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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wollte ich … igitt! Ich will nicht mal dran denken.«
    »Muss echt eklig gewesen sein.«
    »Ich hab schon Schlimmeres durchgemacht.«
    »Das kann ich mir gar nicht vorstellen.«
    »Dann hast du echt Glück.«
    Er musterte sie. Sie wandte ihm das Gesicht zu. Ihr Kiefer war an der Stelle, an der Stinger sie mit der Taschenlampe geschlagen hatte, leicht angeschwollen. Ihre Augen glänzten im Schein der nahen Feuer, und irgendwie kamen sie ihm gleichzeitig verletzlich und hart vor.
    »Willst du mir davon erzählen?«, fragte Mike.
    »Nicht wirklich.«
    »Schon okay. Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich übel gewesen sein muss.«
    »Ja. Wenn es nicht die Virenschleudern waren, dann die Soldaten. Es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin.«
    »Und warum bist du noch am Leben?«
    »Zunächst mal bin ich verdammt gut darin, mich tot zu stellen. Hast du ja selbst mitbekommen.«
    »Aber die Schwarze Witwe?«
    »Nennen sie das so?«
    » Wir nennen es jedenfalls so. Weil die Leute sich dadurch so verhalten, wie sie sich verhalten.«
    »Haben wir das dem Irak zu verdanken?«
    »Das haben sie uns jedenfalls erzählt. Wer weiß? Die erzählen uns doch eh, was sie wollen. Aber ich hab sonst von keinen anderen Überlebenden gehört. Ich meine, soweit ich weiß, hat es alle erwischt, die ihm ausgesetzt waren. Man hat uns gesagt, es gebe keine Überlebenden unter den Zivilisten.«
    Karen sah mit dem Anflug eines Grinsens zu ihm hoch und neigte ihren Kopf zur Seite. »Das liegt daran, dass sie nichts von mir wussten.«
    »Bist du ihm nicht ausgesetzt gewesen?«
    »Oh, du machst wohl Witze.« Sie wandte ihren Kopf ab, kniff die Augen zusammen und blickte starr geradeaus. »Der Anschlag hat mich draußen erwischt. Ich war einer – wie nennen Experten das noch gleich? – ›Primärexposition‹ ausgesetzt. Danach … hatte ich recht intimen Kontakt mit Virenschleudern. Mit einer Menge von ihnen.« Sie bedachte ihn mit einem harten, verletzten Ausdruck in den Augen und senkte dann ihren Blick.
    »Tut mir leid, Karen.«
    Sie drückte seine Hand. »Wie dem auch sei, ich hab wahrscheinlich genug von diesem Virus intus, um den ganzen Planeten auszulöschen.«
    »Aber dir geht’s gut?«
    »Bestens«, meinte sie. »Ich bin nicht irre oder hab Schaum vorm Mund, falls du das meinst.«
    »Warum nicht?«
    »Das liegt sicher an meinem reinen Herzen.«
    Mike spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. »Ja, vermutlich ist es das.«
    »Entweder das«, erwiderte sie, »oder ich bin irgendwie von Natur aus immun.«
    Sie mussten einer verkohlten Leiche ausweichen. Mike sah, wie Karen den Blick abwandte.
    »Wenn du immun bist, gibt es eventuell noch andere.« Er musste an Merideth denken. Möglicherweise war sie …
    »Bestimmt nicht mehr, wenn die Armee fertig ist«, entgegnete Karen. »Sie legen jeden um, der ihnen ins Visier gerät.«
    »Herrje«, flüsterte Mike. Überlebende, die vom Militär umgebracht wurden. Nur noch ein paar Vereinzelte, die lebten. Aber wenn Karen immun war, musste es doch noch andere geben. »Sie denken, alle seien Sabberer«, sagte er. »Wir müssen jemanden wissen lassen …«
    »Logisch. Ruf das Weiße Haus an.«
    »Im Land Rover ist ein Funkgerät. Wir können eine Nachricht übermitteln …«
    »Aber wo ist er?«
    Mike blieb stehen und Karen stellte sich neben ihn. Sie standen mitten auf einer Kreuzung. Einen Block vor ihnen schien keine einzige Flamme aus den Häusern zu lodern. Die brennenden Gebäude hinter Mike verbreiteten jedoch so viel Licht, dass sie die Leichen erkennen konnten, die überall auf der Straße verstreut lagen. Die meisten waren nackt. Noch hatte sie niemand angezündet. Außerdem registrierte er einige verlassene Fahrzeuge: ein Taxi mit zerschossener Windschutzscheibe am Bordstein; ein auf dem Dach liegendes Wrack, aus dessen Fahrerfenster eine Leiche hing; ein von Kugeln durchlöcherter Käfer, der völlig verbeult auf dem Mittelstreifen stand, die Türen an beiden Seiten weit aufgerissen ... und noch ein paar andere. Auf halber Länge des Straßenblocks konnte er im rötlichen Glanz noch schwach einen Bus ausmachen, der ein geparktes Auto gerammt hatte. Er stand quer auf der Straße und blockierte einen Großteil von Mikes Sichtfeld.
    Er konnte den Land Rover nirgends sehen. Auch Sarge und Ray nicht.
    »Ich hoffe, ihnen ist nichts passiert«, meinte er.
    »Vielleicht sind sie irgendwo hinter dem Bus«, überlegte Karen.
    »Kann sein.« Er sah nach rechts und links.

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