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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Delegierte der Prinzipalin Brelje Genualdi Izaquine«, vermutete Ranidi.
    »Ja. Jere Eins scheint kein echtes Interesse an einer Aufklärung zu haben.« Tahlon lachte leise und humorlos. »Vielleicht hofft sie, dass sich interessante Geschichten daraus ergeben. Das scheint für die Enha-Entalen wichtiger zu sein als alles andere.«
    Vorn beim Feuer ertönten knarrende Stimmen, und aus dem Hauptportal des Oktaeders trat die Prinzipalin, die fast vier Meter weit aufragte und ihre smaragdgrünen Flügel ausgebreitet hatte. Der Stachel ihres langen, von blauer Seide umhüllten Schwanzes war vergoldet, und unter ihrem Leib bemerkte Tahlon mehrere noch schlaffe Larvenbeutel. Musik erklang, seltsam schrill und disharmonisch für die Ohren des Präfekten. Die Prinzipalin hob ihre vorderen Gliedmaßen, und daraufhin begannen in bunte Zeremoniengewänder gekleidete Enha-Entalen, die einzelnen Teile der achtundzwanzig Toten dem Feuer zu übergeben, während ein Proklamator von ihrem Leben erzählte.
    »Der Bericht des Elaborators«, fügte Tahlon hinzu, »ist ein Witz.«
    »Ein Witz, Präfekt?«
    »Beziehungsweise ein schlechter Scherz.« Zorn brodelte in Tahlon, und vorsichtshalber rejustierte er seinen mentalen Modus, damit die Emotionen nicht außer Kontrolle gerieten. In der Außenwelt gab es genug Chaos; wenigstens seine Innenwelt sollte geordnet bleiben. »Er enthält kaum mehr als das, was wir selbst gesehen haben. Lukas wurde beim Kampf gegen die dritte Person verletzt, und zwar recht schwer, doch er entkam zusammen mit Esebian. Die Gegenstation des Transferitors muss sich hier irgendwo auf Gevedon befunden haben, aber ich bin ziemlicher sicher, dass Esebian das allgemeine Durcheinander ausgenutzt und den Planeten verlassen hat. Die hiesigen Filigrane werden nicht von uns kontrolliert; er könnte wer weiß wo sein. Wir haben seine Spur verloren.«
    »Wir finden Sie wieder, Präfekt. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir wissen, dass Esebians physischer Zustand instabil ist. Früher oder später muss er versuchen, sich einer Therapie zu unterziehen. Wenn nicht, wird er zu einem Grauen.«
    Tahlon beobachtete, wie Funken vom Feuer aufstiegen, kleinen Sternen gleich, die sich denen am dunklen Himmel hinzugesellen wollten.
    »Für eine Therapie muss er in die Tausend Tiefen zurück, Präfekt«, sagte Ranidi, als Tahlon schwieg. »Und dort halten nicht nur wir nach ihm Ausschau, sondern auch die Magister.«
    Die Magister, dachte Akir Tahlon, und aus irgendeinem Grund war ihm nicht wohl bei diesem Gedanken. »Jemand hat es auf ihn abgesehen«, sagte er schließlich. »Erst auf dem Lebensfelsen von Hadadd und jetzt hier. Wenn wir feststellen könnten, wer die dritte Person war …«
    »Der Sniffer hat etwas gefunden, Präfekt, doch Jere Eins hat betont, dass die Analysen noch etwas dauern werden.«
    »Um ganz ehrlich zu sein, Ranidi: Ich bezweifle, dass wir von Jere Eins noch etwas Nützliches erfahren. Wenn wir etwas tiefer graben würden, fänden wir vielleicht Hinweise darauf, dass es zwischen ihr beziehungsweise zwischen der Prinzipalin Brelje Genualdi Izaquine und Lukas geschäftliche Beziehungen gab. Möglicherweise sind gewisse Kreise auf Gevedon mit dem Netzwerk verflochten.«
    Das Netzwerk, von seinen Angehörigen »Aurora« genannt. Eine in den Gemischten Gebieten wurzelnde Organisation, die sich dem Illegalen verschrieben hatte und immer wieder versuchte, auch in den Tausend Tiefen Fuß zu fassen. Dort wachten die Ethikwächter und Observanten im Auftrag von Magistern und Erlauchten darüber, dass die Regeln eingehalten wurden, aber es gab weite Zwielichtzonen, insbesondere im Bereich der Randwelten. Wenn das Netzwerk inzwischen auch in den Einflussgebieten der anderen Nationen der Milchstraße operierte, so war es an der Zeit, energische Gegenmaßnahmen zu ergreifen, fand Tahlon. Die Ordnung durfte nicht noch mehr in Gefahr geraten.
    »Glauben Sie, dass das Netzwerk dahintersteckt, Ranidi?«
    »Hinter El'Kalentars Ermordung, Präfekt? Nein. Zumindest nicht direkt.« Ranidi blähte kurz seine Kiemen auf. »Aber ich glaube, dass Lukas Esebian geholfen hat. Vielleicht stammt die Ausrüstung, die es ihm erlaubt hat, El'Kalentar zu töten, von hier, Präfekt. Wir haben die Objekte untersucht, die wir in der Villa auf dem Lebensfelsen fanden. Und ich habe mir erlaubt, einige kleine Geräteteile vom Unglücksort zur Concordia zu transferieren. Wenn die ambientalen Signaturen übereinstimmen, wissen wir, dass Esebians

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