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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf
Autoren: Jason Dark
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wieder normal, schüttelte den Kopf, und jetzt erst kam ich dazu, ihr eine Frage zu stellen, obwohl ich mir schon vorstellen konnte, was sie da überfallen hatte.
    »Was hast du gehabt, Sheila?«
    Sie drehte mir den Kopf zu. Durch den offenen Mund saugte sie den Atem ein. »Er war wieder da!« flüsterte sie. »Urplötzlich habe ich ihn gesehen, und er hat mich getroffen. Eiskalt erwischt. Ich spürte ihn in meinem Kopf. Es war schlimm, John. Ein kurzer, böser Anfall von Panik, der nun vorbei ist.«
    »Was war mit dem Gesicht?«
    Sie hob die Schultern. »Nur kurz…«
    Ich goß einen Schluck Saft in ihr Glas. Sie nahm es dankbar entgegen.
    Als sie es geleert hatte, räusperte sie sich. »Seltsam, John, aber ich werde den Eindruck nicht los, daß er mich verfolgt. Ja, er ist auf dem Weg hierher.«
    »Hat er dir das mitgeteilt?«
    »Nein, das nicht, John. Aber ich spüre es. Mit diesem Gefühl muß ich leben.«
    »Gut – einverstanden, damit mußt du leben. Ich bin bei dir. Wir werden die Augen offenhalten, aber du wolltest von der Vergangenheit erzählen, um das Motiv zu finden.«
    »Ja, wo war ich stehengeblieben?«
    »Daß dieser Ray Riotta schon früher so ausgesehen hatte wie heute. Zumindest ungefähr.«
    »Richtig, John, und er hatte Probleme. Es mochte wohl an seinem Aussehen liegen. Trotzdem wollte er so sein wie auch die anderen aus der Clique oder immer noch besser.«
    »Was hatte er mit dir zu tun?«
    »Ich war sein Opfer!«
    »Bitte?«
    »Nicht im direkten Sinne, John, aber er hatte es auf mich abgesehen. Er wollte mich. Es war die Zeit, wo man die ersten Gehversuche auf dem sexuellen Gebiet machte, zumindest ich. Andere aus meiner Klasse oder auf der Schule waren schon weiter. Sie hatten ihre ersten Erfahrungen gesammelt, und die wurden auch ausgetauscht. Es gab viele Mädchen bei uns, aber Riotta hatte es ausgerechnet auf mich abgesehen.«
    »Er wollte mit dir gehen, wie man so schön sagt?«
    »Richtig.«
    »Was hast du getan?«
    »Nichts habe ich getan. Ich habe ihm die kalte Schulter gezeigt, das war alles.«
    »Hast du nicht mit ihm gesprochen?«
    »Nicht mehr als nötig, denn mir gefiel seine Anmache überhaupt nicht. Er war plump, er war gewöhnlich und grob. Er erklärte mir frank und frei, daß er mich ins Bett bekommen würde, und ich fürchtete mich vor ihm. Ich sah zu, daß wir nicht alleine waren.« Sheila senkte den Kopf. »Das hat aber nicht geklappt.«
    »Ihr habt euch also getroffen?«
    »Ja, das haben wir.«
    »Wo passierte das?«
    Sheila dachte nach. Sie bewegte unruhig ihre Finger. Der Gedanke an dieses Treffen machte sie nervös. »Es geschah in der Schule, wo jeder Schüler auch noch andere Aufgaben übernommen hatte. Ich erinnere mich jetzt genau. In der letzten Stunde hatten wir Chemie. Der Lehrer führte einige Experimente durch. Eine Freundin und ich waren ausgewählt worden, die Chemikalien nach der Stunde wieder in die entsprechenden Schränke zu stellen. Es waren nur harmlose Stoffe dabei, und wir mußten auch die Kolben und anderen Gefäße spülen. Meine Freundin hatte sich aber verabredet, und sie wollte ihr Date nicht verpassen. Also bat sie mich, ob sie früher gehen konnte, und ich stimmte zu. Darauf hatte dieser Ray Riotta nur gewartet. Er muß auf mich gelauert haben, und er nutzte seine Chance.«
    »Indem er zu dir kam.«
    Sie nickte.
    »In den Chemieraum!«
    »Nein, in den kleinen Raum daneben. Dort standen die Schränke und Regale für unsere Utensilien. Er kam dorthin, fand mich allein vor, und er schaute mich nur an, nachdem er die Tür geschlossen hatte.« Sheila hob den Kopf an und schaute gegen die breite Fensterscheibe, als könnte sie dort wie auf einer Tafel etwas ablesen. »Ich weiß es noch genau, als wäre es erst gestern gewesen. Er war plötzlich da und erklärte mir, daß ich ihm nicht entwischen könnte. Er wollte mich vergewaltigen.«
    »Was hast du getan?«
    Sie lachte bitter. »Was soll ich schon getan haben? Zunächst war ich geschockt. Ich hatte Angst. Zum erstenmal richtige Angst in meinem Leben. Ich stand auf dem Fleck, konnte mich nicht rühren und starrte ihn an, als er sich allmählich von der Tür löste und dann auf mich zukam. Seine Schritte waren lautlos, jedenfalls hörte ich nichts. Wie ein Raubtier schlich er auf mich zu. Noch heute sehe ich den Blick seiner Augen. Er steckte voller Gier. Ich war angezogen, aber ich fühlte mich nackt. Du mußt dir vorstellen, John, daß er schon damals sehr kräftig war. Er gehörte wirklich zu den
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