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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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zweiten Grappa bestellt hatte, der wohl wie der letzte im Rosenwasser landen würde und nur ein Vorwand war, um seinen hingebungsvollen Flirt mit der kleinen dunkelhaarigen Kellnerin wieder aufzunehmen.
    Luca legte seinen Arm um Sabine, sichtlich besorgt, dass ihr zu kalt sein könnte, doch das Cape wärmte, der Wein tat das Übrige und Lucas Umarmung war sowieso besser als alles andere z usammen. Sabine ging es einfach prächtig. Langsam und ganz in ihr Gespräch vertieft, schlenderten sie zurück zum Palazzo. Der schnellste Weg dorthin führte allerdings an der „Pension Martin“ vorbei und damit an dem Ort, an dem Sabine, wäre es nach ihrem Ex-Freund gegangen, eigentlich hätte sterben sollen. Ohne dass sie es verhindern konnte, kroch ein klein wenig Angst in ihr hoch.
    „Luca, was ist, wenn Thomas sich noch irgendwo hier herumtreibt? Dadurch, dass ich lebe, ist er ja jeder Bestrafung entgangen. Keine Tote, kein Mord, kein Mörder. Ich bin etwas besorgt. Hast du eine Ahnung, ob er noch in Venedig ist?“
    Luca schwieg so lange, dass sie schon die Frage wiederholen wollte, aber dann bekam sie ihre Antwort doch noch.
    „Nein, er ist nicht mehr hier. Du musst nie wieder Angst vor diesem Schwein haben. Als ich ihn dort über dir gesehen habe und dein Blut roch, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich kann, wenn ich Angst um jemanden habe, der mir etwas bedeutet und den ich liebe, meine Kraft nur schwer kontrollieren. In dem Augenblick, als er an der Wand weiter hinten landete, brachen fast sämtliche Knochen in seinem Körper. Er war bereits tot, als er wieder auf dem Boden aufkam. Die Polizei hat angenommen, dass er von der Dachterrasse des Hauses gegenüber der Pension gefallen sei. Dort hatte er sich ja auch tatsächlich ein Zimmer genommen, um dich zu beobachten. Nachdem er sonst keine Verletzungen hatte, die auf Fremdeinwirkung hindeuteten, wurde nicht weiter nachgeforscht und er wurde nach Deutschland überführt.“
    „Ich sollte jetzt wohl zumindest ein wenig betroffen sein, bin es aber nicht, ich spüre nicht das geringste Mitleid. Er wollte mich tatsächlich umbringen.“
    „Ja, und um ein Haar wäre es ihm auch gelungen. Aber eben nur um ein Haar.“
    „Luca? Ich möchte jetzt nach Hause.“
    „Ist dir doch kalt?“
    „Nein, ganz im Gegenteil. Mir ist gerade wieder bewusst g eworden, wie viel ich dir verdanke. Irgendwie verspüre ich das dringende Bedürfnis, dir meine Dankbarkeit zu zeigen.“ Ein Blick in Sabines Gesicht ließ keinen Zweifel daran, wie sie das zu tun gedachte.
    „Oh, nun, dann will ich dir keine Steine in den Weg legen, pass mal auf.“ Luca nahm Sabine auf die Arme und nur Sekunden später waren sie zurück am Palazzo. Sie hatte ihre behandschuhten Arme fest um seinen Hals gelegt und ihren Kopf an seine Schulter geschmiegt. Als er sie über die Treppe nach oben trug, knurrte er nur leise. „Wehe, wenn einer es wagen sollte, uns jetzt zu stören.“

16.
     
     
    „Nun komm schon, wir hauen ab! Unsere Arbeit hier ist getan und wir haben alles, was wir wissen wollten. Wir müssen zum Schiff.“ Der kleine drahtige Mann wandte sich zum Gehen, jedoch wurde ihm durch die Antwort, die er erhielt, jäh Einhalt geboten.
    „Nein, du kannst verschwinden, wenn du willst und zu ihm z urückkriechen. Ich habe die Nase voll, endgültig. Endlose Jahre habe ich für diesen Bastard die Drecksarbeit erledigt. Jetzt ist Schluss damit! Verdammt, auch ich habe das Recht auf ein Leben, auf mein Leben!“
    „Bist du wahnsinnig geworden? Ist dir denn nicht klar, dass du deine jämmerliche Existenz allein ihm verdankst? Ohne ihn wü rdest du seit ewigen Zeiten irgendwo vermodern!“
    „Ja und? Zumindest hätte ich dann die Zeit, die mir zustand, nach meiner Fasson leben können, ohne sinnlos Menschen zu ermorden, die mir selbst nie etwas getan haben.“
    „He, du Idiot, er bietet dir ein fast endloses Leben, ohne Probleme, ohne Krankheiten. Alles, was du dafür tun musst, ist, seinen Anweisungen zu gehorchen, was ist so schwer daran?“
    „Habe ich mich unklar ausgedrückt? Ich will kein fremdb estimmtes Dasein mehr, ich will zumindest für eine Weile mein eigenes Leben! Und damit ist es mir ernst. Hau ab, verschwinde, du passt wunderbar zu ihm und seinen Killertruppen. Los, mach ihn stolz, aber lass mich in Ruhe.“
    Der große schlanke Mann wandte sich mit ernster Miene ab und schickte sich an, den langen Sandstrand entlangzugehen, der jetzt im fahlen Licht des abnehmenden Mondes

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