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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Spitze des Mittelfingers die Nase des Toten streifte.
    Mit einem erstickten Japsen zog Dal seinen Arm so abrupt aus dem Becken, dass er diejenigen unter uns, die ihm am nächsten standen, mit der stinkenden Flüssigkeit bespritzte. Er stieß ein Seufzen aus und schüttelte den Kopf, angewidert von sich selbst.
    »Guter Versuch, guter Versuch!«, rief Jerry und nahm ihm die Augenbinde ab. »Eine Runde Applaus für diesen tapferen Kerl!«
    Ein paar Leute klatschten. Die meisten schauten jedoch nur zu, die Hände in den Hosentaschen, als Jerry einen Bierkrug füllte und ihn Dal reichte. »Versuch’s später noch mal, Kumpel. Jeder kann es gern so oft probieren, wie er möchte. Es kostet nur zehn Dollar. Zehn kleine Dollar für eine Chance auf einen 1000-Dollar-Ring. Wer ist der Nächste?«
    »Ich!«, rief das blasse Mädchen neben Clark.
    »Leute, wir haben hier eine Premiere! Und wie heißt die junge Dame?«
    »Biff«, antwortete sie.
    »Biff ist die erste Frau, die ihr Glück an unserem Greifer versucht.«
    »Tu es nicht«, flüsterte ein molliges Mädchen neben ihr. »Bitte.«
    »Lass mich los, klar?«
    »Das ist es nicht wert.«
    »Für mich schon«, erwiderte sie und zog einen Zehndollarschein aus ihrer Handtasche. Sie gab diese an das andere Mädchen weiter und kletterte auf die Bar.
    »Danke, Biff«, sagte Jerry und griff nach dem Geld.
    Sie nahm ihren Hut ab und warf ihn auf den Tresen. Sie trug ein T-Shirt. Das zog sie nicht aus. Dann beugte sie sich nach vorn und blickte ins Becken. Sie machte den Eindruck, als sei ihr übel.
    Jerry verband Biff die Augen. »Bereit?«, fragte er.
    Sie nickte. Ihre offene Hand schwebte zitternd über der Oberfläche, tauchte hinein und wirkte ganz klein und blass in der trüben Lösung. Langsam arbeitete sich die Hand nach unten vor, sank immer weiter auf das Gesicht zu und hielt erst inne, als die Fingerspitzen auf der Stirn landeten. Dort verharrten sie, völlig reglos. Ich hob den Blick. Biff wirkte angespannt und zitterte, als stehe sie splitternackt in eisigem Wind.
    Ihre Finger strichen an dem Gesicht entlang. Einer von ihnen berührte eines der offenen Augen. Die Hand zuckte zurück und ballte sich zur Faust.
    Langsam streckten sich die zitternden Gliedmaßen wieder aus. Bebend wanderten sie seitlich an der Nase entlang und legten sich auf den Schnurrbart. Sekundenlang bewegten sie sich nicht. Die Oberlippe war nicht zu erkennen, als sei sie unter dem Schnurrbart zusammengeschrumpft.
    Biffs Daumen glitt über die Kante der Zähne. Ihre Fingerspitzen strichen über den Schnurrbart und pressten sich dann gegen die untere Zahnreihe.
    Sie begann zu stöhnen.
    Ihre Finger lösten sich zitternd von den Zähnen, spreizten sich über dem offen stehenden Mund und tauchten hinein.
    Mit einem Kreischen zog Biff ihre Hand aus dem Becken und riss sich die Binde von den Augen. Ihr Gesicht wirkte vor Angst völlig verzerrt. Sie schüttelte ihre Hand aus und starrte wie gebannt darauf. Nachdem sie die Finger an ihrem T-Shirt abgewischt hatte, schnappte sie keuchend nach Luft und blickte erneut auf ihre Hand.
    »Guter Versuch!«, lobte Jerry. »Die junge Dame hat einen sehr couragierten Versuch hingelegt, oder, Leute?«
    Ein paar aus der Menge applaudierten. Biff starrte uns an, blinzelte und schüttelte den Kopf. Dann schnappte sie sich ihren Hut, nahm ihr Freibier entgegen und kletterte von der Bar.
    Clark tätschelte ihre Schulter. »Gut gemacht.«
    »Nicht gut genug«, ärgerte sie sich. »Ich hab mich erschreckt.«
    »Wer will als Nächstes?«, fragte Jerry.
    »Meine Wenigkeit«, meldete sich Clark und hielt zwei Fünfer in die Luft. Er zwinkerte mir zu. »Das wird ein Kinderspiel«, sagte er und sprang auf die Bar. Grinsend verneigte er sich kurz vor seinem kleinen Publikum und tippte sich an den Hut. »Ich hab ’ne kleine Überraschung für euch«, verkündete er mit breitem Cowboyakzent. »Wisst ihr, Leute …« Er machte eine Pause und strahlte. »Nicht mal mein bester Freund Steve hat eine Ahnung davon, aber ich arbeite in Vollzeit als Angestellter bei einem Bestatter.«
    Erschrockenes Tuscheln kam von den Zuschauern, mich eingeschlossen.
    »Ehrlich, Leute, ich hatte schon mehr totes Fleisch zwischen den Fingern als der Metzger eures Vertrauens. Das hier wird das reinste Kinderspiel.«
    Und damit streifte er sein Hemd ab und kniete sich hinter das Becken. Jerry wirkte leicht amüsiert, als er Clark die Augenbinde anlegte.
    »Bereit?«
    »Bereit, deinen Diamantring zu

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