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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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sympathisch, weil sie auch keine Hausaufgaben gemacht hat. Nur lehnten seine Eltern diese Beziehung rigoros ab.
    »Die war aus einer verrufenen Familie mit acht Kindern. Die haben sich viel vom Sperrmüll geholt und so. Mir hat auch gefallen, dass die viel im Wald rumgestromert sind.«
    »Und was haben Sie im Wald gemacht?«
    »Höhle gebaut.«
    »Warum?«
    »Einfach so. Ein Ort, wo ich hingehen kann, wo ich meine Ruhe habe.«
    »Das hat geholfen?«
    »Ja. Da hatte ich meine Freiheit.«
    »Freiheit?«
    »Ich brauchte auf keinen zu hören, und ich konnte machen, was ich wollte.«
    »Was hat Ihnen zu Hause am meisten gefehlt?«
    Joachim Mattock wird nachdenklich.
    »Heute würde ich sagen: Familie, Wärme, Geborgenheit.«
    Ich erzähle ihm von meiner Kindheit, die ich sehr genossen habe, die mich stark gemacht hat. Er nimmt den Faden auf.
    »Ich hatte auch eine goldene Kindheit, nur in die falsche Richtung …«
    »Das heißt?«
    »Ich hab immer gemacht, was ich wollte.«
    »Weil es Ihnen Spaß gemacht hat, sich nicht an die Regeln zu halten?«
    »Es hat mir Spaß gemacht, nicht auf die Eltern zu hören.«
    »War das für Sie eine Herausforderung?«
    »Am Anfang ja. Später nicht mehr, da war es Gewohnheit.«
    »Die Angst vor Bestrafung hat also nicht gewirkt …«
    »Nee, dann nicht mehr.«
    Joachim Mattock erzählt mir, dass er mit 14 erstmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei. Weil ihm die Eltern den Kauf eines Mopeds untersagt hatten, stahl er eins. Auf diese Tat sei er sogar stolz gewesen.
    »Mich hat das einfach nicht interessiert, dass ich verhaftet wurde. Die Gerichtsverhandlung hat mich auch nicht interessiert. Da bin ich sogar mit einem geklauten Moped hingefahren. Das Gefühl war so: Ihr könnt mich alle mal!«
    »Und diese Einstellung hat Sie schließlich ins Gefängnis gebracht …«
    »Das war 1979 nach einem Republikfluchtversuch und wegen Urkundenfälschung.«
    »Sie kamen in ein Jugendgefängnis. Was haben Sie dort für Erfahrungen gemacht?«
    »Da ging es erst so richtig los.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe da Leute kennengelernt, die genauso waren wie ich. Mit denen habe ich gefachsimpelt, wie man dies oder das besser machen kann.«
    »Was wollten Sie denn besser machen?«
    »Klauen und so. Ich bin da auf eine Gruppe gestoßen, die hatten alle ordentlich was gemacht: Mord, Vergewaltigung, Drogen. Das kannte ich vorher so gar nicht.«
    »Und das hat Sie beeindruckt?«
    »Ja, das hat auf mich Eindruck gemacht. Ich war da jetzt anerkannt.«
    »Anerkannt wodurch?«
    »Ich kam da ins Jugendhaus, und dann war da so eine Aufnahmeprüfung. Da wird man in so eine Schublade gesteckt: akzeptiert oder Mitläufer.«
    »Und welchen Platz haben Sie in dieser Hierarchie eingenommen?
    »Ich war ganz oben.«
    Joachim Mattock legt zum ersten Mal seine Befangenheit ab und verändert auch die Körperhaltung – sein nun fester Blick und die geballten Fäuste signalisieren Entschlossenheit.
    »Warum waren Sie ganz oben?«
    »Einer der Gefangenen hat zu mir gesagt: ›Joe, wenn du in die Gruppe kommst, kommen die abends in den Schlafraum und wollen dich aufmischen. Also: den Erstbesten greifen und auf den Kopf hauen.‹ Das hab ich genauso gemacht, danach hatte ich meine Ruhe.«
    »Wie darf ich mir das vorstellen?«
    »Ja, da kamen sechs Leute auf mich zu, dem Ersten habe ich gleich eine gehauen.«
    »Und damit war Ihr Problem gelöst?«
    »Ja, die haben gesehen, der kann sich wehren, der gehört ab jetzt dazu. Das ist einer von uns . Hätten die zuerst zugeschlagen, hätte ich gekuscht.«
    »Fühlten Sie sich denn in der Rolle des Schlägers wohl?«
    »Nee, nicht so direkt …«
    »Sondern?«
    »Eigentlich wollte ich das nicht, aber ich wollte im Knast auch nicht untergehen. Ich wollte nicht zu den Schwachen gehören, die alles machen müssen. Da hab ich mich halt überwunden.«
    Ich vermute in dieser Erfahrung den dramatischen Wendepunkt im Leben dieses Mannes, der gelernt hat, Probleme gewaltsam zu lösen und auf radikale Art aus der Welt zu befördern. Ich kaufe ihm ab, dass er sich bei der ersten Auseinandersetzung überwinden musste, ich vermute aber auch einen ganz anderen Effekt.
    »Wie war denn das Gefühl bei ähnlichen Gelegenheiten?«
    »Mit der Zeit hab ich gemerkt: Hey, das ist ja klasse.«
    »Was war klasse?«
    »Das hat mich geprägt. Ich konnte mir so nehmen, was ich wollte.«
    Jetzt erscheint mir der Zeitpunkt günstig, ihn auch auf seine Taten anzusprechen.
    »Sie haben sich auch bei

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