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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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den gähnenden Abgrund.
    Von oben kam vages Licht, ein Hauch von Grau in der Schwärze. »Die Transitweiche hat uns ins Labyrinth gebracht!«, rief Titus Magobb.
    Esebian spürte, wie seine Finger am Vorsprung abrutschten, dann stürzte er in die Tiefe.

 
     
     
    Die Mauern und Schatten wie Nebelduft –
    Es scheint, als hänge alles in Luft.
    Vom Turm, der herrschend ragt und droht,
    Schaut riesenhaft herab der Tod.
     
BLITZ UND DONNER
50
     
    »Hier kommen wir nicht weiter«, sagte Ranidi. Seine Kiemen blähten sich kurz auf und veränderten die Farbe. Die Arme blieben in Bewegung und übermittelten dem Gesteninterface Befehle. Immer wieder leuchteten vor und über ihm rote Barrierensymbole.
    Tahlon stand ein wenig abseits der Dateninsel, in der sein Assistent saß, umgeben von Displayfeldern und angeschlossen an einen Kommunikator, der ihn direkt mit den Datenbanken von El'Kalentars Domizil verband. Sie befanden sich in einer von insgesamt sieben Kelleretagen, in einem halbdunklen Raum, dessen Formspeicher vor allem Funktionalität geschaffen hatte: schlichte, schmucklose Wände, in der einen Ecke eine Sitzecke, sonderbarerweise mit einem Immersionsanschluss ausgestattet, auf der gegenüberliegenden Seite ein deaktivierter Transferitor und dazwischen die Dateninsel, in deren Sessel Ranidi Platz genommen hatte. Ein dumpfes beständiges Summen lag in der Luft, ungestört vom Heulen des Schneesturms, der noch immer in der polaren Nacht wütete, Dutzende von Metern über ihnen.
    »Hat El'Farah Ihnen nicht die richtigen Codes übermittelt?«, fragte Tahlon und trat näher.
    »Die Zugangscodes sind korrekt«, erwiderte Ranidi. »Aber dies ist ein speziell geschützter Bereich der persönlichen Datenbank des Ermordeten. Ich weiß nicht, was nötig ist, um darauf zuzugreifen.«
    Tahlon war nahe genug herangekommen, um ein Wort zu lesen, das rot wie Blut im Displayfeld direkt vor Ranidi leuchtete. »Fouracre?«
    »Auf diesen Namen sind wir mehrmals gestoßen«, sagte Ranidi und meinte damit sich selbst und die Beauftragten der Präfektur, die in anderen Sektionen des Domizils Datenspuren nachgingen. Es waren insgesamt zwanzig Personen, jede von ihnen bestens mit Kommunikations- und Datentechnik vertraut.
    »Könnte El'Farah einen zusätzlichen Schutz installiert haben, als sie uns die Codes übermittelte?«
    »Das ist nicht ganz auszuschließen«, sagte Ranidi nach kurzem Überlegen. »Aber ich halte es für unwahrscheinlich. Alles deutet darauf hin, dass El'Kalentar selbst für die zusätzliche Absicherung gesorgt hat.«
    »Weil er befürchtete, dass eines Tages Ermittlungen stattfinden, die auch seine persönliche Datenbank betreffen?«
    »Erlauchte haben Zeit«, sagte Ranidi. »Sie denken und planen weit voraus. Sehen Sie selbst.«
    Tahlon trat durch die Displayfelder auf der linken Seite seines Assistenten. Er winkte ab, als Ranidi aufstehen und den Sessel freigeben wollte, zog einen Stuhl heran und las die Daten, auf die der Hybride zeigte. Sie betrafen zukünftige Projekte. Den »Zeta-Modus«, mit denen Raumschiffe weit entfernte Sonnensysteme fast so schnell erreichen konnten wie durch einen Filigrantransit. Weiterentwicklung und Optimierung der Therapie: Unsterbliche sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Körperstruktur nach Belieben zu verändern, ohne befürchten zu müssen, dadurch den Sieg über den Tod infrage zu stellen. Die Schaffung weiterer Hoher Welten, Lahor im Chhor-System als erste von ihnen. Genaue Untersuchungen des dortigen Labyrinths; dieser Eintrag in El'Kalentars persönlicher Agenda trug einen Wichtig -Vermerk. Eine Expedition durch den Vorhang zur Alten Erde. Bessere Überwachung der Gemischten Gebiete. Intensivierung der Kontakte zu Kongress, Poseidon und den Klerikalen …
    »Irgendwann in ferner Zukunft wollte El'Kalentar ein Bündnis aller wichtigen Mächte in der Milchstraße schaffen, und in diesem Zusammenhang sah er vor, mehr Ressourcen für die Erforschung aller Hinterlassenschaften der Incera einzusetzen«, sagte Ranidi. Knappe Handbewegungen hoben entsprechende Daten hervor.
    »Ein Bündnis aller Mächte der Milchstraße?«, murmelte Tahlon. »Fürchtete El'Kalentar eine Rückkehr der Incera?« Er dachte an die instabilen Filigrane und die Angriffe aus einigen von ihnen, und plötzlich wurde ihm kalt.
    »Darauf gibt es keine Hinweise, auch nicht in den persönlichen Aufzeichnungen«, antwortete Ranidi. Ein Wink ließ weitere Daten erscheinen. »Ich bin alles durchgegangen, und

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