Killing for Love: Thriller (German Edition)
zusammen, so dass sie wie ein Baby dalag.
Mike aktivierte die Alarmanlage, nahm seine Tasche, die er sich über die Schulter schwang, und ging den Flur hinunter. Bevor Jack mit Cathy nach Hause gefahren war, hatte er ihm den Sicherheitscode gegeben. Vor Lories verschlossener Tür blieb Mike stehen. Er hatte einen Riesenschlamassel angerichtet. In seiner Redneck-Macho-Manier war er in Lories Haus gestürmt und hatte sie vor vollendete Tatsachen gestellt, wie es ab sofort laufen würde. Was für ein Idiot er war! Hätte er auch bloß ein Mal nachgedacht, wäre ihm von vornherein klar gewesen, wie sie reagieren würde. Lorie hatte es schon immer gehasst, wenn man ihr vorschrieb, was sie zu tun hatte. Als Teenager hatte sie gegen ihren strengen, dominanten Vater rebelliert und geschworen, niemals wie ihre Mutter zum Fußabtreter eines Mannes zu werden. Wären ihre Eltern anders gewesen, hätten sie Lorie mit seinen Augen sehen können, als der wunderschöne, aufregende, freie Mensch, in den er sich verliebt hatte. Vielleicht wäre dann vieles für sie anders verlaufen. Aber er durfte ihren Eltern nicht die ganze Schuld anlasten. So ungern er es auch zugab – und gegen diese Wahrheit wehrte er sich seit Jahren: Hätte er Lorie in ihrem Traum von der Filmkarriere unterstützt, wäre er mit ihr nach L.A. gegangen und für sie da gewesen, als alles schiefging, wäre sie nie in diesem verfluchten Porno gelandet.
Hätte er die Zeit zurückdrehen können, was hätte er getan?
Hinterher ist man immer schlauer. Was geschehen ist, ist geschehen. Ist das Kind erst in den Brunnen gefallen … Lauter dämliche Redewendungen gingen ihm durch den Kopf.
Wäre er vor achtzehn Jahren mit Lorie nach L.A. gegangen, hätten sie gemeinsam nach Dunmore zurückkehren können, als ihre Karrierepläne gescheitert waren. Sie hätten sich hier gemeinsam das Leben aufbauen können, das er sich für sie gewünscht hatte.
Und wenn sie erfolgreich gewesen wäre? Wenn sie Glück gehabt hätte und zum Filmstar geworden wäre? Mike hätte es gehasst, Mr.Lorie Hammonds zu sein, der Hinterwäldlergatte, den sie aus Alabama mitgebracht hatte. Er hätte den Glamour verabscheut, die endlosen Partys, die Premieren und vor allem die dauernde Verfolgung durch Paparazzi.
Also, hätte er die Zeit zurückdrehen können, hätte er sich wieder genauso entschieden. Er hatte getan, was er tun musste. Er war in Dunmore geblieben. Und Lorie hatte getan, was sie tun musste. Sie war nach L.A. gegangen, um nach Ruhm und Reichtum zu streben.
Mike ging an Lories Tür vorbei. Das Gästezimmer nebenan war das, in dem Shelley Gilbert geschlafen hatte. Das FBI von Alabama hatte darin alles genauestens unter die Lupe genommen. Falls es ein zweites Gästezimmer gab, hätte Mike es vorgezogen, nicht in dem Zimmer der ermordeten Powell-Agentin zu schlafen.
Er tastete sich an der offenen Tür des nächsten Zimmers entlang, bis er den Lichtschalter gefunden hatte. Erleichtert atmete er auf, als er feststellte, dass es sich tatsächlich um eine Art Gästezimmer handelte. An der einen Wand stand ein Doppelbett, dessen Kopf- und Fußteil aus Mahagonistäben bestanden. Der weiße Überwurf ähnelte dem, den seine Mutter über ihr Bett breitete. Sie nannte ihn »Martha-Washington-Tagesdecke«. Komisch, was man sich alles merkte!
Dem Bett gegenüber war ein Laufband vor dem Flügelfenster zum Garten aufgebaut. Das Fenster war mit schlichten Holzläden gesichert. Ein großer Schreibtisch, wahrscheinlich antik, war in demselben Dunkelgrün lackiert wie der alte Windsor-Armlehnstuhl. Das Mahagoniregal neben der Wandschranktür stand voller Bücher.
Mike plazierte seine Tasche neben dem Bett, zog die vier Dekokissen vom Überwurf und stapelte sie auf den Stuhl in der Ecke. Es war ein sehr langer Tag gewesen. Er war hundemüde und wollte nichts weiter als ein paar Stunden Schlaf. Als er jedoch die Decken zurückschlug – Bettdecke, leichte Wolldecke und Überwurf –, wurde ihm klar, dass er vorher duschen sollte. Bettlaken, Kissenbezug und Decke waren lindgrün mit Spitzenrändern. Niemand legte sich ungewaschen in so hübsche Laken.
Also rupfte er seine Pyjamahose, ein sauberes T-Shirt und eine frische Unterhose aus seiner Tasche und ging in das Bad zwischen den beiden Gästezimmern. Dort knipste er das Licht an, schloss die Tür und drehte die Dusche auf. Zu Hause hatte er sämtliche Kommodenschubladen nach dem einzigen Pyjama abgesucht, den er besaß. Die Hose hatte er
Weitere Kostenlose Bücher