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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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aber noch nicht das Warum«, antwortete Erebos.
    »Was ist mit dem anderen Kardinalpunkt, den du eindeutig identifiziert hast? Worum geht es bei ihm?«
    »Um die Falschen Filigrane. Um die Ausbreitung der Instabilität. Inzwischen sind neun Filigrane betroffen. Es sind sehr große Steine, und sie verursachen besonders starke Wellen.«
    »Die Filigrane«, sagte Esebian. »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Ihre Instabilität ist kein Zufall. Normale Filigrane werden mit Absicht in Falsche verwandelt. Die Instabilität wird durch externe Faktoren herbeigeführt.«
    »Und dahinter stecken die Magister?«, fragte Esebian verblüfft.
    »Ich weiß es nicht. Die Berechnungen und Analysen dauern an.«
    »All diese … Steine bewirken etwas«, sagte Esebian nachdenklich. »Und die Magister wissen darüber Bescheid?«
    »Davon gehe ich aus. Vermutlich gewinne ich weitere Einblicke, wenn ich höhere Abstraktionsebenen erreiche.«
    »Wie lange brauchst du, um die vierundzwanzigste zu erreichen?«
    Wieder kam das seltsame Lachen aus dem Artikulator. »Wenn ich ähnlich schnell Fortschritte mache wie bisher … Mindestens zwei Millionen Jahre. Und wahrscheinlich benötige ich dazu noch mehr Biomasse, als Drossos mir geben kann.«
    »Wenn die Magister wissen, was die von ihnen verursachten … kausalen Wellen bewirken, so können wir daraus den Schluss ziehen, dass sie auf etwas hinarbeiten, nicht wahr?«, fragte Esebian.
    »Die Antwort ist ein definitives Ja. Sie arbeiten auf etwas hin, und zwar schon seit Jahrtausenden. Aber um dich vor einem Denkfehler zu schützen, Esebian: Nicht alle von mir identifizierten Kardinalpunkte gehen auf das Einwirken der Magister zurück. Offenbar sind einige Seeder verschwunden, was in den Rechenmustern ebenfalls eine Rolle spielt, und ich glaube kaum, dass die Magister dafür verantwortlich sind. Außerdem weiß ich nicht, wer oder was die Instabilität der Filigrane verursacht.«
    Esebians Gedanken kehrten zu etwas zurück, das ihn zuvor beschäftigt hatte. »Können wir davon ausgehen, dass die Kardinalpunkte in jedem Fall auf bewusstes Agieren zurückgehen?«
    »Ein uneingeschränktes Ja auch hier«, sagte Erebos. »Kardinalpunkte sind mit Absicht geschaffene Zentren der Veränderung.«
    »Wenn die Ermordung von El'Kalentar ein solcher Kardinalpunkt ist, so muss der Auftraggeber davon gewusst haben, oder?«
    Erebos antwortete nicht sofort, und Esebian beobachtete, wie eine besonders große Blase aufstieg. Von den Laii auf der anderen Seite kam ein leises, dumpfes Knurren.
    »Eine hohe Wahrscheinlichkeit spricht dafür«, sagte der Brainer nach einigen Sekunden.
    Esebian atmete tief durch. »Als Erbe von Lukas bitte ich dich um Hilfe, Erebos. Der Mann, der mich zwang, El'Kalentar zu töten … Er versprach mir die Unsterblichkeit, aber stattdessen hat er versucht, mich zu töten. Jener Mann trägt die Verantwortung für Lukas' Tod. Ein Erlauchter namens Tirrhel. Ich muss ihn finden. Um von ihm zu bekommen, was er mir versprochen hat. Und um ihn zu töten. Für Lukas – er gab mir diesen Auftrag, bevor er starb.« Und für uns , zischte Caleb. Der verdammte Kerl hat den Tod verdient.
    »Tirrhel …«, wiederholte Erebos. »Es dürfte sehr schwer sein, ihn zu finden. Ich brauche genauere Angaben über ihn.«
    »Du bekommst sie.« Esebians Kommunikationserweiterungen sendeten Erinnerungen durch die Kom-Scheibe an seiner Schläfe.
    »Interessant«, kommentierte Erebos die empfangenen Daten. »Ich nehme an, Lukas' Tod steht in Zusammenhang mit dem Auftrag, den Tirrhel dir erteilte, denn wie ich deinen Erinnerungen entnehme, stammte die Ausrüstung von Lukas. Vielleicht ging es ihm darum, Spuren zu beseitigen.«
    »Davon gehe ich auch aus«, sagte Esebian, obwohl ein Rest von Zweifel blieb. Warum hatte sich Tirrhel solche Mühe gegeben, Lukas umzubringen? Selbst wenn Lukas am Leben geblieben und bereit gewesen wäre, sein Wissen an die Observanten und Ethikwächter weiterzugeben: Niemand hätte Tirrhel belasten können. Was also steckte wirklich dahinter? Vielleicht eine Falle , sagte Caleb, und Esebian staunte erneut darüber, wie klar und deutlich die Stimme war. Möglicherweise wollte Tirrhel eine Falle für dich vorbereiten. Aber dabei ging etwas schief. Oder du bist zu früh eingetroffen.
    Calebs Kommentar brachte Esebian auf eine Idee. »Eine Falle«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«, fragte Erebos.
    »Anstatt zu versuchen, Tirrhel zu finden, könnten wir ihn vielleicht zu mir locken. Wenn ihm

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