Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
Vom Netzwerk:
übergestülpt. Als Albert dann via Tonband auf Französisch mit seiner Begrüßungsrede loslegte, machte ich sofort das internationale Zeichen für »Nix verstehen!«, indem ich einen gänzlich leeren Blick aufsetzte und hilflos mit den Händen herumfuchtelte, und sie reagierte geduldig, indem sie mir die Kopfhörer wieder abnahm und fragte: »Anglaise? Allemande?«, und als sich mein Gesichtsausdruck nicht wesentlich veränderte: »Sind sie Deutsche?«
    Auf mein freudiges Nicken hin stellte sie mein Gerät dann auf deutsche Sprache um, und so höre ich jetzt endlich die Begrüßungsworte von Albert. Richtig niedlich klingt er, genau wie in meinem Traum, doch leider ist seine Ansprache nur von kurzer Dauer. Schon nach ein paar Sätzen übernimmt eine Frauenstimme die weitere Führung, und die geleitet uns als Erstes an einer stattlichen Waffensammlung vorbei – vermutlich zur Abschreckung, damit keiner auf die Idee kommt, heimlich etwas mitgehen zu lassen.
    Über eine schmale Treppe gelangen wir zur sogenannten Herkulesgalerie hinauf, einem Bogengang im Innenhof des Palastes, an dessen Decke die Heldentaten des antiken Helden auf kunstvollen Fresken dargestellt sind. Von dort kommt man in die verschiedenen Salons, die alle nach demselben Muster ausgestattet sind: Marmorböden mit superkomplizierten Einlegearbeiten, Möbel, deren Holzteile mit Blattgold überzogen sind, dazu Seidenbrokat an den Wänden und nicht eine einzige Decke ohne kunstvolle Fresken. Und erst die Farben: Rot, Blau und Gold, wohin man auch blickt. Ich bin ganz weg. Es sieht aus wie eines von Barbies Märchenschlössern, es wirkt auf mich unglaublich … also, so richtig … ich krame nach dem richtigen Wort …
    »Der volle Kitsch, was?« Sepia hat meinen Kopfhörer am rechten Ohr abgehoben und mir soeben ihre wenig romantische Meinung geflüstert.
    »Kitsch? Findest du? Nun ja, es ist vielleicht ein wenig … bunt «, räume ich ein.
    »Ist dir schon aufgefallen, wie winzig die Betten sind?«, legt sie feixend nach. »Stammen die von Pygmäen ab, oder was?«
    »Früher waren die Menschen kleiner als wir«, findet Sonja, die zu uns getreten ist, eine Erklärung dafür. »Außerdem habe ich irgendwo gelesen, dass die Fürstenfamilie mit Napoleon Bonaparte verwandt ist, und der war bekanntlich auch nicht der Größte.«
    Wir spazieren andächtig weiter. Mir fällt auf, dass jedes dieser Zimmer mit irgendeinem Namen versehen ist: Salon Mazarin, Salon d’York, Salon Louis  V , Salon Louis  XIII , Salon Louis  XV – der Name Ludwig muss damals echt der Renner gewesen sein –, Spiegelsaal, Blauer Salon, Soldatenzimmer, Thronsaal – und das alles nur in dem einen Flügel des Palastes, durch den wir jetzt schnatternd marschieren, und wer weiß, wie viele Zimmer es im Rest des Gebäudes noch gibt.
    Ich bin ziemlich beeindruckt von all dem Prunk und natürlich sieht alles umwerfend aus, aber dennoch, ein paar Kleinigkeiten würde ich schon ändern, hätte ich hier etwas zu sagen.
    Die Bilder zum Beispiel. Darauf sind eine ganze Reihe von Vorfahren zu sehen, und jetzt mal ganz ehrlich, so wie die gucken, sind die nicht gerade eine Werbung für einen tadellosen Stammbaum. Unter den ganzen Bildern gibt es eigentlich nur eines, das mir gefällt, und das zeigt die monegassische Fürstenfamilie in ihrer Glanzzeit. Rainier ist darauf zu sehen, und die bezaubernde Gracia Patricia, und natürlich Albert sowie Caroline und Stéphanie. Dieses Bild würde ich lassen. Die anderen dagegen, die würde ich allesamt entsorgen. Wenn schon Kunst, dann sollte es was Modernes sein, wie zum Beispiel … ein paar Kandinskys, genau, oder Dalís, von mir aus auch der eine oder andere Klimt oder ein verkommener Spreizakt von Schiele, damit die Leute was zu tratschen haben. Das würde dann wirklich was hermachen.
    Und beim Thronsaal müsste sich sowieso schleunigst was ändern. Da steht nämlich nur ein ultraprotziger Fürstensessel unter einem Baldachin, also müsste natürlich ein zweiter Sessel her – irgendwo müsste ich schließlich auch sitzen –, und auch da wäre ich ein bisschen moderner. Warum nicht einen von diesen Ledersesseln mit hochklappbarer Beinstütze nehmen, mit Massagefunktion natürlich, und daneben einen Kühlschrank mit eingebauter Eiswürfelmaschine?
    Je länger ich mich umsehe, desto mehr komme ich jetzt in Fahrt. Diese alten Gemäuer könnten insgesamt einen Schuss Modernität vertragen. Zwischendecken zum Beispiel, damit die Räume nicht

Weitere Kostenlose Bücher