Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Auf die querende Straße fiel weniger Feuerschein als auf das übrige Gebiet vor ihnen. Nicht weit hinter der Kreuzung verblasste er im düsteren Mondlicht. In Mikes Wahrnehmung unterschied sie sich nicht von jeder anderen Straße in dieser Gegend der Stadt. Sie wirkte völlig ausgestorben. Er konnte die dunklen Formen verstreut liegender Leichen und zerstörter Fahrzeuge erkennen, aber keinen Schutt.
Dort draußen rührte sich nichts.
Kein Land Rover. Kein Sarge oder Ray.
»Wir laufen geradeaus«, beschloss er. »Ich hab keine Ahnung, warum sie weggefahren sind, aber das ist die Richtung, in die wir unterwegs waren.«
Sie setzten sich in Bewegung. Karen hielt seine Hand ganz fest. Ihre beiden Körper warfen Schatten auf den rötlichen Asphalt vor ihnen.
Obwohl die Nacht warm war, spürte er einen kalten Schauer über seinen Rücken huschen, als sie die Feuer hinter sich zurückließen.
Dann durchbrachen plötzlich zwei grelle Lichter die Dunkelheit hinter dem Heck des Busses in der Ferne.
Scheinwerfer!
Er grinste. »Na also, das wurde auch Zeit.«
Er hörte das vertraute Geräusch vom Motor des Land Rovers.
Die Scheinwerfer bewegten sich und schoben ihre blassen Lichtkegel durch die Nacht.
»Ich schätze, sie haben uns gesehen«, sagte Karen. Sie klang ein wenig nervös.
»Keine Sorge«, beruhigte Mike sie. »Die Jungs sind in Ordnung.«
Das Fahrzeug legte an Tempo zu. Es fuhr einen Bogen um den Käfer, verfehlte die Leiche jedoch nicht. Einer der Vorderreifen rumpelte über den reglosen Körper und die Scheinwerfer richteten sich einen Moment lang nach oben.
Jemand stieß einen johlenden Freudenschrei aus.
»Oh-oh«, sagte Mike.
Er zog seine Automatik.
Der Angriff der Nacht-Brigade
»Deine Jungs?«, fragte Karen.
»Nein, das sind sie nicht.«
Dann war das Fahrzeug nah genug, dass Mike die Personen über die grellen Frontlichter hinweg ausmachen konnte. Eine Frau thronte auf der Kühlerhaube, die Füße auf der Stoßstange, während ihre nackte Haut im Schein des Feuers dunkel schimmerte und ihre Haare den Kopf umwehten. Sie hielt ein Bajonett in der Hand und winkte damit, als führe sie eine Kavallerie in die Schlacht. Hinter der Windschutzscheibe erkannte er einen Mann. Jemand saß auf dem Beifahrersitz, größtenteils von dem Mädchen auf der Kühlerhaube verdeckt. Zwei oder drei befanden sich auf der Ladefläche, einer von ihnen stand.
Der Stehende, ein glatzköpfiger Mann mit Bart, hob eine Waffe, während der Rover immer näher kam.
Mike feuerte zwei Kugeln auf die Windschutzscheibe ab. Eine traf den Fahrer voll im Gesicht. Das Fahrzeug brach aus und warf den Sabberer mit der Waffe ab. Es raste an ihnen vorbei, geriet ins Schlingern und wirbelte mit quietschenden Reifen herum. Der Kerl, der aus dem Wagen gestürzt war, überschlug sich ein letztes Mal und blieb reglos liegen. Mike hörte, wie der Motor erstarb, und wurde Zeuge, wie der Rover weiterrutschte, bis er gut 15 Meter entfernt in der Nähe des Bordsteins stehen blieb und seine Scheinwerfer die Überreste eines Schaufensters erhellten.
Mike und Karen eröffneten sofort das Feuer. Die Sabberer sprangen hastig aus dem Fahrzeug und gingen dahinter in Deckung. Jemand erwiderte den Angriff. Eine Kugel zischte an Karen vorbei und schlug im Asphalt ein.
Mike boxte ihr in die Rippen. Sie sah ihn an. »Komm mit!« Er wirbelte herum.
Seite an Seite, tief geduckt, jagten sie in Schlangenlinien über den Asphalt. Hinter ihnen knallten Schüsse. Sie sprangen um die Ecke, landeten knirschend auf dem von Glassplittern übersäten Bürgersteig und tauchten in einen dunklen Hauseingang ab. Sie gingen in die Hocke und lehnten sich gegen die Wand. Karen schnaufte lautstark.
»Alles okay?«, keuchte Mike.
»Bestens.«
»Gott.«
»Wenigstens … hast du zwei von ihnen erwischt.«
Er kroch im Entengang an Karen vorbei und sie folgte ihm in Richtung Schaufenster.
»Wie viele sind’s noch?«, wollte er wissen. »Konntest du das sehen?«
»Etwa vier. Ich weiß nicht genau.«
»Wo sind die bloß hergekommen?«
Die verdammten Truppen hätten diese Arschlöcher erledigen sollen, dachte Mike.
Wie zur Hölle hatten sie so viele übersehen können? Und wie kam es, dass sich diese Sabberer zusammengetan haben, anstatt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen?
Er fragte sich, ob sie Sarge und Ray getötet hatten.
Wahrscheinlich.
Aber in der Stadt gab es noch andere Säuberungstrupps. Der Land Rover konnte auch von einem von ihnen stammen.
Aber
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