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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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weitaus umständlicher als Filigranpassagen. Das größte Problem ist nicht der mangelnde Komfort, sondern der Faktor Zeit. Die uns zur Verfügung stehenden Triebwerke beschleunigen Raumschiffe auf maximal hundertfache Lichtgeschwindigkeit, was einen enormen Energieaufwand erfordert – realistischer ist ein Maximum von fünfzig- bis sechzigfacher LG.«
    Akir Tahlon nickte und versuchte, seine Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Ohne die Erweiterungen war das alles andere als leicht.
    »Ähnliches gilt für die Schiffe der Enha-Entalen, Kirgu, Meronna, Isquri, Benink, Malangatar und der anderen Völker, die mit Direktoriat oder Kongress und Poseidon assoziiert sind. Sechzigmal so schnell wie das Licht, mit vertretbarem Energieaufwand.« El'Kalentar zögerte kurz. »Präfekt?«
    »Ich höre Sie«, sagte Akir Tahlon und dachte: Fünftausend Meriten. Zwei Jahre. Fast da, fast da … Und jetzt dies.
    »Es bedeutet, dass fünfzig bis sechzig Lichtjahre entfernte Welten – und ihre Ressourcen – in einem Jahr erreicht werden können. Fünf- oder sechshundert Lichtjahre erfordern einen Flug von zehn Jahren, und es werden hundert Jahre, wenn die Entfernung auf fünf- bis sechstausend Lichtjahre wächst. Tausend Jahre wären nötig, um die halbe Milchstraße zu durchqueren – solche Reisen kämen nicht einmal für Kandidaten infrage, nur für Erlauchte. Und um ganz ehrlich zu sein: Ich möchte nicht tausend Jahre an Bord eines Fernraumschiffs verbringen, nur um einen anderen Planeten auf der anderen Seite der Galaxis zu erreichen. Zehn Jahrhunderte sind viel Zeit, glauben Sie mir.«
    Bei den letzten Worten bekam El'Kalentars Stimme einen seltsamen Klang. Der Aufruhr in Tahlon ebbte allmählich ab, und er hörte mit größerer Konzentration zu.
    »Achtzig oder neunzig Prozent der Welten des Direktoriats wären für alternde Menschen praktisch unerreichbar. Die Gemischten Gebiete wären fast ganz abgeschnitten, ebenso Kongress, Poseidon und die Klerikalen. Lange interstellare Reisen, Präfekt, blieben praktisch nur noch Magistern und Erlauchten vorbehalten. Was uns Unsterbliche betrifft: Wir fühlen uns auf unseren Einundzwanzig Hohen Welten recht wohl und verlassen sie nur ungern, zumindest die meisten von uns.«
    El'Kalentar lehnte sich zurück, hob die Hand zur Eidechse in seiner Stirn und berührte sie mit dem Zeigefinger. Tahlon hörte ein leises Zirpen, und die zahlreichen Punkte an Wänden und Decke begannen einen Tanz. Datenfenster zeigten Informationen in rasendem Tempo, zu schnell für Tahlon. Nur mit seinen Erweiterungen wäre er in der Lage gewesen, sie zu verarbeiten. Er vermutete, dass es sich um verschiedene Szenarien handelte, um Was-wäre-wenn-Spekulationen, die von verschiedenen Prämissen ausgingen.
    »Unsere Gesellschaft«, fuhr El'Kalentar fort, »basiert auf dem praktisch unbegrenzten Austausch von Ressourcen, Tahlon. Wir leben gut – und damit meine ich nicht nur uns Erlauchte, zu denen Sie bald gehören werden –, weil die Voraussetzungen für ein gutes Leben existieren. Unser industrielles Potenzial ist groß genug, um die Grundbedürfnisse aller Menschen zu befriedigen. Niemand muss arbeiten. Die Arbeit, Präfekt, ist von einer unangenehmen Notwendigkeit zu einem Privileg geworden, zu etwas Erstrebenswertem. Verdienste an der Gesellschaft als Mittel, schließlich die Unsterblichkeit zu erreichen, sind die wichtigste Triebkraft in unserer Gesellschaft. Aber Quantität und Qualität der industriellen Produktion im Direktoriat sind nicht überall gleich. Um alle Menschen zu versorgen, müssen Ressourcen und Güter verlagert und transportiert werden. Und wenn dieser Transport plötzlich sehr viel mehr Zeit in Anspruch nimmt als vorher, wenn es zu Engpässen und Versorgungskrisen kommt …«
    Die Hohen Welten sind sicher, dachte Akir Tahlon und wagte es nicht, den Blick auf El'Kalentar zu richten, aus Furcht davor, dass er damit seine Gedanken preisgab. Die Maschinen im Innern dieser Planeten produzieren alles, was man sich wünschen kann, und vielleicht noch mehr.
    Aber wie sicher können die Hohen Welten sein, wenn sich die Ordnung um sie herum auflöst und dem Chaos weicht, wenn Milliarden Menschen – und nicht nur Menschen – in Not geraten und neidische Blicke auf Taschka und die anderen Welten der Unsterblichen richten?
    Die vielen Punkte an Wänden und Decke formierten sich neu, und farbige Ringe gaben über Entfernungen Auskunft.
    »Fast neuntausend Filigrane befinden sich im

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