mein Bruder hat mir viel von dir erzählt.«
Steele kam auf sie zugeeilt und berührte Sam am Arm. »Wir können los. Die Wagen sind da, die Hubschrauber warten, und der Jet ist aufgetankt.«
Sophies Magen krampfte sich zusammen, und sie legte die Hände rasch in den Schoß, damit niemand sah, wie sehr sie zitterten. Der Schlüssel drückte sich in ihre Handfläche, und die Lederschnur, an der sein Vater ihn um den Hals getragen hatte, lag schlaff auf ihrem Bein. An dem einen Ende waren dunkelrote Flecken. Das Blut ihres Vaters.
Der Schlüssel war ihre Lebensversicherung gewesen, aber jetzt war er das Einzige, was Marlene Kelly vor dem sicheren Tod bewahrte. Wenn sie ihn aus der Hand gab und Sam und seine Leute es nicht schafften, das Netzwerk ihres Onkels komplett zu zerstören, dann würde sie für den Rest ihres Lebens eine Zielscheibe auf dem Rücken tragen – so lange dieses Leben dann noch dauerte.
Sam nahm ihre Hand und half ihr hoch. Er sah ihr tief in die Augen und strich ihr sanft über die Wange. Dann ließ er ihre Hand los, bildete mit seinen Männern einen schützenden Kreis um sie, und in dieser Formation verließen sie das Krankenhaus.
Sie wollten gerade
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