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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Bereitschaft.«
    Tahlon trat – Esebian im Schlepptau – zur einen Seite, die beiden Sicherheitsbeauftragten zur anderen. Die Seenlandschaft auf der Wand vor der Drohne wich einem Gebirgsmassiv mit steilen Hängen und weißen Wolkenfetzen an den Gipfeln, als sich vorn in der Drohne ein Segment öffnete und das fahle Licht eines Desintegrators über die Wand strich.
    Staub rieselte zu Boden. Ein Teil des Gebirges verschwand, als sich die Wand dahinter auflöste, und für eine Sekunde schienen die Wolkenfetzen allein zu schweben, befreit von den schroffen Gipfeln. Dann brach erneut die Hölle los.

 
61
     
    Energieblitze schlugen der Drohne entgegen, und ihre gleißende Helligkeit vertrieb die Schatten aus dem Raum. Einige von ihnen wurden vom flackernden Schirmfeld abgelenkt, fauchten und kreischten wie zornig durch den Raum, kochten über Boden und Decke, bohrten sich zischend in inaktive Formspeicher. Mindestens zwei der hochenergetischen Entladungen durchschlugen das Schutzfeld der Drohne, warfen sie fast zehn Meter zurück und schmolzen ihre vorderen Klingen. Tahlon sah ein stählernes Ungeheuer, das sich durch die Öffnung in der Wand duckte, mit rot glühenden visuellen Sensoren die Drohne anvisierte und erneut feuerte. Eine zweite Kreatur aus Metall und Komposit – kleiner als die erste, aber wie sie ausgestattet mit mehreren Beinen und Waffenarmen – folgte der ersten und richtete ihre Strahlprojektoren auf die beiden Sicherheitsbeauftragten.
    Destruktive Energie loderte, noch heller als vorher, und Tahlon kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Er duckte sich an der Wand, machte sich so klein wie möglich und hörte, wie Esebian fluchte. Etwas strich heiß über ihn hinweg, und aus Esebians Flüchen wurde ein erschrockenes Keuchen, das sich unmittelbar darauf im Donnern einer Explosion verlor.
    Als es schließlich still geworden war, wartete Tahlon noch einige zusätzliche Sekunden, bis er die Augen öffnete und den Kopf hob. Hinter ihm hustete Esebian – er lebte also noch. Im Gegensatz zu den beiden Sicherheitsbeauftragten auf der anderen Seite der vom Desintegrator geschaffenen Öffnung. Dem einen waren beide Beine abgerissen worden, und Blut strömte aus den Stümpfen; der andere lag auf der Seite, mit einem faustgroßen Loch mitten in der Brust. Tot, zweifellos. Aber die Verletzungen hatten nicht das Ausmaß erreicht, dass keine Rekonversion möglich wäre.
    Die Drohne schwebte heran, und einige ihrer Messersensoren untersuchten kurz die Reste der beiden Kampfmaschinen, die hinter der Wand gewartet hatten. Ein stählerner Waffenarm zuckte, und ein Strahlblitz von der Drohne machte der Bewegung sofort ein Ende.
    »Die beiden Männer dort …«, begann Tahlon.
    »Ich habe Jenise Mahin bereits eine Nachricht übermittelt. Eine medizinische Einsatzgruppe ist hierher unterwegs.« Eine kurze Pause. »Es sind nicht zwei Menschen gestorben, sondern drei, und einer von ihnen lässt sich nicht rekonvertieren.«
    Tahlon eilte zum Rand der Mulde und musste dabei zerfetzten Komponenten der beiden Kampfmaschinen ausweichen. Mehrere handgroße Metallsplitter steckten in El'Hantors Leib, der neben der Ruheliege auf dem Boden lag, in einer langsam größer werdenden Blutlache. Ein Stahlbein der größeren Maschine war von der Wucht der Explosion in die Mulde geschleudert worden und hatte den Kopf des Erlauchten zertrümmert. Selbst wenn bei den Unsterblichen eine Rekonversion möglich gewesen wäre, für El'Hantor kam jede Hilfe zu spät.
    Tahlon drehte sich um. »Wo ist Esebian?«
    Er lief sofort los, vorbei an der Magisterdrohne, die zumindest an der Vorderseite stark beschädigt war – aber sie flog noch und sprach, schien also einsatzfähig zu sein. Die Vorstellung, dass der Mörder noch einmal entkommen könnte, war fast unerträglich, und die Entschlossenheit, ihn zu finden, drängte alles andere beiseite. Aus dem Augenwinkel sah er die beiden toten Sicherheitsbeauftragten, die vielleicht nicht lange tot bleiben mussten, während er über ein noch immer rauchendes Kompositteil der größeren Kampfmaschine hinwegsprang und die Öffnung erreichte, die der Desintegrator der Drohne in der Wand geschaffen hatte. Ein Gang mit grauschwarzen Wänden erstreckte sich dahinter, und Düsternis kroch heran, als Tahlon den Weg fortsetzte und den von der Notbeleuchtung erhellten Bereich hinter sich zurückließ. Knirschende und knackende Geräusche kamen aus der Dunkelheit zu beiden Seiten, und etwas

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