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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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durch eine Strukturlücke in den Schirmfeldern zog. Das Objekt, zur einen Hälfte Maschine und zur anderen organisches Wesen, setzte sich zur Wehr, als der Gravitationsanker es in den Hangar holte; dabei wurden zwei der drei dort befindlichen Orbitalspringer beschädigt.
    »Sicherung des Hangars«, sagte der Kommandant.
    »Hangar gesichert.«
    »Energetische Priorität für Antrieb und Schirme.«
    »Priorität neu bestimmt.«
    Über die Datenverbindungen »spürte« Tahlon, wie die anderen Bordsysteme der Concordia ihre Aktivitäten herunterfuhren. Zur gleichen Zeit sah er in einem Fenster seiner erweiterten Wahrnehmung, wie die zahlreichen Biomechs den entführten Seeder durch die Öffnung in den Normalraum brachten. Einige der silbernen Geschöpfe blieben beim Riss in der Sturzwand zurück, und ein schimmerndes Licht erschien bei ihnen, dehnte sich aus und wurde immer heller.
    »Zündung der ersten Navigationsfackel. Drei weitere unmittelbar vor dem Einsatz.«
    Der Kommandant schnaufte. »Pilot, Notbeschleunigung.«
    »Notbeschleunigung bestätigt.«
    Der im Schiff erwachte Gigant grollte nicht mehr, sondern donnerte und heulte. Heftige Vibrationen erfassten das Schiff, so stark, dass organisches Gewebe ohne den Schutz von trägheitsneutralen Dämmfeldern beschädigt worden wäre. Tahlon, von den Formspeicherpolstern der Sicherheitsliege umschlossen und von einem Kraftfeld geschützt, dachte an den Biomech im Hangar und hoffte, dass genug für eine Untersuchung übrig blieb.
    Drei weitere Fackeln zündeten hinter der Concordia , schlossen den Riss, durch den der Seeder verschwunden war, und verschlangen mit ihrem Feuer die zurückgebliebenen Biomechs. Ihre energetischen Druckwellen veränderten die Struktur des Sturzes, und vor dem Direktoriatsschiff schrumpfte der Trichter. Tahlon und die anderen Personen im Navigationszentrum waren in Oasen der Ruhe gebettet, während die Concordia um sie herum immer heftiger erzitterte. Die Schirmfelder gleißten, als das Feuer der Navigationsfackeln herankam und den stählernen Leib des Schiffes zu erreichen versuchte.
    Hitze schlug Tahlon entgegen, und das Lodern der Fackeln schien auch das Nav-Zentrum zu erfassen – es wurde so hell, dass alles in einem blendenden Weiß verschwand, in dem es bedrohlich knirschte und knackte.
    Und dann herrschte plötzlich Stille.
    Tahlons Erweiterungen wurden heruntergefahren. Für einige wenige Sekunden empfing er keine Daten mehr und war auf seine gewöhnlichen Sinne angewiesen. Die Sicherheitsliege richtete ihn langsam auf, und Konturen schälten sich aus dem grellen Weiß. Der Kirgu war schon wieder auf den Beinen, stapfte entschlossen um die Kommandoinsel, streckte dünne Arme aus und betätigte virtuelle Kontrollen. Die Offiziere lagen noch benommen in den Formspeicherpolstern.
    »Sturz hinter uns geschlossen«, meldete der Pilot. »Triebwerk einsatzbereit und aktiv. Schiff auf Kurs nach Gevedon. Autoreparatur der Strukturschäden an Bord hat begonnen.«
    »Was ist mit dem Biomech?«, fragte Tahlon und deaktivierte das Dämmfeld. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass Ranidi und Jere Eins alles ebenso gut überstanden hatten wie er.
    »Im Hangar isoliert und neutralisiert. Für die Untersuchung bereit.«
    Die Liege hatte sich wieder in einen Sessel verwandelt, und Tahlon lehnte sich zurück. Er dachte bereits über mehrere Möglichkeiten nach. »Wann erreichen wir Gevedon?«
    »In neun Stunden.«
    Tahlon nickte zufrieden. »Pilot?«
    »Pilot hört.«
    »Sie haben gute Arbeit geleistet. Ich empfehle Sie für zusätzliche Meriten.«
    »Danke, Präfekt.«

 
37
     
    Eine Wunde klaffte in der Wabenstadt, fast hundert Meter tief und geschaffen von der Druckwelle einer Explosion. Spezialisten der Enha-Entalen kletterten zwischen den Trümmern umher, gruben Tunnel, krochen durch dunkle Ecken und suchten nach Spuren. Mobile Scheinwerfer schwebten durch die Reste von Räumen und Korridoren, gelenkt von knappen verbalen Anweisungen oder Gesten.
    »Ich danke Ihnen sehr, dass wir uns hier umsehen dürfen, Jere Eins«, sagte Tahlon.
    »Sie erweisen mir Ehre, Präfekt«, erwiderte die Enha-Entalen. Sie trug einen Körperpanzer, der aus Dutzenden von kleinen silbernen Platten bestand, die bei jeder Bewegung ihre Konfiguration veränderten und maximalen Schutz gewährleisteten. Vor einer Tunnelöffnung zwischen zwei geborstenen Wänden blieb sie stehen. »Er war hier. Der Mensch, den Sie suchen und der die Barke des Transporters meiner

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