Killing Beauties: Thriller (German Edition)
träumte er von ihr und erwachte dann schweißgebadet. Ihr maskenhaftes Gesicht lag auf dem zartrosa Satinfutter ihres Sarges. Sie streckte die Arme mit den fehlenden Händen nach ihm aus und flehte ihn an, sie zu retten.
Übernächtigt und gramerfüllt war er an jenem Tag in Begleitung seines langjährigen Freundes und Anwaltskollegen Camden Hendrix auf dem Polizeipräsidium erschienen. Er und Cam hatten sich beim Jurastudium kennengelernt … Gegensätze in beinahe jeder Hinsicht. Camden war arm und ohne Vater aufgewachsen und entschlossen, eines Tages reich zu sein. Sehr reich. Sie waren fast sofort Freunde geworden. Cam war sein Trauzeuge gewesen.
»Du musst der glücklichste Scheißkerl sein, dem ich je begegnet bin.« Cam hatte ihm auf die Schulter geklopft und seine Hand geschüttelt, als er ihm erzählt hatte, dass Jennifer seinen Antrag angenommen hatte.
Cam hatte sie genauso gern gehabt wie Griff. Jeder, der sie gekannt hatte, hatte Jenny geliebt.
Wie immer, wenn Lieutenant Blake Judd vernahm, war Sergeant Lindsay McAllister anwesend. Cam hatte nebenbei bemerkt, dass er die junge Polizeibeamtin recht niedlich fand und dass er sie gern fragen würde, ob sie mit ihm ausgehen wolle. Judd hatte Lindsays Attraktivität nicht bemerkt, auch an jenem Tag nicht. Er hatte sie kaum angeschaut.
Lieutenant Blake schleuderte Judd Frage auf Frage entgegen und ging wieder dasselbe ermüdende alte Zeug durch. In der ersten halben Stunde gelang es Judd, halbwegs ruhig zu antworten, doch plötzlich änderte sich der Ton des Ermittlers, und er begann, auf Judd einzuhämmern.
»Sie haben kein Alibi für den Zeitpunkt, an dem Ihre Frau umgebracht wurde«, sagte Blake. »Und wir haben zwei Zeugen, die Sie und Ihre Frau bei einem Streit am Tag vor ihrer Ermordung beobachtet haben. Worum ging es bei diesem Streit?«
»Verdammt noch mal, das habe ich Ihnen doch schon so oft erklärt. Der Streit ging um nichts«, sagte Judd. »Ich wollte am Wochenende wieder ins Jagdhaus der Familie, und sie war dagegen. Sie mochte das Landleben nicht. Sie wollte auf die Party von Freunden von uns gehen. Wir kamen zu dem Schluss, nichts von beidem zu tun, sondern zu Hause zu bleiben und Zeit miteinander zu verbringen.«
Diese aufrichtige Erklärung, die er bereits zum wiederholten Male gegeben hatte, stellte Lieutenant Blake nicht zufrieden. »Ihre Frau war sehr schön und hatte viele Verehrer, nicht wahr? Hat es Sie nicht belastet zu wissen, dass sie so kokett war …«
»Jennifer war nicht kokett!« Judd schoss von seinem Stuhl hoch und stürzte sich auf den Ermittler, dessen kämpferische Reaktion ihn nur noch mehr erregte.
Cam griff nach Judd, der bereits halb über den Tisch gehechtet war, der ihn von seinem Peiniger trennte. Er umfasste Judds Schulter genau in dem Moment, als sich Lindsay McAllister direkt vor ihrem Partner auf den Tisch warf und so eine Barriere zwischen Judd und Lieutenant Dan Blake schuf.
»Mein Gott, Dan, hör damit auf! Genug ist genug. Mr. Walker sollte dieser Irrsinn erspart werden.« Lindsay verteidigte Judd mit einer lauten, autoritären Stimme, als hegte sie keinen Zweifel daran, dass er unschuldig war. »Jeder Narr kann sehen, dass dieser Mann seine Frau geliebt hat und unerträglich leidet.«
Judd ließ zu, dass Cam ihn zurück auf seinen Stuhl drückte. Die ganze Zeit über behielt er Lindsay im Blick, als nähme er sie zum ersten Mal als menschliches Wesen wahr.
»Das reicht jetzt, Sergeant McAllister«, sagte Lieutenant Blake in ruhigem, gelassenem Ton.
Lindsay rutschte vom Tisch und nahm Haltung an, ihre Wangen wurden leuchtend rot, und ihr Kiefer verkrampfte sich.
Sie war nicht schön. Sie hatte keine umwerfende Figur. Aber Cam hatte recht: Sie war niedlich. Klein, schlank, ein umgängliches amerikanisches Mädel. Ein seltsamer Gedanke schoss Judd durch den Kopf: Er hätte wetten können, dass sie die freie Natur mochte, vielleicht sogar Zelten und Angeln und …
Plötzlich stellte er fest, dass das die Gedanken eines Mannes waren, der sich für eine Frau interessierte. Seine Frau war weniger als einen Monat tot, und er hielt eine andere für attraktiv und ansprechend.
Seine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen.
Er hasste Lindsay McAllister. Hasste sie, weil sie ihn etwas anderes empfinden ließ als Trauer.
Als Kilometer um Kilometer der Straßen von Tennessee an Lindsays Trailblazer vorbeizogen, öffnete Judd die Augen, kehrte in die Gegenwart zurück und blickte aus dem
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