Kinder der Apokalypse
immer du willst«, erklärte der Schemen. »Aber nichts wird etwas an dem ändern, was du bist. Du bist immer noch eine Ritterin des Wortes.«
Angel schüttelte den Kopf und strich sich das dunkle Haar zurück. »Ich will auch nichts anderes sein, Ailie.« Nicht mehr seit Johnnys Tod. »Was geschieht jetzt?«
Ailie schaute zum Himmel, als suchte sie etwas in den Wolken und im Nebel. »Wir gehen. Wir gehen nach Norden.«
Angel seufzte. »Dann sollte ich lieber jemandem sagen, was los ist. Warte hier. Ich komme gleich zurück.«
* **
Sie machte sich auf, um Helen Rice zu suchen, denn ihr fiel sonst niemand ein, dem sie sagen konnte, was sie vorhatte. Sie versuchte immer noch zu begreifen, dass sie sich wirklich auf die Suche nach Elfen begeben musste. Nach Elfen, Dios mio! – und nach einer Magie, die sie vor der Zerstörung der Welt schützen würde. Aber welche Wahl blieb ihr schon? Das Elend dieser Welt war eine unerträgliche Last, eine Ansammlung von Grauen und Schrecken, die drohte, sie unter sich zu begraben, und wenn sie die Gelegenheit erhielt, etwas dagegen zu tun, konnte sie das wohl kaum ablehnen. Dennoch, es machte die Dinge nicht einfacher, wenn sie um etwas gebeten wurde, was sie kaum verstand.
Elfen und Elfensteine. Geschöpfe aus dem Feenland und ihre Magie!
Sie stellte fest, dass Helen ein wenig von den Kindern entfernt stand, die ein rasches Frühstück zu sich nahmen, bevor sie auf die Lastwagen stiegen. Die Vorräte waren bereits aufgestapelt und die Hauben der Lastwagen aufgeklappt, weil Mechaniker frische Solarbatterien installierten. Offenbar hatte jemand tatsächlich vorausgedacht.
»Angel, wo bist du gewesen?«, fragte ihre Freundin sie und wandte sich ihr zu. Helens Gesicht war schmutzig, und sie sah müde aus. »Such dir etwas zu essen, solange noch genug da ist.«
Angel schüttelte den Kopf. »Ich komme nicht mit euch. Es gibt etwas anderes, um das ich mich kümmern muss. Es wird mich weit weg von dir und den Kindern bringen. Ihr müsst ohne mich weiterziehen und euch so gut schützen, wie ihr könnt, bevor ich zurückkehren kann. Ist das möglich?«
Helen starrte sie einen Moment an, dann nicke sie. »Ich kann alles tun, was ich tun muss.« Sie hielt inne. »Kannst du mir sagen, worum es geht?«
»Es ist ein Auftrag, den ich als Ritterin des Wortes erhalten habe. Es geht darum, anderen zu helfen, die das noch mehr brauchen als du und die Kinder. Aber ich werde euch nicht vergessen. Bring alle nach Norden zum Columbia und warte am Rand der Cascade-Berge. Kennst du den Weg?«
Helen nickte. »Andere, die mit uns unterwegs sind, kennen ihn noch besser. Wir werden den Weg schon finden.«
»Sei vorsichtig. Die Einst-Menschen werden dir nach Norden folgen. Sie werden versuchen, euch irgendwo in die Falle zu locken. Du darfst sie nicht unterschätzen. Wenn sie euch finden, zieht weiter nach Norden und sucht Zuflucht in den Lagern dort.«
»Und du wirst wieder zu uns stoßen?«
Angel holte tief Luft und versprach, was sie nicht versprechen sollte. »Ich werde zu euch kommen.«
Helen streckte die Arme aus und zog sie fest an sich. Ihr dünner Körper zitterte, und ihre normalerweise stetige Stimme klang angestrengt und gebrochen. »Du hast so viel für uns getan! Du bist das Rückgrat unseres Muts, und wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren. Sei bitte vorsichtig.«
Angel erwiderte die Umarmung. »Kümmere dich um die Kinder, amiga mia. Confío en ti. Ich verlasse mich auf dich.«
Sie küsste Helen Rice auf die Wange und wandte sich ab, als sie spürte, dass die andere Frau zu weinen begann.
17
Logan Tom hatte schon beinahe den ganzen Weg nach Great Plains zurückgelegt und befand sich vor der dunklen Wand der Rocky Mountains, als er dem Prediger begegnete. Er war fast zwei Tage nach Nordwesten unterwegs gewesen und folgte der Straße, auf die die Fingerknochen von Nest Freemark ihn vor mehr als einer Woche hingewiesen hatten. Er hatte seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen. In dieser ersten Nacht, nachdem er aus den feurigen Überresten des Lagers und seiner Ungeheuer geflohen war, hatte er es nicht einmal versucht, und selbst Tage später wurde er noch durch schreckliche Träume und jähes Aufwachen vom Durchschlafen abgehalten. Er war von dem unerbittlichen Gefühl erfüllt, dass das Schicksal ihn einholte und sich daran nichts ändern ließ.
Die Umgebung trug wenig dazu bei, ihn zu trösten. Die Ebenen waren trocken und leer, ein Land, das sich von Horizont zu
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