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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Gelegenheiten, bei denen ich sie gesehen hatte, machte sie gerade jemandem das Leben schwer. Es hieß, dass Marie aus dem Geldadel von Sarasota stammte. Ihre Körpersprache gegenüber Walter – einem der schwärzesten Schwarzen, den ich je gesehen habe – ließ deutlich erkennen, dass sie offenbar noch nichts von den modernen Umgangsformen mit Farbigen mitbekommen hatte.
    Nachdem sie ein letztes Mal mit spitzem Finger in die Luft gestochen hatte, um ihr entsetzlich wichtiges Anliegen zu unterstreichen, machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte ins Hauptgebäude.
    Walter sah ihr nach und drehte sich dann zu mir um. Ich zuckte die Achseln, er auch. Das gab mir ein richtig cooles Gefühl.
    Als ich nach der Klinke zum Büro von Shore Realty griff, hörte ich drinnen jemanden wiehern. Ich wusste auch, wen. Janine hatte ein Lachen mit hohem Wiedererkennungseffekt – dieses Gegacker einfacher Mädchen, gurgelnd, heiser und seltsam. Es ist ein Lachen, über das Erwachsene bei einem Kind, zu dessen Aussehen ihnen beim besten Willen keine Komplimente einfallen, eine nette Bemerkung fallenlassen, wodurch das Mädchen einen in Wahrheit eher irritierenden Laut mit ins Erwachsenenleben nimmt.
    Natürlich fand ich Janine, als ich ins Büro trat, an ihrem Schreibtisch, wo sie dämlich grinsend auf ihren Monitor blickte und sich die Hand vor den Mund hielt. Von meinen kürzlichen Erfolgen beschwingt, beschloss ich, es auf die nette Tour anzugehen.
    »Was’n los?«, fragte ich.
    Sie kicherte, als hätten wir uns bei einer geheimen Absprache erwischen lassen. »Es ist schon irgendwie mies«, sagte sie. »Aber es gefällt mir.«
    »Was?«
    »Na ja, was du geschickt hast.«
    Ich beugte mich über ihre Schulter. Auf ihrem Bildschirm war eine E-Mail von mir geöffnet, mit einem Witz. Er war einigermaßen lustig, wenn man darüber hinwegsah, dass er eindeutig schlüpfrig und ein wenig rassistisch war.
    Nur hatte ich ihn nie abgeschickt.
    Weder an sie noch an irgendjemanden sonst auf der Liste.

9
    I ch saß im Schatten vor dem Supermarkt ein paar Häuser vom Büro entfernt und hatte ein Eiersalat-Sandwich zum Lunch. Das gönne ich mir einmal die Woche, es ist ein kleines Ritual – sie machen es mit ein bisschen Dill und etwas Dijon-Senf, und es ist köstlich –, aber entweder war heute das Brot ein bisschen altbacken, oder ich war einfach nicht in Stimmung.
    Auch Karren hatte die E-Mail bekommen, ebenso ein paar Leute, mit denen ich beruflich in engerem Kontakt stand, und einige Freunde, die nichts mit dem Job zu tun hatten. Nur einer auf der Liste hatte geantwortet und seine Überraschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass ich etwas weitergeschickt hatte, das nichts mit Makelei zu tun hatte, da ich so etwas normalerweise nicht täte.
    Nun ja, wie wahr.
    Ich war eine Weile an meinem Schreibtisch geblieben, als kümmerte ich mich um meine geschäftlichen Angelegenheiten. Ich stellte schnell fest, dass sich die E-Mail nicht in meinem Gesendet-Ordner befand noch irgendwo gespeichert war. Ich bin sehr gut darin organisiert, alles, was bei mir ein- und ausgeht, zu behalten. Wichtig oder nebensächlich, selbst einfach nur ein »Ist gut gelaufen!« oder – Gott behüte! – ein » LOL !«, alles bekommt seinen Platz. Im Maklergeschäft weiß man nie, wann man vielleicht noch einmal vorzeigen will oder muss, was genau wann und von wem gesagt worden ist. Im wahren Leben vermutlich auch.
    Die ursprüngliche Mail war nirgends zu finden. Nachdem das geklärt war, stellte sich als Nächstes die Frage, wer sie in meinem Namen verschickt hatte. Eindeutig nicht Janine. Blieb natürlich noch Karren. Doch als Karren fünf Minuten nach mir ins Büro kam und die E-Mail vorfand, hatte ich ihr verständnisloses Gesicht gesehen. Sie las sie ein zweites Mal und sah mich dann an.
    »Na ja, rein prinzipiell ist es wohl lustig«, sagte sie. »Ha und nochmals ha.«
    »Hab ich versehentlich weitergeleitet«, sagte ich. Janine hatte zum Glück das Büro verlassen.
    »Das geht?«
    »Wenn man so blöd ist«, sagte ich und spulte die dummen Sprüche ab, die ich mir zurechtgelegt hatte. »Wollte eine Immobilienliste weiterleiten und hab offenbar versehentlich diesen sogenannten Witz angehängt.«
    Sie nickte. »Macht Sinn. Sieht dir nicht ähnlich, so was absichtlich rumzuschicken.«
    »Natürlich nicht.«
    »Normalerweise bist du viel zu besorgt, was die Leute von dir denken könnten.«
    Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, während ich meine Wunden

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