Kill Decision
Feuerlöscherschild, saß ein großer schwarzer Rabe und musterte sie neugierig.
«Du hast mir einen Scheißschrecken eingejagt.» Sie ging auf den Vogel zu, der sie immer noch gelassen betrachtete. Erst auf ein, zwei Meter erkannte sie, dass der Vogel eine Art Headset aus feinem Draht trug. Er hüpfte jetzt ans äußerste Ende des Schilds, schlug mit den Flügeln und krächzte wieder.
«Spitzel kann keiner leiden, Hugin.»
Der Vogel krächzte zurück.
Eine vertraute Stimme sagte ganz in der Nähe: «Das ist Munin.»
McKinney fuhr erschrocken herum und sah nicht weit hinter sich Odin im Gang stehen.
«Sie können wohl nicht schlafen?»
Sie ging zu ihm. «Ich habe hinter der Tür da jemanden in einer fremden Sprache reden hören.»
«Sie trauen mir immer noch nicht?»
Sie zeigte mit dem Finger. «Je länger ich drüber nachdenke, desto misstrauischer werde ich. Warum sind wir nicht auf einer Militärbasis? Warum kann mir niemand irgendeinen Ausweis zeigen? Warum bin ich hier eingesperrt?»
Odin nickte langsam. Er schien sich die Antwort gut zu überlegen.
Munin krächzte wieder hinter ihr.
McKinney zeigte auf den Vogel. «Und was zum Teufel machen Sie mit den Tieren? Wo bleibt da die Ethik?»
«Sie brauchen Schlaf, Professor.»
«Was ich brauche, ist ein Beweis, dass ich nicht verbrecherischen Leuten bei verbrecherischen Dingen helfe.»
Er zeigte auf den Raben. «Hugin und Munin fliegen jeden Tag draußen herum und kommen immer freiwillig zurück. Wenn sie Sie als Freundin betrachten würden, hätten sie keinen Alarm gegeben.»
«Sie benutzen diese Vögel.»
Odin streckte den Arm aus. Munin flatterte herab, landete auf dem Arm und kletterte dann auf Odins Schulter. «Das ist eine zynische Sicht von Symbiose.»
«Raben dafür abzurichten, Ihnen bei Ihren Kriegen zu helfen, kann man wohl kaum Symbiose nennen.»
«Ich frage mich öfter, wer hier wen abrichtet. Sie kennen doch den Spruch über Feldforschung: ‹Erforsche nie ein Tier, das intelligenter ist als du.›» Er ging zu der Tür, auf die McKinney gezeigt hatte, und klopfte.
Die Funkgeräusche drinnen verstummten, und schwere Schritte näherten sich der Tür. Sie öffnete sich einen Spalt, und ein grauhaariger Mann mit Pferdeschwanz und einem Gesicht voller Falten und Leberflecken guckte heraus. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette, und um seinen Kopf kräuselte sich Rauch. Er sagte mit einem leichten russischen Akzent: «Warum verdammt noch mal hämmern Sie an Tür? Sie haben mich zu Tode erschreckt.» Der Blick des Mannes huschte von Odin zu McKinney, und auf seinem Gesicht erschien ein leises Grinsen. «Oh, guten Abend, werte Dame …» Er streckte die Hand aus, aber Odin unterbrach ihn.
«Geschenkt, Rocky. Erklären Sie der guten Frau Professor hier, warum Sie Russisch sprechen.»
Der Mann sah jetzt wieder finster drein und machte die Tür ganz auf. «Weil ich Russe bin, Arschloch. Warum?» Hinter ihm sah McKinney ein Elektroniklabor, in dem überall Platinen und Drohnenkomponenten herumlagen.
«Woher kommen Sie?»
«Was soll das alles?»
«Das ist eine simple Frage.»
Der Mann schnaubte. «Ist das wieder Blödsinn von FBI?»
«Beantworten Sie die Frage.»
«Mein Bruder und ich sind 1989 übergelaufen. Meine Freigaben sind in Ordnung, und wer was anderes sagt, kann meinen ukrainischen Arsch lecken.» Er bohrte Odin den Zeigefinger in die Brust. «Das gilt auch für Sie. Sie glauben, Sie können mich einschüchtern? Ich werde nehmen diesen Vogel von Ihnen und ihn schieben in Ihren JSOC-Arsch. Ich wurde ein Jahr von KGB in Smolensk gefangen gehalten. Niemand auf der Welt kann mich –»
Odin hob die Hände. «Rocky! Okay, Mann. Ich wollte nur etwas klarstellen. Ist schon gut. Wir lassen Sie in Ruhe.» Odin winkte McKinney mit sich und wandte sich zum Gehen.
Rocky beugte sich aus der Tür. «Sie haben mich nicht mit Ihrer hübschen jungen Freundin bekannt gemacht, Odin.»
« Need-to-know -Prinzip, Rocky.»
«Ach … scheiß auf Sie und Ihre Geheimnisse. Ich habe bessere.» Er zog sich wieder in sein Labor zurück und knallte die Tür zu.
McKinney seufzte, als sie neben Odin herging.
«Wenn es Sie beruhigt, Professor, spazieren Sie ruhig im Komplex herum. Ich kann Ihnen nicht alle Türen aufmachen, aber Sie können mit jedem reden, den Sie treffen. Fragen Sie sie aus, wenn es Ihnen hilft, Schlaf zu finden.»
Sie nickte. «Das werde ich tun.»
Odin bog in einen Quergang ein. «Aber bleiben Sie nicht die ganze Nacht auf.
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