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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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dachte, es wäre nett, wenn ich versuche, eine Flasche für ihn aufzutreiben.«
    »Um sich bei uns einzuschleimen.«
    Die Verachtung, mit der sie das ausstieß, war mit Händen zu greifen.
    »Ja.«
    »Wie genau sind Sie da drangekommen?«
    »Wie ich Tony schon sagte. Ich hab ein Wein-Forum im Internet gefunden. Hab eine Suche eingestellt.«
    »Mit Ihrer normalen E-Mail-Adresse?«
    »Natürlich. Warum fragen Sie?«
    Marie und Tony sahen sich an. »So ist das also gelaufen«, sagte sie.
    Tony nickte und schien irgendwie erleichtert zu sein. »Das heißt, es hat sich nicht notwendigerweise gegen uns gerichtet. Vielleicht einfach nur aussortierte Ware. Ein Zufalls-Spike in seinem Leben.«
    »Ja. Andererseits …« Ihr kam offenbar ein Gedanke, und sie drehte sich stirnrunzelnd wieder zu mir um. »Was haben Sie eigentlich in Ihrer Anfrage geschrieben? Haben Sie
gesagt,
dass Sie nach einem Wein zum Verschenken suchen?«
    »Ich hab gesagt, ich wollte jemandem eine Gefälligkeit erweisen, weshalb ich sehr daran interessiert sei, ihn aufzutreiben, und dass ich anständig dafür bezahlen würde.«
    Sie nahm einen langen Zug an ihrer Zigarette und sah mich durch die Rauchwolke an. Ihre Augen hatten dieselbe Farbe. »Das … ist weniger gut. Komm schon, Tony – wem hätte Bill sonst noch in den Hintern kriechen wollen?«
    »Was läuft hier eigentlich? Könnte mir das vielleicht mal jemand sagen?«, fragte ich.
    Keiner von beiden schien mich zu hören. Beide waren offenbar tief in Gedanken versunken, während sie aus unterschiedlichen Fenstern blickten. Nach einer Weile kam Marie ein Gedanke von offenbar höchst nebensächlichem Belang. »Wer hat den Wein eigentlich getrunken?«
    »Stephanie«, sagte ich. »Meine …«
    »Frau«, fiel mir Marie ins Wort. »Ich weiß. Hübsches Mädchen.«
    Etwas Unerklärliches spielte sich in ihrem Gesicht ab, und sie schürzte die Lippen.
    »Was zum Teufel sollte das nun wieder?«, fragte ich.
    »Wie bitte?«
    »Im Ernst«, antwortete ich. »Ich erzähl Ihnen gerade, dass meine Frau im Krankenhaus liegt, und Sie müssen sich ein
Grinsen
verkneifen?«
    »Besser sie als ich, finden Sie nicht?«
    Ich starrte sie an und musste an etwas denken, was Hazel Wilkins gesagt hatte, als wir vor hundert Jahren auf einen Kaffee zusammensaßen:
Ichbezogen. In einem gefährlichen Ausmaß.
    Tony bekam mit, wie wütend ich war. »Bill – es tut mir leid, das mit Ihrer Frau zu hören. Wissen Sie schon, was drin war?«
    »Noch nicht sicher«, sagte ich. »Aber sie haben von Kolibakterien gesprochen. Die Flasche ist jetzt im Labor.«
    »Wie in aller Welt kommt er an Kolibakterien ran?«, fragte Tony, auch wenn es nicht an mich gerichtet war.
    Marie schüttelte den Kopf. Sie wirkte nicht mehr gar so selbstzufrieden, was mich über alle Maßen freute. »Wahrscheinlich war er das nicht«, sagte sie. »Er wird einen seiner kleinen Helfershelfer damit beauftragt haben.«
    »Hätte nicht einer von denen was gesagt?«
    »Nein, es sind
seine
Helfer, nicht unsere. Schon immer gewesen. Deshalb sag ich ja …«
    »Wer?«, fragte ich, äußerst verärgert darüber, dass sie mich wie Luft behandelten. »Vom
wem
zum Teufel ist hier die Rede?«
    Das Telefon auf dem Couchtisch klingelte – plötzlich, irritierend und schrill. Die Thompsons sahen es an. Es klingelte weiter. Nach etwa sechs Klingeltönen beugte sich Marie vor und ging ran. Sie schwieg.
    »In Ordnung«, sagte sie schließlich. »Danke.«
    Die Veränderung in ihrem Gesicht war bemerkenswert. Sie starrte zu ihrem Mann hoch und sah plötzlich aus wie achtzig.
    »Setz ihn vor die Tür.«
    Tony nahm mich beim Arm, um mich hinauszukomplementieren. Sein Griff war fest und stark.
    »Hören Sie«, sagte ich, doch da stand ich schon im Flur. Hinter mir fiel die Tür zu.
    Ich blieb stehen. Kurz darauf hörte ich Maries gedämpfte Stimme.
    »Hazel ist verschwunden.«
     
    Als ich in die Sonne trat, sah ich Big Walter, den Mann von der Hausmeisterei, mitten auf dem Grundstück stehen. Er hatte die Mütze in der Hand. Er sah irgendwie nicht gut aus.
    »Alles in Ordnung?«
    Er sah mich an. »Nicht sicher«, sagte er. »Wussten Sie, dass Mrs. Wilkins verschwunden ist?«
    »Hab ich gerade gehört. Aber sie könnte einfach nur verreist sein, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war gerade da oben. Melda hat mich mitgenommen. Ich bin schon oft da gewesen, um irgendwas zu reparieren. Die ordentlichste Wohnung, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Jetzt sieht es so aus, als

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