Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
ich.«
Karen lachte und knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Seite.
Jetzt ist sie schon fast normal, dachte Wade.
Er hielt ihr die Beifahrertür auf.
Sie rollten noch keine fünf Minuten über die Straße, als ein Anhalter am Randstreifen auftauchte. Ein junger Mann trottete unter der Last eines Rucksacks am Straßenrand entlang.
Da er keinen blauen Poncho trug, nahm Wade an, dass es sich nicht um ›ihren‹ Anhalter handelte.
Der Mann drehte sich zu ihnen um, lächelte und hielt sein ICH BIN KEIN KRIMINELLER-Schild in die Höhe.
»Mein Gott«, sagte Karen. »Ich glaub’s nicht. Wie zur Hölle hat er’s geschafft, uns zu überholen? «
»Offensichtlich hat ihn jemand mitgenommen.«
Sie rasten an ihm vorbei.
Wade nahm den Fuß vom Gas. »Ich schätze, der Typ ist wirklich kein Krimineller.«
»Warum denkst du das?«
»Elementar, meine liebe Karen. Jemand hat ihn ein Stück mitgenommen und jetzt ist er erneut zu Fuß unterwegs. Was bedeutet, dass er demjenigen nicht die Kehle aufgeschlitzt und ihm den Wagen geklaut hat. Sollen wir anhalten?«
»Machst du Witze?«
Er bremste und lenkte den Wagen an den Begrenzungsstreifen.
»Wade. Komm schon.«
»Feige?«
Und wer ist jetzt das Weichei?, dachte er und lächelte.
»Wir nehmen nie Anhalter mit.«
»Das hier wird die berühmte Ausnahme. Hey, betrachte es als Abenteuer.«
Im Rückspiegel registrierte er, wie der junge Mann auf ihren Wagen zulief.
»Das halte ich für keine gute Idee.«
»Er hat bewiesen, dass er kein Krimineller ist«, erklärte Wade. »Aber er muss ein interessanter Kerl sein. Und das hier soll schließlich eine Forschungsreise sein, oder nicht? Ich wette, dass ich eine Geschichte aus ihm rauskitzeln kann.«
»Mein Gott.«
Die Tür hinter ihr wurde aufgerissen. Der Fremde steckte seinen Kopf hinein. Er hatte ein freundliches, jungenhaftes Lächeln. Wade bezweifelte, dass er älter als 18 war.
»Sollen wir dich mitnehmen?«
»Danke, das wäre nett.« Er schob seinen Rucksack auf den Rücksitz, kletterte mit seinem Pappschild hinterher und zog die Tür hinter sich zu.
Wade warf einen Blick in den Rückspiegel, wartete, bis ein Wohnmobil an ihnen vorbeigefahren war, und lenkte den Jeep auf die Fahrspur. Karen saß sehr aufrecht, sehr steif, die Augen starr nach vorne gerichtet, und krallte ihre Hände an den Oberschenkeln fest.
Wahrscheinlich glaubt sie, ich hätte das getan, um mich an ihr zu rächen, dachte Wade.
Er lächelte den jungen Mann an. »Normalerweise nehmen wir keine Anhalter mit.«
»Na, ich weiß das auf jeden Fall zu schätzen.«
»Das ist wirklich mal ein spezielles Schild, das du da hast.«
»›Ich bin kein Krimineller‹? Ja, das funktioniert echt gut. Wie ich das sehe, sind die meisten Leute echt gutherzig, wissen Sie, und der einzige Grund, warum sie nicht für jemanden anhalten, ist, dass sie Angst haben. Und ich mache ihnen deswegen keinen Vorwurf. Kein bisschen. Ich meine, sie kennen mich ja nicht. Sie haben Angst, ich könnte einer von diesen mörderischen Irren sein, von denen man ständig hört. Deshalb dachte ich, wenn ich sie in der Hinsicht schon mal beruhigen kann, geben sie mir eine Chance.«
»Es hat auf alle Fälle unser Interesse geweckt«, versicherte Wade ihm. »Sagen wir, wir waren fasziniert. Aber wir haben es nicht unbedingt geglaubt. Eigentlich haben wir deswegen erst recht gedacht, du wärst ein Krimineller.«
»Und warum haben Sie dann angehalten?«
»Das haben wir nicht. Zuerst jedenfalls nicht. Aber offensichtlich hat dich nach einer Weile jemand mitgenommen, weil du uns nämlich überholt hast, als wir eine Essenspause eingelegt haben.«
»Ah.«
»Das hat uns davon überzeugt, dass dein Schild keine … Lüge ist.«
»Die anderen sind nur bis zu dem Diner da hinten gefahren.«
Wade grinste das fröhliche Gesicht im Rückspiegel an. »Wir dachten uns, du hättest ihnen sicher den Wagen abgenommen, wenn du einer von den Typen wärst, die Leute um die Ecke bringen, von denen sie mitgenommen werden.«
Auf dem Rücksitz ertönte ein leises Lachen. »Dann bin ich ja froh, dass ich das nicht getan habe. Aber das waren auch ein paar alte Säcke mit einer gottverdammten Schrottkarre. Wenn sie allerdings in einem brandneuen Cherokee durch die Gegend gefahren wären, einer davon eine richtig scharfe Tussi … dann hätte die Sache sicher ein anderes Ende genommen.«
Wade gefror das Blut in den Adern.
»Oh Gott«, flüsterte Karen.
»Das ist mein Glückstag, was?« Er lehnte sich
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