Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
eilig, und sie entfernten sich immer weiter vom Haus. Jared war nahe daran, die Suche einzustellen und umzukehren, als der Retriever plötzlich wie angewurzelt stehenblieb, eine Pfote in der Luft, den Schwanz steif nach hinten gereckt.
    Jared kniete neben ihm nieder und spähte in die Dunkelheit. Nach einer Weile konnte er die Umrisse einer Hütte erkennen. »Dort?« fragte er. »Ist der Kerl von dort gekommen?«
    Leise jaulend, spannte Scout noch mehr seine Muskeln an.
    Die Anspannung übertrug sich auf Jared, der regungslos verharrte und angestrengt lauschte.
    Irgendwo links war etwas zu hören.
    Nicht viel. Nur ein leises Rascheln, so als bewegte sich etwas im Gebüsch.
    Etwas – oder jemand?
    Jareds Herz klopfte so laut, daß er sicher war, auch das unbekannte Wesen im Gebüsch müßte es hören.
    Wieder raschelte etwas, und dann knackte ein Zweig. Die Geräusche waren lauter als zuvor. Viel lauter.
    Scouts Halsband umklammernd, zog er den Hund zurück.»Komm«, flüsterte er. »Wir sollten lieber …«
    Bevor er seinen Satz beenden konnte, wurde die Stille der Nacht von einem schaurigen Geheul durchbrochen, das Sekunden später in ohrenbetäubendes Gebell überging. Die Tür der Hütte flog weit auf, eine Öllampe wurde hochgehalten, und ihr gelblicher Schein fiel auf das verwitterte Holz. »Wer ist da draußen?« brüllte eine rauhe Stimme. »Ich warne Sie! Wenn Sie nicht sofort verschwinden, hetze ich die Hunde auf Sie!«
    Von wütendem Gebell verfolgt, trat Jared hastig den Rückzug an, Scout mit sich ziehend.
    Zwanzig Minuten später war er wieder im Haus. Er schlich in sein Zimmer, zog sich aus und warf sich aufs Bett. Obwohl er nur eine Stunde draußen gewesen war, fühlte er sich so erschöpft, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan. Aber das spielte keine Rolle. Er hatte herausgefunden, was er wissen wollte.
    Er hatte es herausgefunden, und demnächst würde er handeln.

14. Kapitel

    Ich verlasse ihn. Diesmal verlasse ich ihn wirklich.
    Das war Janets letzter Gedanke vor dem Einschlafen gewesen, und es war auch ihr erster Gedanke, als der Wecker sie am nächsten Morgen aus dem Schlaf riß. Während sie aufstand, stutzte sie plötzlich.
    Irgend etwas hatte sich verändert.
    Sie lauschte.
    Im Haus war es still. Draußen im Garten sang eine Spottdrossel, die jedoch das unmelodische Krähen eines fernen Hahns nicht ganz übertönen konnte. Als Janet ans Fenster trat, sah sie nur Sonne und blauen Himmel mit vereinzelten harmlosen Wölkchen. Doch als ihr Blick auf das verwilderte Grundstück fiel, wo die Kletterpflanzen alles andere Leben erstickten, überwältigte sie plötzlich große Angst. Sie bekam keine Luft mehr, und ihre Arme, nein, alle Gliedmaßen, schienen mit Tüchern umwickelt zu sein, aus denen sie sich nicht befreien konnte. Allmächtiger, was geschah nur mit ihr? Sie war am Ersticken … sie konnte sich nicht bewegen …
    Nein! Sie war nicht am Ersticken, es war nur dieser verdammte wilde Wein, der sie auf solche Ideen brachte. Sobald Haus und Garten davon befreit sein würden …
    Janet gebot ihren Gedanken hastig Einhalt. Ich gehe ja, rief sie sich ins Gedächtnis. Ich werde diesen Ort ja noch heute verlassen! Sie wandte sich vom Fenster ab und schaute sich im Schlafzimmer um. Ihre Kleidung lag größtenteils noch in den Umzugskartons, und auch die Kinder hatten bei weitem noch nicht alles ausgepackt. Würden alle Kartons in den Toyota passen? Einige Koffer mußte sie neu packen …
    Der Toyota! Wo war er?
    Bestürzt starrte sie aus dem Fenster: der Platz, wo Ted den Wagen gestern abend abgestellt hatte, war leer.
    Hatte er ihn in die Garage gefahren? Nein, ausgeschlossen, er hatte ihn draußen geparkt und den Rest des Abends damit verbracht, sich sinnlos zu betrinken. Als sie ihm angekündigt hatte, daß sie ihn verlassen würde, war er kaum noch imstande gewesen, sich auf den Beinen zu halten, geschweige denn einen Wagen zu lenken.
    Plötzlich ging ihr ein Licht auf.
    Wenn Ted das Auto benutzte, konnte sie nicht damit wegfahren … Ihr Anflug von Panik, als sie das Verschwinden des Toyota bemerkt hatte, machte Ärger Platz. Wie betrunken mußte ihr Mann gewesen sein, um glauben zu können, daß sie hierbleiben würde, nur weil sie keinen Wagen hatte?
    Wenn er sich in diesem Zustand ans Steuer gesetzt hatte …
    Jetzt verdrängte Angst ihren Zorn, und sie ließ sich auf die Bettkante fallen, erschöpft vom Widerstreit ihrer Gefühle. Automatisch griff sie nach dem altmodischen

Weitere Kostenlose Bücher