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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Ranidi.«
    Sein Assistent näherte sich dem Tisch, und Tahlon wies das Displayfeld mit einer Geste an, eine bestimmte Sequenz zu wiederholen. Er kannte inzwischen jede Einzelheit davon: die Wand des schlauchartigen Transittunnels, grau und scheinbar organisch, davor das rhythmische Pulsieren der Lichter, die in hoher Auflösung zu Sinuswellen wurden. Einige Sekunden verstrichen.
    »Was meinen Sie, Präfekt?«
    Tahlon beugte sich vor und streckte die Hand ins Displayfeld. »Diese Stelle hier, an der Wand. Wir sind zu dem Zeitpunkt noch ein ganzes Stück vom Sturztrichter entfernt, und hier wurden keine Navigationsfackeln eingesetzt. Es gibt auch keine Transitsignaturen, die darauf hindeuten, dass ein Schiff irgendwann einmal etwas an dieser Stelle ausgeschleust hat. Und doch hat sich dort etwas verfärbt und bewegt, direkt hinter einem großen Datenpaket der Magisterkommunikation.«
    Eine weitere Geste, und die Szene erschien noch einmal im Displayfeld. Ein Lichtblitz wanderte wie träge durch den Tunnel, und an der grauen Wand hinter ihm erschien ein Buckel mit sieben beinartigen Erweiterungen, der erst ebenso grau war wie die Tunnelwand und dann rot aufleuchtete, als das Datenpaket der Magister ihn passierte. Der Lichtblitz wanderte weiter, und die Erscheinung dahinter verschwand.
    »Vielleicht handelt es sich um eine Reflexion des Datenpakets«, sagte Ranidi.
    Tahlon schüttelte den Kopf. »Das Etwas hat wirklich existiert. Ich habe das Schiff beauftragt, in den Datenbanken nachzusehen. Bisher ist ein solches Phänomen nicht bekannt.«
    »Vielleicht wissen die Magister mehr darüber.«
    »Mag sein.« Tahlon stand auf und deaktivierte das Displayfeld mit einem Wink. Die Unruhe in ihm blieb. »Aber ich möchte noch etwas warten, bevor ich entsprechende Anfragen an sie richte, Ranidi. Vielleicht hole ich das nach, wenn wir auf Taschka sind.«
    Ein akustisches Signal erklang und wies auf den bevorstehenden Filigrantransit hin. Tahlon machte sich auf den Weg zu seinem Quartier und fragte sich voller Unbehagen, welcher Traum ihn diesmal erwartete.

 
     
     
    Violette Wünsche an einem Tag mit rotem Schnee,
    Unter vielen Farben sollen ruhen Kummer und Weh.
    Lass Licht die Dunkelheit des Schmerzes durchdringen
    Und meiner Seele endlich Frieden bringen.
     
NEUE HORIZONTE
39
     
    »Ziemlich eindrucksvoll, was in Ihrem Körper steckt«, sagte der Bioingenieur, während sich der nackte Esebian im Scanner drehte, von zwei Gravitationsankern gehalten. »Erweiterungen für audiovisuelle, olfaktorische und taktile Wahrnehmung, Kommunikation, psychische und physische Steuerung, Feinmotorik und Metabolismus. Drei Implantate für mentale Modi, Telepathieblockade und Gedankenakzeleration. Bei einigen von ihnen sind die Nervenverbindungen noch instabil und nicht voll belastbar.«
    »Sie sind mir erst vor kurzer Zeit implantiert worden«, sagte Esebian. Bei seiner langsamen Rotation bekam er nur einmal Gelegenheit, den Bioingenieur zu sehen: ein mechanischer Zwitter wie Lukas und Donaton Rell auf Angar, die eine Hälfte des Kopfes haarlos und aus Syntho-Komposit, die andere menschlich, mit faltiger Haut, einem weit vorstehenden Wangenknochen und einem großen grauen Auge mit messerscharfem Blick. Malik Enz, geboren auf Bokal am Rand des Vorhangs, seit vierhundert Jahren Mitglied von Aurora und ein enger Freund von Lukas. Dies war Esebians erste Begegnung mit ihm, aber er hatte von Enz gehört und wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Ein Gravkissen trug den beinlosen Bioingenieur durch den wie ein Laboratorium eingerichteten Raum. Unterwegs bewegten sich seine vier langen Arme, betätigten virtuelle Kontrollen und veränderten die Einstellungen der mit dem Scanner verbundenen Sensoren. Leandra stand im Hintergrund, im dunkleren Teil des großen Raums, und beobachtete das Geschehen. Ihren Gesichtsausdruck konnte Esebian nicht erkennen, aber er spürte Sorge. »In Lukas' Hauptdepot auf Gevedon.«
    »Die Nervenkontakte wachsen langsamer als gewöhnlich«, sagte Malik Enz. »Ich fürchte, Ihr allgemeiner Zustand ist schuld daran.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Leandra.
    Der Bioingenieur verschwand wieder aus Esebians Blickfeld, und mit ihm Leandra.
    »So weit sind wir noch nicht, junge Dame. Geben Sie der Maschine und mir etwas mehr Zeit.«
    »Sie müssen ihm helfen.«
    »Ich bemühe mich, junge Dame. Ich bemühe mich.« Das Summen des Gravkissens kam näher. »Ihre neuen Konverterzellen funktionieren einwandfrei und sind

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