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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hätte ich einfach auf ihn warten sollen. Ich bin sicher, dass er es zu schätzen wüsste, wenn ihn jemand mitnimmt. Und er macht mir garantiert auch keinen Stress, weil ich die furchtbare Sünde begangen habe, mit meinem Wagen nicht durch einen beschissenen Baum zu fahren.«
    »Nein, das tut er ganz bestimmt nicht. Er wäre zu sehr damit beschäftigt, uns die Kehle aufzuschlitzen.«
    »Du bist doch so scharf auf Abenteuer. Da müsste dir die Vorstellung doch gefallen.«
    Sie erwiderte nichts. Wade hörte nur den leisen Rhythmus der Scheibenwischer, das Prasseln des Regens auf dem Autodach und das Zischen der Reifen auf dem nassen Asphalt.
    Großartig. Jetzt schmollt sie. Und straft mich mit ihrem berühmten Schweigen.
    Nach einer Weile schaute er erneut nach hinten. Sie trug eine blaue Jeans, hatte ein Knie angewinkelt und zog sich eine frische Socke an. Sie warf ihm einen mürrischen, bitteren Blick zu. Er drehte sich wieder um.
    »Hast du vor, da hinten zu bleiben?«, fragte er.
    Sie antwortete nicht.
    »Gott, was hab ich denn getan? Ich bin nicht durch einen Baum gefahren. Es tut mir leid, okay? Willst du uns den ganzen Tag versauen und deswegen schmollen?«
    »Ich schmolle nicht.«
    »Der war gut.«
    »Wie soll ich auf den Vordersitz kommen, ohne nass zu werden?«
    Sie hätte sich durch die Lücke zwischen den Sitzen quetschen können. Ein unbequemes Manöver, aber machbar. Wenn sie denn gewollt hätte. Offensichtlich zog sie es jedoch vor, auf dem Rücksitz zu bleiben, so weit weg wie möglich von dem Weichei.
    Wade fuhr schweigend weiter. Über eine Stunde verging, bevor sein Magen zu knurren begann. Er blickte nach hinten. Karen kauerte zusammengesunken auf dem Sitz, die Augen geschlossen.
    Er hoffte, dass sie schlief. Dann bestand die Chance, dass sie mit besserer Laune wieder aufwachte.
    Im Moment erschien es ihm ohnehin nicht sinnvoll, sie zu stören. Bisher hatten sie auf der Reise mittags immer kurz für ein Picknick haltgemacht, aber heute kam das nicht infrage. Nicht, wenn es weiterhin so schüttete. Ihm gefiel jedoch die Vorstellung nicht besonders, im Wagen zu essen.
    Wir warten einfach, beschloss er. Früher oder später müssen wir ja mal an einem Restaurant vorbeikommen.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie einen Straßenabschnitt mit Haltebuchten an beiden Seiten. Autos, Lieferwagen und Wohnmobile parkten neben diversen Souvenirshops, einer Tankstelle, einem Gemischtwarenladen und dem Big Trees Café.
    Als Wade den Wagen auf den Kies vor dem Restaurant lenkte, meldete sich Karens verschlafene Stimme: »Was tust du denn da?«
    »Ich dachte, wir halten an und essen was. Hast du Hunger?«
    »Ich schätze, schon.«
    »Wir können im Auto essen, wenn du nicht in den Regen raus willst, aber …«
    »Nein, schon okay.«
    Kein Streit. Nicht mal ein Anflug von Verärgerung in ihrer Stimme. Es scheint wieder alles in Ordnung zu sein, dachte er.
    Wade war zuversichtlich, als er den Jeep parkte. Sie sprangen beide aus dem Wagen und rannten durch den Regen. Unter dem Verandadach des Cafés trafen sie sich und gingen Seite an Seite zur Eingangstür.
    Der Laden war zwar nicht überfüllt, aber sie entschieden sich trotzdem für einen Platz an der Theke, damit sie dem Koch bei der Arbeit zuschauen konnten. Er trug eine schlabberige Kochmütze, pfiff Listen to the Mockingbird vor sich hin und ging virtuos mit dem Pfannenwender um. Karen schien die Show, die er bot, bestens zu unterhalten.
    Sie tranken Pepsi, aßen Cheeseburger und teilten sich eine Portion Chili Fries.
    Sie redeten nicht viel. Wade wusste, dass sie noch immer genervt von ihm war, aber wenigstens gab sie sich Mühe, freundlich zu sein.
    Er überließ ihr den Großteil der Fritten.
    Als sie das Café wieder verließen, hatte der Regen aufgehört. Die schweren Wolken waren nach Osten gezogen und die Sonne brannte wieder auf sie herab.
    Sie überquerten die Straße und sahen sich in einem der Andenkenläden um. Karen entschied sich für einen Kühlschrankmagneten und eine Christbaumkugel. Auf beiden waren Mammutbäume abgebildet. Immer wieder schielte sie sehnsüchtig auf eine Vase aus poliertem Mammutholz, die satte 60 Dollar kostete. Wade bestand trotzdem darauf, sie zu kaufen.
    Als sie in den Jeep einstiegen, sagte Wade: »Ich wette, Reagan hatte gerade einen Trip wie unseren hinter sich, als er seine berühmte Bemerkung machte.«
    »›Wenn man einen Redwood gesehen hat, kennt man alle‹?«
    »Ja. Auch eine Betrachtungsweise, schätze

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