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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Wassermassen, die auf der anderen Seite der gewaltigen Schlucht über glatt gewaschene Felsvorsprünge in die Tiefe donnerten. »Er fraß ihn auf und erhielt ihn doch am Leben.« Sie blinzelte und drehte den Kopf. »Hätte man ihn nicht irgendwie … rekonvertieren können?«
    »Nein.« Esebian beugte den linken Arm versuchsweise und bewegte die Finger, setzte den Regler an und justierte die motorischen Sensoren, bis er mit der Signalübertragung zufrieden war. Die neuen Erweiterungen versetzten ihn in die Lage, einen Tastsinn zu simulieren, der sich fast normal anfühlte. »Aus dem gleichen Grund gibt es keine Backups. Wer den Weg des Symbionten wählt, muss darauf verzichten.«
    »Warum hat sich Lukas den … Wurm einpflanzen lassen?«, fragte Leandra.
    Esebian erklärte es ihr. »Ihm blieb keine Wahl. Andernfalls wäre er zu einem Grauen geworden.«
    »Nach acht Therapien …«, murmelte Leandra. »Er war der Unsterblichkeit damals noch näher als du heute.«
    »Ja.«
    »Und wenn du dich nicht der nächsten Therapie unterziehst … Dann könnte es dir so ergehen wie ihm?«
    Esebian zögerte kurz. »Ja.«
    »Das darf nicht geschehen«, sagte Leandra leise. Und noch leiser fügte sie hinzu: »Dann wäre ich wieder allein.«
    »Es wird nicht geschehen.« Esebian ließ den Arm sinken und hörte das leise Summen der kleinen Servomotoren darin. Ein biologischer Arm wäre ihm lieber gewesen, aber dieser erfüllte seinen Zweck, bevor er sich bei einem Bioingenieur einen neuen wachsen lassen konnte. »Ich werde mir holen, was mir zusteht.«
    »Der Mann, der Lukas getötet hat … War es der Erlauchte, der dich beauftragte, El'Kalentar zu töten?«
    Esebian musterte Leandra mit neu erwachendem Argwohn. Er konnte sich nicht daran erinnern, ihr erzählt zu haben, dass der Auftrag von einem Erlauchten stammte. »Das vermute ich«, sagte er langsam.
    »Angenommen, du findest ihn und er verweigert dir die Meriten, so wie jener Kunde sie damals Lukas verweigert hat. Was dann?«
    »Er wird sterben«, sagte Esebian mit fester Stimme. »Tirrhel wird sterben, so oder so. Ich habe es Lukas versprochen.«
    Leandras Lider zitterten bei diesen Worten. »El'Kalentar …« Sie schien dem Klang des Namens zu lauschen. »Er trug keinen Wurm in sich. Konnte er nicht rekonvertiert werden? Und legen Unsterbliche keine Backups an? Wäre das nicht dumm von ihnen, bei so vielen Erinnerungen?«
    Im Saal von Esebians Wahrnehmung gingen weitere Lichter an, und er fühlte sich vollständiger, nicht mehr weitgehend blind und taub. Er hörte Leandras Puls als einen fernen Trommelschlag, den er näher holen konnte, wenn er wollte, um nach Einzelheiten zu lauschen. Das Blut toste in ihren Adern, fast so laut wie die über den Rand der Schlucht stürzenden Fluten. Bei jeder einzelnen Bewegung knisterten Haut und Kleidung, und wenn sie den Kopf drehte, schien Wind in ihrem Haar zu rauschen, wie in den Baumwipfeln eines Waldes. Er sah winzige Schweißperlen auf ihrer Stirn, wie glitzernder Tau auf gelbbraunem Samt, und bei genauerem Hinsehen offenbarten sich ihm selbst die geringfügigsten Bewegungen der Pupillen. Er konnte sogar in Leandra hineinblicken, wenn er wollte, zwei oder drei Zentimeter tief, solange er sich auf noninvasive Sondierungssignale beschränkte, und die Muster des elektrischen Widerstands der Haut betrachten.
    »Die Unsterblichkeit ist das Ergebnis eines delikaten Gleichgewichts bei der Zellregeneration«, sagte Esebian langsam. Er hatte sich Leandras Frage schon vor einer ganzen Weile gestellt und darüber nachgedacht. »Sie betrifft einen Körper, der mit insgesamt neun Therapien darauf vorbereitet wird und vielleicht nach dem letzten Aufstieg weitere Behandlungen braucht, um den erlangten Status beizubehalten. Ich weiß es nicht genau. Wie die Unsterblichen unsterblich bleiben, wissen nur sie selbst, wie so vieles andere; ich erfahre es, wenn ich einer von ihnen werde. Der Körper, der mit dem letzten Aufstieg den Tod besiegt, lässt sich nicht einfach austauschen. Selbst Teilregenerationen gefährden das zellulare Gleichgewicht. Deshalb hat ein Backup für einen Unsterblichen kaum Sinn. Es müsste in einen Klon übertragen werden, der jedoch sterblich wäre und dem die Hohen Welten damit verwehrt blieben. Mir ist kein einziger derartiger Transfer bekannt, und ebenso wenig weiß ich von Backups.« Esebian zögerte kurz, als eine alte Erinnerung aufstieg, die aus Even Ten-Tens Leben stammte. »Ich kenne nur eine Ausnahme. Vor mehr als

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