Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
an.
Schau mal, was wir hier haben.
Der Dürre zündete sich mit dem Feuerzeug eine Zigarette an.
»Hi, Jungs«, grüßte Charlie. »Was läuft?«
»Deine Zeit«, erwiderte der Fette. Seine Stimme klang breiig. Er hatte noch immer den Mund voll und kaute.
»Ich schätze, das soll wohl lustig sein.«
»Was machst du auf unserer Straße?«, wollte der Dürre wissen.
»Das ist nicht eure Straße. Das ist eine öffentliche Straße. Der State Highway 63, um genau zu sein, und ich habe jedes Recht, ihn zu benutzen.«
»Falsch.«
»Ganz falsch«, fügte der fette Kerl hinzu.
Charlie sah sich erneut über die Schulter um.
»Wen erwartest du denn da hinten?«, fragte der Dürre. »John Wayne?«
»Tot«, sagte der Fette.
»Die Siebte Kavallerie?«
»Tot.«
»Batman?«
»Tot.«
»Ist er nicht«, warf Charlie ein.
»Könnte er aber genauso gut sein«, erwiderte der Dürre. »So viel, wie er dir nutzen würde.«
»Du steckst ganz tief in der Scheiße«, meinte der Fette. »Und die Scheiße sind wir. «
»Halt’s Maul, Tom«, fuhr ihn der Dürre an.
Tom blickte so finster drein wie ein Kind, das von seinem Vater ausgeschimpft wurde. Dann schluckte er hinunter, was immer er gekaut hatte. Das Schlucken schien ihm einige Mühe zu bereiten.
Während er damit beschäftigt war, sagte Charlie: »Hört mal, es tut mir echt leid, dass ich euch den Stinkefinger gezeigt hab, Jungs. Ich meine, nicht, dass ihr es nicht verdient gehabt hättet. Jedenfalls er. Tom. Es zeugt nicht gerade von guten Manieren, mich so anzubrüllen, wie er es getan hat. Ich meine: Leck mich? Das ist wirklich sehr unhöflich, so was sollte man nicht sagen, schon gar nicht zu einer völlig Fremden. Da ist eben mein Temperament mit mir durchgegangen. Aber es tut mir leid. Okay?«
»Okay«, erwiderte der Dürre.
Aber sie wandten sich nicht ab und gingen nicht zurück zum Wagen. Sie blieben, wo sie waren, und starrten Charlie unverändert an.
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte sie.
»Wie heißt du?«, erkundigte sich der Dürre.
»Warum willst du das wissen?«
Er schnipste die Zigarette in ihre Richtung. Sie zuckte zusammen, doch bevor sie die Chance hatte, auszuweichen, streifte das glimmende Ende ganz leicht ihr rosafarbenes T-Shirt, direkt unterhalb der Schulter. Ein Aschekreis von der Größe eines Bleistiftradierers blieb zurück. Als die Kippe zu Boden fiel, wischte Charlie den grauen Fleck weg und sagte: »Wirklich nett. Scheiße, wirklich nett.«
»Wie heißt du?«
»Charlie.«
»Das ist ein Jungenname«, erwiderte Tom.
»Bist du ein Junge?«, hakte der andere nach.
»Sie ist kein Junge«, stellte Tom fest.
»Darf ich jetzt gehen?«, fragte sie den Dürren. Er schien das Sagen zu haben. »Bitte?«
»Sag: ›Bitte, bitte, mit Zucker obendrauf‹.«
»Bitte, bitte, mit Zucker obendrauf.«
Auf Toms Gesicht zeigte sich mit einem Mal ein drängender, glücklicher Ausdruck. Er lehnte sich ganz nah an seinen Freund, legte eine Hand vor den Mund, als habe er Angst, Charlie könnte Lippen lesen, und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Nachdem er seine Botschaft übermittelt hatte, drehte er sich zu Charlie um, verschränkte die Arme vor der Brust und grinste.
Der andere ergriff das Wort. »Tom will, dass du dein T-Shirt hochziehst.«
Ein paar Sekunden lang stand Charlie einfach nur da, blickte starr auf die beiden und hielt ihr Fahrrad davon ab, umzufallen. Dann verkündete sie: »Tom kann sich von mir aus den Finger in den Arsch stecken.«
Toms Grinsen erstarb. »Zwing sie dazu, Bill.«
»Wenn du’s tust«, sagte Bill, »lassen wir dich vielleicht gehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich sollte euch warnen, Jungs. Ihr solltet mich auf jeden Fall gehen lassen, sonst wird es euch noch sehr, sehr leidtun.«
»Mach einfach, was wir …«
»Nein!«, keifte sie plötzlich. »Und jetzt verschwindet und lasst mich in Ruhe!«
»Wir wollen doch nur einen klitzekleinen Blick auf deine Titten werfen. Was ist schon dabei?«
»Wahrscheinlich schämt sie sich dafür«, warf Tom ein. »Wo sie doch so winzig sind.«
»Ihr solltet wirklich besser verschwinden.« Sie blickte erneut über ihre Schulter.
»Es kommt niemand«, bemerkte Bill. »Noch nicht. Und wenn doch zufällig ein Auto vorbeikommt, wird’s dir auch nichts nützen. Niemand wird dir helfen.«
»Ich warne euch. Steigt wieder in den Wagen und haut ab! Ihr glaubt vielleicht, dass wir hier ganz allein sind, aber damit liegt ihr falsch. Seht ihr, was für ein Fahrrad das ist?«
»Was
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