Kim Schneyder
Höhle?«, frage ich erstaunt. »Das wäre ja cool.«
»Klar, warum nicht? Hier ist schließlich alles möglich, und es muss ja auch einen Grund dafür geben, dass das Ding im Reiseführer steht.«
Wir hasten voller Vorfreude die Stufen hoch, und als wir oben ankommen, lassen wir neugierig unsere Blicke kreisen.
»Habt ihr schon was entdeckt?«, frage ich, während ich mich an einen Baum lehne und tief durchatme.
»Nein, nichts«, schüttelt Sonja den Kopf. »Wie sieht’s bei dir aus, Sepia?«
»Hm, ich bin mir nicht sicher.« Sie steht ein paar Meter von uns entfernt und wiegt unschlüssig den Kopf hin und her. »Was meint ihr, könnte das hier ein Theater sein?« Sie deutet auf eine Steinrundung zu ihren Füßen, zu der ein paar Stufen hinabführen.
Sonja und ich treten näher.
Na ja, also … bei großzügiger Auslegung … es ist immerhin eine Art offenes Amphitheater, wenn auch ein bisschen klein geraten.
»Das soll wohl ein Witz sein«, rümpft Sonja die Nase.
»Hm, das Theater ist ein bisschen klein geraten«, nicke ich. »Aber davon mal abgesehen – es ist wunderschön hier, findet ihr nicht?«
Auch den anderen fällt es jetzt auf. Dieses seltsame Theater ist in einen hinreißenden Pinienpark mit mehreren Terrassen eingebettet, deren oberste Ebene sich bereits auf dem großen Felsen von Monaco befindet, und als kleine Draufgabe bietet es einen sensationellen Ausblick auf den Hafen.
»Das stimmt allerdings«, meint Sepia, während sie schnell ein paar Fotos schießt.
»Ja, wobei ich es gut fände, wenn es hier irgendwo was zu trinken gäbe.« Sonja fächelt sich Luft zu. »Das ist ja eine Affenhitze, wir sollten zusehen, dass wir zur Altstadt hinaufkommen.«
Wir raffen uns wieder auf, und nur ein paar Hundert Meter weiter erhebt sich plötzlich ein riesiges, steinernes Gebäude vor uns. Kühn an den Rand des Felsens gebaut, ragt es sicher an die zwanzig Meter in die Höhe. Es ist atemberaubend.
»Du meine Güte, ist das der Fürstenpalast?«, frage ich ehrfürchtig.
Sonja runzelt einen Moment lang die Stirn, dann schüttelt sie den Kopf. »Nein, das ist das Ozeanografische Museum, wenn ich mich nicht irre.«
»Oh … schade.«
»Gehen wir da auch rein?«, fragt Sepia.
Sonja wirft einen Blick auf die Uhr. »Hm, ich weiß nicht … es ist schon fast drei, wir verschieben das besser auf morgen. Der Fürstenpalast wäre mir heute wichtiger, was meint ihr?«
Wir nicken und marschieren staunend weiter, vorbei an prächtigen Stadtvillen und richtigen kleinen Palästen, die durchweg mit üppigen Gärten geschmückt und bis zum kleinsten Grashalm penibel gepflegt sind.
Dann plötzlich tut sich vor uns ein großer Platz mit dem nächsten Supergebäude auf. Es ist noch größer als das Museum vorhin, und diesmal kann es keinen Zweifel geben.
»Das ist jetzt der Fürstenpalast, oder?«, frage ich wieder.
»Nein, das ist die Kathedrale von Monaco«, belehrt mich Sonja.
»Echt? Ich dachte eigentlich, der Fürstenpalast wäre das prächtigste Gebäude hier, aber besser kann es eigentlich gar nicht mehr werden.«
»Warten wir’s ab«, zuckt Sonja die Schultern. »Aber als Erstes brauche ich was zu trinken, Palast hin oder her.«
In einem der bezaubernden Altstadtgässchen finden wir endlich ein kleines Bistro, in dem wir eiskaltes Mineralwasser trinken und uns ein paar Minuten lang an der kühlen Luft im Schatten erfrischen.
Und dann ist es endlich so weit. Als wir auf den Place du Palais hinaustreten, präsentiert sich plötzlich der Fürstenpalast in seiner ganzen Pracht vor uns. Habe ich vorhin noch gedacht, es gäbe keine Steigerung in Sachen Prunk, so werde ich jetzt eines Besseren belehrt. Was soll ich lange herumreden – der Fürstenpalast von Monaco ist das mit Abstand eindrucksvollste Gebäude, das ich jemals gesehen habe. Er erstreckt sich über die ganze Breite des Platzes und ist geschmückt mit unzähligen Bogenfenstern, verspielten Türmchen, Zinnen und Brüstungen.
»Wow!«, stoße ich hervor. »Das sieht ja aus wie im Märchen! Irgendwie total maurisch, findet ihr nicht?«
»Was soll das denn bitte sein: maurisch? «, spottet Sepia.
»Na, genau so eben.« Keine Ahnung, wie ich auf dieses Wort komme, für mich sieht es jedenfalls so aus.
Wir überqueren fasziniert den Platz, und Sepia schießt mit ihrer Digitalkamera mindestens hundert Fotos, ein sicheres Zeichen dafür, dass auch sie mächtig beeindruckt ist.
»Seht mal, hier gibt es auch so eine Palastwache wie beim
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