Kinder der Dunkelheit
s owieso schon scharfen Eckzähne waren nun noch weiter ausgefahren und sie konnte fühlen, dass er an der Grenze seiner Beherrschung angelangt war. „Doch, Luca, ich habe es mir gut überlegt und ich will es so.“
Das Knurren aus seiner Brust war noch etwas lauter geworden, sie hörte sein sonst langsam pochendes Herz, das jetzt in schne llem Stakkato so nah an ihrem schlug, und dann wusste sie, dass es jetzt geschehen würde.
Luca ließ seine weichen Lippen über ihren Hals gleiten, den sie ihm entgegenreckte, zog mit der Zunge genussvoll die Ader nach, küsste sich von der Halsbeuge bis hinauf zu ihrem Ohr und dann, dann endlich spürte sie, wie seine Eckzähne in ihr Fleisch ei ndrangen. Falls sie geglaubt hatte, es würde schmerzhaft sein, falls sie tatsächlich einen Rest Angst in sich gehabt hatte, so war das alles jetzt verschwunden. Während Luca tiefe Züge aus ihrer offenen Ader nahm, überkam sie ein Gefühl, wie sie es nie erwartet hätte. Wie ein ungeheurer Tsunami überrollten sie Glück, Erregung, Sehnsucht und purer Genuss gleichzeitig. Mit beiden Händen griff sie in Lucas Haar, um ihn noch näher an sich heranzuziehen und er gehorchte ihr sofort.
„Bitte, Luca, ich möchte mehr von dir. Luca, liebe mich!“
Sie hörte nur ein wohliges Seufzen an ihrem Ohr und während er einen weiteren Schluck nahm, drang er in sie ein und bescherte ihr Empfindungen, von denen sie nicht ansatzweise geahnt hatte, dass sie dazu fähig war.
Ihr Körper glühte förmlich und sie ließ sich einfach nur fallen in diesen überwältigenden Strom, denn daran, etwas kontrollieren zu wollen, war schon lange nicht mehr zu denken.
Fast war sie ein wenig traurig, als er seine Zähne schließlich zurückzog und die kleine Wunde an ihrem Hals mit seiner Zunge liebevoll versiegelte. Wenn sie geglaubt hatte, dass das der Höhepunkt gewesen war, hatte sie nicht mit dem gerechnet, was nun folgte.
„Ich habe dein Blut getrunken, um aber an meiner Seite sein zu können, auf immer und ewig, musst auch du mein Blut in dir haben. Bitte koste mich, versuch es“, bat er mit rauer Stimme.
Sabine war viel zu erregt, viel zu glücklich, um auch nur daran zu denken, sein Angebot abzulehnen. Sie nickte. So biss er, ohne den Blick von ihren Augen zu wenden, in sein Handgelenk und hielt es ihr an den Mund, nachdem sie sich unter ihm etwas aufgerichtet hatte: Vorsichtig, aber ohne zu zögern, schloss sie ihre Lippen um seine offene Pulsader. Sie hätte sich nie träumen lassen, was das Blut eines Kindes der Dunkelheit im menschlichen Organismus auslöste! Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie etwas Vergleichbares gekostet, süß und berauschend rann ihr sein Blut die Kehle hinunter.
Luca hatte sich aufgestützt und sah auf sie hinab. In seinem Blick lagen so viel Liebe und Zärtlichkeit! Das Haar fiel ihm in die Stirn, er strich es mit Schwung zurück, konzentrierte sich aber sofort wieder auf sie. Ihr ganzer Körper reagierte überaus heftig auf sein Blut und er schien genau zu wissen, was sie jetzt brauchte. Während sie noch immer in kleinen, genussvollen Schlucken trank, neckte er ihre Brustwarzen und strich über ihren hitzigen Körper. Mit wissendem Lächeln glitten seine Finger ihren Leib hinab und streichelten sie genau dort, wo sie ihn fühlen wollte. Wie in Trance löste sie schließlich ihre Lippen von seinem Handgelenk und lehnte sich zurück in die Kissen.
Sie liebten sich in dieser Nacht, bis sie beide vollkommen e rschöpft eng umschlungen einschliefen. Sabine hatte eine Hand in seinem Haar vergraben und hielt ihn, ohne sich dessen tatsächlich bewusst zu sein, unerbittlich fest.
Zwei Wochen später hatte Sabine in München ihre Stelle gekündigt, die alte Wohnung an ihre Freundin Jeanette untervermietet und auf Raffaeles Rat hin bis auf ein Girokonto und ein Depot sämtliche Bankverbindungen aufgelöst. Der umsichtige Vampir hatte ihr erklärt, dass es gut möglich sein konnte, dass sie irgendwann vielleicht einige Zeit in Deutschland verbringen würde und dann über ein vorhandenes Konto sicher froh wäre. Kluger Mann!
In Venedig hatte sie damit begonnen, mit Raffaele zu arbeiten. Wie erwartet, war er von ihrer Idee sehr angetan gewesen und so verbrachten sie Stunden im Labor oder in der weitläufigen Bibli othek des Anwesens, die Sabine gleich bei ihrem ersten Besuch vollkommen überwältigt hatte. Von uralten Handschriften und Pergamentrollen bis hin zu längst verloren geglaubten Originalausgaben – es
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