Killashandra
bitte?« Killashandra sah Teradia überrascht an.
»Sie ist meine Großmutter«, knurrte Lars.
»Meine Hochachtung, Bürgerin«, erwiderte Killashandra. Sie versuchte, Lars wegen seines Unbehagens nicht auszulachen. »Ich werde deine Künste liebend gern in Anspruch nehmen.«
»Und ich auch!« rief Lars begeistert.
So wurde Killashandra unter Lars' wachsamen Augen eingeseift, gebadet, massiert und eingeölt, und nachdem Haar und Nägel geschnitten waren, schlief Killashandra während der Massage ein. Später jedoch schlief Lars ein, während Teradia Killashandras Haare und Augenbrauen dunkel färbte.
»So, jetzt siehst du schon ganz anders aus«, sagte Teradia, während sie ihr Werk begutachtete. »Ich bin aber nicht ganz sicher, was dir besser steht«, fuhr sie nachdenklich fort. »Du bist so oder so eine schöne Frau. Und jetzt«, fügte sie so energisch hinzu, daß Killashandra gar nicht zum Widersprechen kam, »wollen wir sehen, wie wir dich einkleiden können. Wir haben noch nicht alles aus dem Sturmlager zurückgeholt, aber ich weiß genau, wo ich einige schöne Kleider finden kann, die deinem Stil und deinem Rang entsprechen. Komm mit ins Ankleidezimmer!«
Killashandra sah über die Schulter zum schlafenden Lars zurück.
»Wenn er in deiner Gegenwart einschläft, dann ist er erheblich müder, als er je zugeben würde, Killashandra Ree. Wir lassen ihn einfach liegen, bis er gebraucht wird, um dich zu Olav Dahl zurückzubringen.«
Als Teradia Killashandra zu ihrer Zufriedenheit ein-gekleidet hatte, ohne auf Killashandras Geschmack Rük-ksicht zu nehmen, war Lars wieder erwacht. Er ließ sich Zeit, um die Erscheinung vor ihm zu begutachten und zeigte den angemessenen verblüfften Gesichtsausdruck, bevor er grinste und beifällig nickte.
»Los!« rief Teradia, während sie mit den Fingern schnippte und ihn in ein zweites Ankleidezimmer wies, das neben dem Geschäft lag. »Wir können uns keinen schäbigen Begleiter erlauben, auch wenn dich niemand bemerken wird.«
Killashandra runzelte die Stirn, doch die Frau blinzelte ihr wieder zu und lächelte. »Der Bursche ist zu selbstbewußt.«
»Er wird's brauchen können«, sagte Killashandra traurig.
»Oh?«
Doch bevor Killashandra noch etwas sagen konnte, stürmte der entkleidete Lars ins Zimmer zurück und schwenkte ein reich besticktes feines blaues Hemd und eine leichte blaue Hose.
»Wenn du glaubst, ich ließe mich aufzäumen wie ein preisgekrönter Hengst, dann hast du dich geschnitten!
Muß ich denn wirklich herumlaufen ...«
Mit einem langen Schritt durchmaß Teradia den Raum und hob eine blaue Unterhose auf, die ihm her-untergefallen war. Sie hielt ihm das Kleidungsstück unter die Nase und schob ihn ins Nebenzimmer zurück.
»Ach so ...«
Killashandra unterdrückte ein Kichern.
»Du stehst doch immer gern im Mittelpunkt...«
Er steckte den Kopf um die Ecke. »Aber nicht, wenn Torkes in der Nähe ist.« Er zog den Kopf wieder zurück.
»Wahrscheinlich hat er auf seinem Kreuzer einen Haufen Jungs mitgebracht, deshalb bin ich hier sicherer als in der Stadt.«
»Und was wird aus meinem Leibwächter?«
»Sollen wir einen Vertrag auf Gegenseitigkeit schlie-
ßen? Ich habe gelesen, daß das früher so üblich war.«
»Abgemacht.«
Lars knallte die Tür zu, kam durch den Raum und nahm sie in die Arme. Er strahlte sie an.
»Wenn du ihr Kleid oder ihr Make-up zerquetschst...« Teradias gespielter Ärger verflog sofort, als sie die Atmosphäre zwischen den beiden bemerkte.
Lars sehnte sich nach ihr, und auch sie wollte seine Lippen spüren. Er seufzte schwer und ließ sie wieder los.
»Du siehst aus wie eine Königin, Killashandra! Aber ich glaube, am Strand von Wing hast du mir noch besser gefallen! Da hast du nämlich allein mir gehört!« Er sprach leise, seine Worte waren nur für sie bestimmt, und er ließ sich durch die Gegenwart seiner Großmutter nicht aus der Ruhe bringen. »Du hast dich selbst übertroffen, Teradia.« Er zog die Frau an sich und küßte sie auf die Wange.
Killashandra war erleichtert, daß es noch einen anderen gesunden und ausgeglichenen Menschen gab, der Lars helfen konnte, nachdem sie nach Ballybran zurückgekehrt war.
»Jetzt müssen wir aber gehen, Killashandra. Der Kreuzer hat bestimmt schon angelegt!«
Killashandra bedankte sich warm bei Teradia, doch die Frau winkte ab und ging über ihre aufrichtige Dankbarkeit hinweg.
Als sie die Treppe zum Haus des Hafenmeisters hin-unterstiegen, bemerkte Killashandra
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