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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Einsatz von Thermobomben und Waffen zurück. Was die Wohnzellen zertrümmert und insgesamt achtundzwanzig Enha-Entalen getötet hat, war der Kollaps des Phasenfelds.«
    Ein Phasenraum mitten in der Stadt, dachte Tahlon und trat an einem Aggregat vorbei, das den Eindruck erweckte, halb geschmolzen und dann wieder erstarrt zu sein; die rußschwarzen Beine eines Enha-Entalen steckten darin. Und du hast nichts davon gewusst? Ein Phasenfeld verrät sich durch bestimmte Emissionen. Wenn man weiß, wonach es Ausschau zu halten gilt …
    »Ihre Spezialisten haben die Energiepakete gefunden«, sagte Tahlon, als sie nach draußen traten, einer Gruppe von Enha-Entalen entgegen, die sich zu einem zirpenden Trauergesang eingefunden hatten. »Wir wissen, dass der Transferitor eine sehr begrenzte Reichweite hatte. Der Retransfer muss irgendwo auf dem Planeten stattgefunden haben.«
    »Gevedon ist groß, Präfekt«, knarrte Jere Eins, streckte die Stelzenbeine und wankte dorthin, wo sich Lukas' Laden befunden hatte. Tahlon stellte fest, dass Ranidi dort auf ihn wartete. »Und außerdem fand der Hochzeitsflug der dreizehn Prinzipalinnen statt, an dem auch meine teilgenommen hat.« Jeres Fühler rieben knisternd aneinander. »Es gab viele Schiffe, die den Planeten erreichten und ihn verließen.«
    »Ich verstehe«, sagte Tahlon. Offenbar hielt Jere Eins eine weitere Suche nach Esebian für sinnlos.
    Die Enha-Entalen hob den Stabkopf ins Licht der beiden Sonnen, die eine grün und klein, die andere rot und gewaltig. »Es wird noch eine Weile dauern, bis alle Daten gesammelt und für einen Bericht verarbeitet sind. Natürlich bin ich in der Zwischenzeit bereit, auf alle Ihre Anfragen einzugehen, Präfekt. Darf ich Sie heute Abend zum Feuer des Gedenkens einladen?«
    »Sie erweisen mir eine weitere Ehre, Jere Eins Izaquine. Mein Assistent und ich werden zur Stelle sein.«

 
38
     
    Das grüne und rote Leuchten der beiden untergegangenen Sonnen verblasste am Horizont. Ein Lichtermeer erstreckte sich zu Füßen der dreizehn Tafelberge mit den pastellfarbenen Oktaedern der Prinzipalinnen, und auf einem von ihnen brannte ein Feuer mit fast zehn Meter hohen Flammen. Tausende von Enha-Entalen hatten sich eingefunden, standen auf den Felsen des Tafelbergs oder den breiten, langen Terrassen des Oktaeders, in dem sich eine der dreizehn Prinzipalinnen auf ihre neue Brut vorbereitete. Auch viele Außenweltler waren zugegen, unter ihnen Akir Tahlon und Ranidi. Sie standen abseits der anderen, weit genug vom Feuer entfernt, um im Dunkeln zu bleiben und miteinander zu sprechen, ohne dass jemand sie hörte. Trotzdem hatte Tahlon sich und seinen Assistenten mit einem monodirektionalen Akustikfeld umgeben, das Geräusche einfing und nicht wieder freigab. Auch wenn jemand in der Finsternis der Nacht einen Lauscher auf sie richtete und von Erweiterungen Gebrauch machte: Niemand konnte das Gespräch im Innern des Akustikfelds hören.
    »Es ist erstaunlich«, murmelte Tahlon und beobachtete das Feuer, dessen flackernder Schein ein sonderbares Spiel aus Licht und Schatten auf den dahinter emporragenden, mehrere hundert Meter langen Prinzipalinnen-Oktaeder projizierte. »Wir kennen die Enha-Entalen seit Jahrtausenden, aber eigentlich wissen wir nur wenig von ihnen.« Er spürte Ranidis fragenden Blick und fügte hinzu: »Oh, wir kennen ihre Gesellschaftsstruktur. Wir wissen, dass ihr Volk in Aggregationen gegliedert ist, die von Prinzipalinnen regiert werden. Wir kennen ihre wichtigsten Bräuche und Traditionen, ihre starken und ihre schwachen Seiten. Mit anderen Worten: Wir wissen genug über sie, um mit ihnen zu koexistieren und Konflikte zu vermeiden. Aber wir haben keine Ahnung, was in ihren Köpfen vor sich geht.« Tahlon zögerte kurz. »Ich weiß nicht einmal, wie alt sie werden. Ihre normale Lebenserwartung ist größer als die von unbehandelten Menschen, aber wie alt können sie werden?« Er versuchte, sich eine Welt vorzustellen, in der es nicht um das Streben nach Unsterblichkeit ging, und seine Fantasie versagte. Das Streben nach den Hohen Welten hatte, sah man von den unbeschwerten frühen Jahren der Kindheit ab, sein ganzes Leben bestimmt. Gab es etwas anderes, das den Platz dieses inneren Motors einnehmen und ebenso stark motivieren konnte?
    »Präfekt?«
    »Manchmal kann das, was uns vertraut erscheint, so fremdartig werden, dass wir es nicht mehr verstehen«, sagte Tahlon nachdenklich.
    »Ich nehme an, Ihre Worte beziehen sich auf die

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