Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
bereits gut integriert. Sie nehmen Energie in allen Frequenzbereichen auf, Konsul.«
    »Bitte nennen Sie mich nicht Konsul, Malik. Nicht hier.«
    Eine weitere Drehung, und der Bioingenieur kehrte in Esebians Blickfeld zurück. Sein Gravkissen schwebte direkt vor der Öffnung des Scanners. »Wie Sie wünschen, Esebian. Obwohl es genau darum geht. Um Ihren Kandidatenstatus.« Er glitt wieder fort, doch seine Stimme blieb nahe, von einem Akustikfeld festgehalten. »Die Konverterzellen sind stark genug, um Sie eine ganze Minute lang mit einem Schirmfeld der ersten Kategorie zu schützen. Womit wir bei Ihrem defensiven und offensiven Potenzial wären, Esebian. Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, aber Sie sind für einen kleinen Krieg gerüstet. Die Konsistenzverstärker können Ihre Haut in eine Panzerung verwandeln, widerstandsfähig genug, um den Projektilen leichter kinetischer Waffen zu widerstehen. Ein formidabler Schutz zusammen mit dem Schirmfeld. Mehrere Nanokonglomerate sind bereit für schnelle Zellreparaturen, falls es zu Verletzungen kommen sollte. Und dann Ihre Bewaffnung: drei Miniaturausführungen von Vari-Waffen, zwei in den Schultern und eine in der linken Hüfte. In den Fingernägeln ein Paralysator, zwei Mikro-Intervaller, ein Superblaster, zwei Desintegratoren und ein Dekohärenter, der zwar viel Energie verbraucht, aber recht nützlich sein kann. Die übrigen vier Fingernägel lassen sich bis auf eine Länge von fünfzehn Zentimetern ausfahren und können als Messer oder Dolche verwendet werden. Sie sind besser ausgerüstet als ein Angehöriger der Ehernen Garde. Was haben Sie vor, Esebian?«
    »Ich habe vor, mit Erebos zu sprechen, sobald wir hier fertig sind«, antwortete Esebian. »Wie lange dauert es noch?«
    »Genauso ungeduldig wie die junge Dame«, brummte Malik Enz. »Aber vielleicht sind Sie ungeduldig, weil Sie wissen, dass es Ihnen an Zeit mangelt. Was mir Anlass gibt, auf Ihren Kandidatenstatus zurückzukommen, Esebian.«
    Der Bioingenieur strich mit einer Hand über mehrere vor ihm schwebende virtuelle Kontrollen, und Esebians Drehung fand in der Horizontalen ein Ende. Die beiden Gravitationsanker bugsierten ihn aus der Maschine, und wenige Sekunden später stand er, griff nach seiner Kleidung und zog sich an. Leandra verließ ihren Platz im dunklen Teil des Raums und kam näher.
    »Dieser Körperbauer, von dem Sie mir erzählt haben, der Chisnall auf Hadadd …«
    »Cambero.« Esebian hatte es eilig, sich anzuziehen, um seinem Spiegelbild zu entkommen, das er in der nur wenige Meter entfernten Glaswand sah. Es zeigte ihm einen alten , ausgemergelten Mann, voller Falten und schlaffer Haut, mit einem linken Arm, der wie der eines Maschinenzwitters wirkte.
    »Ein Stümper«, ereiferte sich Malik Enz und winkte mit allen vier Armen. »Eine Beleidigung für uns Bioingenieure. Er hat Sie verpfuscht, Esebian.«
    Die graue Hose passte sich Esebians Körper an, und er schloss das Hemd, indem er kurz mit der Hand über den Haftstreifen in der Mitte strich. Der integrierte Formspeicher legte die Passformdaten in seinem molekularen Gedächtnis ab. »Wie sieht's aus, Malik?«
    Der Bioingenieur schwebte noch etwas näher, musterte ihn mit seinem großen Auge und mehreren visuellen Sensoren. »Schlecht sieht's aus, Esebian. Das von den letzten Therapien geschaffene neue Transkriptasengleichgewicht gerät immer mehr in Gefahr. Wenn Sie nicht schnellstens eine neue Therapie bekommen …«
    Esebian sah auf seine Hände hinab und stellte sich vor, wie sie grau wurden. »Wie schnell? Wie viel Zeit bleibt mir?«
    »Ein Monat, höchstens. Die Ganzkörperbehandlung hat Ihnen ein wenig geholfen, aber sie schiebt das Unvermeidliche nur hinaus.«
    »Kann die Therapie nicht hier durchgeführt werden?«, warf Leandra ein.
    Malik Enz wandte sich ihr kurz zu. »Aurora ist in den letzten Jahrhunderten groß geworden, junge Dame. Wir haben Einfluss gewonnen, nicht nur in den Gemischten Gebieten, sondern auch auf Welten der Tausend Tiefen. Aber wir haben keinen Zugang zu Erlauchten-Technik.« Er holte tief Luft und fügte voller Stolz hinzu: »Ich bin imstande, die ersten beiden Behandlungen durchzuführen, die am Anfang des Weges zur Unsterblichkeit stehen. Ich kann einen Sterblichen zum Provisor und einen Provisor zum Nuntius machen, aber schon ab der dritten Stufe Doyen wird die Therapie so kolossal komplex, dass man nicht nur Erlauchten-Technik braucht, sondern auch das Datenverarbeitungspotenzial eines Magisters.

Weitere Kostenlose Bücher