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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zu Tahlon zurück, hob ein langes Hinterbein und deutete auf das wilde Durcheinander, das von den Vitrinen und ihrem Inhalt übrig geblieben war. »Waffen«, sagte sie. »Ich muss betrübt zur Kenntnis nehmen, dass der Maschinenmensch namens Lukas, den wir alle sehr zu schätzen wussten, mit Waffen und anderen Dingen gehandelt hat.«
    »Verbotene Erweiterungen«, sagte Tahlon.
    »Illegale Gegenstände, ja.«
    »Sie haben nichts davon gewusst.« Die Worte entschlüpften Tahlon, und es gelang ihm gerade noch, sie nicht wie eine ironische Frage klingen zu lassen. Jere Eins Izaquine hatte ihm geholfen, und er brauchte weiterhin ihre Hilfe. So sehr es ihn auch störte, dass sie nicht die Maßnahmen ergriffen hatte, die er für nötig hielt, und dass sie gewisse Dinge aus einer ihm fremden Perspektive sah, seine Vorstellung von Ordnung nicht teilte – damit musste er sich abfinden. Dies war nicht das Direktoriat. Als Präfekt konnte er natürlich offiziell Beschwerde bei den Prinzipalinnen von Gevedon einlegen und an die Vereinbarungen erinnern, die sie mit den Direktoren und Magistern getroffen hatten, aber all das kostete Zeit.
    »Natürlich nicht, Präfekt«, erwiderte Jere Eins.
    Tahlon machte eine Geste, die nicht nur diesem Raum galt, sondern auch den anderen. »Was halten Sie davon? Was ist hier geschehen?«
    »Esebian und Lukas sind mit dem Transferitor entkommen, dessen Emissionsschatten wir geortet haben.«
    Tahlon nickte. »Es befand sich noch jemand hier, nicht wahr?«
    »Ja, Präfekt. Eine dritte Person, von der wir glauben, dass sie für diese Zerstörungen verantwortlich ist.«
    Tahlon wünschte sich einmal mehr direkten Zugang zu den Ermittlungsdaten. Sein Wissen war noch immer viel zu lückenhaft. Jere Eins hatte ihm einen vollständigen Bericht versprochen, sobald der Elaborator mit dem Sammeln und Auswerten von Informationen fertig war, aber dann wussten auch die Magister davon. Er seufzte innerlich und begriff, dass seine Gedanken in eine gefährliche Richtung gingen.
    »Und diese dritte Person verschwand mithilfe eines eigenen Transferitors?«
    »Ja. Eine mobile Version, kontrolliert von einem …« Jere Eins zögerte kurz und schien nach dem richtigen Wort zu suchen. »Noder.«
    »Haben Ihre Sniffer bereits eine Biosignatur dieser dritten Person gefunden?«
    »Sie sind sehr ungeduldig, Präfekt.«
    Bin ich das?, fragte sich Tahlon. »Esebian hat einen unserer Unsterblichen getötet. Dafür muss er zur Rechenschaft gezogen werden. Jede Sekunde, die dieser Mann in Freiheit verbringt, ist eine Beleidigung für meinen Gerechtigkeitssinn.«
    Jere Eins' Fühler zitterten. »Ich verstehe. Geht es Ihnen nur darum?«
    Riskantes Terrain, dachte Tahlon. »Wenn man ermittelt, kann es passieren, dass sich neue, völlig unerwartete Hinweise ergeben.« Er beobachtete die anderen Enha-Entalen, die noch immer damit beschäftigt waren, Spuren zu sichern, und den Sniffer, der sich durch den Schutt wühlte, an einem verbogenen Etwas aus Kompositmaterial verharrte und seine Sensoren darauf richtete. »Man muss ihnen nachgehen, um ein deutlicheres Bild von der Lage zu gewinnen und alles richtig zu beurteilen. Doch oft ist Diskretion nötig.«
    Jere Eins richtete die Fühler und den Blick von sieben schwarzen Augen auf ihn. »Ich verstehe Sie, Präfekt. Was wir auf dem Weg hierher gefunden haben, wird diskret untersucht, das versichere ich Ihnen. Ohne dass jemand anders davon erfährt.«
    Sie sprachen, ohne ihn zu erwähnen, von dem Biomech, den sie im Filigrannetz an Bord genommen hatten. Die Bordmittel der Concordia reichten für eine genaue Untersuchung nicht aus, und Tahlon hatte nicht bis zur Rückkehr ins Direktoriat warten wollen. Außerdem konnten solche Analysen dort kaum durchgeführt werden, ohne dass Magister und Erlauchte davon erfuhren.
    »Dafür danke ich Ihnen ausdrücklich, Jere Eins Izaquine. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.« Und er dachte, geschützt von Erweiterungen, die seine Gedanken vor telepathischen Lauschern verbargen: Solche Hilfe sollte unter Ermittlern, die Verbrechen aufzuklären versuchen, selbstverständlich sein.
    Sie sahen sich auch die anderen Räume an und beobachteten, wie weitere Leichen für das Feuer am Abend zerlegt wurden. Auf dem Rückweg sagte Jere Eins: »Ein Kampf hat stattgefunden, zwischen dem Maschinenmenschen Lukas und Ihrem Esebian einerseits und der dritten Person, die noch nicht identifiziert werden konnte. Doch nur ein kleiner Teil der Zerstörungen geht auf den

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