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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Zischen. » Er versteckt sich hinter dieser Launenhaftigkeit. Thanatos. Der Tod. Doch unsere Wissenschaft, die ihn besiegt hat, besiegt auch die Krankheiten.«
    Akir Tahlon, der sich nichts sehnlicher wünschte als einen dauerhaften Platz auf den Hohen Welten, verstand erneut. »Aber wenn das Chaos einer kollabierenden Gesellschaft die Grundlagen jener Wissenschaft bedroht …«
    El'Kalentar nickte. »Ja, Präfekt. Manchmal genügt ein Stein, um alles zusammenbrechen zu lassen. Nun … Sie haben das erste Falsche Filigran untersucht. Hat sich dabei irgendetwas ergeben, ein Ansatzpunkt, der uns dabei helfen könnte, andere Filigrane zu schützen?«
    »Ich fürchte nein, Exzellenz.« Im Analysemodus rief Tahlon die Informationen aus seinem Gedächtnis und war froh, dass er sie nicht in einem externen Speicher abgelegt hatte. »Das Problem scheint auf den Weber zurückzugehen, der neue Fäden des Filigrans falsch verknüpft, und dadurch werden offenbar auch die alten Verbindungen destabilisiert. Unsere Sonden haben beim ersten Falschen Filigran energetische Fluktuationen erst in den Haupttunneln und dann in den lateralen Wurmlöchern festgestellt. Messungen deuten darauf hin, dass sich dieses Phänomen beim Hajok-Filigran wiederholt.«
    »In den Legenden der Enha-Entalen heißt es, dass Filigrane und Weber von den Incera gesät wurden«, sagte El'Kalentar nachdenklich.
    Diese Bemerkung überraschte Tahlon, wies sie doch darauf hin, dass der Erlauchte in Gedanken ganz woanders war und ihm vielleicht gar nicht richtig zugehört hatte. Oder brachte er Dinge miteinander in Zusammenhang, von denen er noch nichts wusste?
    Plötzlich verschwanden die Abertausend Planetenlichter von Wänden und Decke, und ein sanftes, bläuliches Glühen – in der gleichen Farbe wie die Punkte in El'Kalentars Gesicht – erhellte einen Raum, der sich erneut verändert hatte. Die schwarzen Steine mit den weißen Linien in ihnen bildeten wieder den großen Garten, den Tahlon zuvor mit einem falsch platzierten Stein zum Einsturz gebracht hatte. Auf der anderen Seite bemerkte der Präfekt einen Torbogen in der Wand, und ein Summen kam aus jener Öffnung.
    »Die Nachricht, auf die ich gewartet habe, ist eingetroffen.« El'Kalentar stand auf. »Kommen Sie, Tahlon. Ihr Assistent befindet sich bereits an Bord meines Schiffes.«
    »Es warten gewisse Verpflichtungen auf mich, Exzellenz, nicht zuletzt die Untersuchungen des Hajok-Filigrans …«
    » Diese Verpflichtung hat Priorität, mein lieber Tahlon. Eine Zusammenkunft der Direktoren findet statt, und anschließend beginnen wir mit einer Reise, die uns zu den wichtigsten Filigranen führen wird. Ich habe vor, die nächsten zehn Jahre allein dieser Angelegenheit zu widmen, wenn es nötig ist.«
    Unter einem sehr fragil wirkenden Steinbogen blieb El'Kalentar stehen. »Kopf hoch, Tahlon. Als Resident brechen Sie auf, und als Erlauchter kehren Sie zurück. Wenn alles gut geht.«
    Er lächelte, hielt einen Stein in der rechten Hand, schwarz, mit zwei dünnen Linien – der Stein, den er Tahlon gegeben hatte –, und drückte ihn vorsichtig in eine kleine Öffnung zwischen zwei anderen Steinen an der linken Basis des Bogens.
    Akir Tahlon hielt unwillkürlich den Atem an.
    Es knirschte leise, doch der Steinbogen blieb stabil.
    »Das Gleichgewicht, Präfekt«, sagte El'Kalentar. »Wir müssen dafür sorgen, dass die Dinge im Gleichgewicht bleiben.«
    Als sie durch das Tor schritten, warf Tahlon einen Blick zurück. Dick und massiv ragten die Säulen und Türme des Steingartens auf, vermittelten den falschen Eindruck, dass nichts sie zum Einsturz bringen konnte. Und doch genügte ein Stein an der falschen Stelle …

 
     
     
    Aus der Tiefe geboren,
    Für die Höhe erkoren,
    Ohne Wurzeln
    Verloren.
     
TODESPLÄNE
7
     
    »Ist es nicht wunderschön?«, sagte die Frau.
    Esebian trug diesmal keine Konsulabzeichen am Kragen; andernfalls hätte ihn die recht jung wirkende Frau wohl kaum angesprochen. Die meisten Leute – Menschen und andere – wahrten respektvollen Abstand zu einem so hohen Kandidaten. Er rang sich ein Lächeln ab, trotz der schweren Gedanken, die ihn beschäftigten.
    »Fast immer erinnern mich die Filigrane an Orchideen«, fügte die Frau hinzu. »Kennen Sie Orchideen? Aber in diesem Fall denke ich mehr an eine Rose. Was meinen Sie?«
    Sie befanden sich im Wartebereich des Filigranports, in einem von mehr als zwanzig großen, mehrfach unterteilten Räumen, die allen ambientalen

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