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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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entscheidenden Hinweis. Es handelt sich um das Dizadar-System bei der Kleinen Leere unweit des Poseidon. Die Entfernung beträgt fast sechzehntausend Lichtjahre. Der Eintrag im Allgemeinen Systemverzeichnis trägt übrigens die Registriernummer eins sechs eins acht eins.«
    »Ein sechzehntausend Lichtjahre entferntes Ziel, das durch einen Transferitor erreichbar ist?«
    »Durch einen Transferitor, der mit einem Filigran in Verbindung steht, Präfekt. Es ist eine interessante neue Technik. Ich habe einige Sensoren zurückgelassen, mit der Aufgabe, weitere Daten zu sammeln.«
    Tahlon betrachtete die dunklen, geschmolzenen und teilweise zerfetzten Stellen an der Vorderseite der Drohne. Offenbar bemerkte sie seinen Blick, denn sie sagte: »Nur einige meiner peripheren Funktionen sind eingeschränkt, das ist alles.«
    Tahlon nickte und begann mit einer unruhigen Wanderung. Das Warten machte ihm zu schaffen – er hatte das Gefühl, dass sich mit jeder verstreichenden Sekunde noch mehr Unheil zusammenbraute. »Was ist mit den Filigranen?«
    »Ich kann noch immer keine anderen Magister erreichen«, summte Jae. »Die Kommunikation ist gestört, und ich hoffe, dass nur dieses Filigran betroffen ist.«
    »Was ist mit quantenverschränkten Verbindungen? Auf Gondal stehen sicher welche zur Verfügung.«
    Die Drohne summte. »Die Nutzung von q-verschränkten Verbindungen für die Magisterkommunikation ließe sich mit Menschen vergleichen, die sich mithilfe von Rauchzeichen unterhalten. Wir benötigen wesentlich mehr Bandbreite.«
    »Ich verstehe«, sagte Tahlon. »Bitte versuchen Sie trotzdem, die anderen Magister auf diese Weise von den hiesigen Geschehnissen zu unterrichten.«
    »Wie Sie wünschen, Präfekt.«
    »Was ist die Ursache der Kommunikationsstörung?«, fragte Tahlon und blieb neben Esebian stehen. Der Mann hob die Lider und sah aus trüben Augen zu ihm hoch.
    »Das bleibt noch Spekulationen überlassen, aber …«
    »Ich weiß.« Tahlon nickte erneut. »Die Anomalie, die wir beim Filigrantransit nach Gevedon beobachtet haben. Vermutlich steckt dahinter auch die Gruppe um El'Kalentar.« Er erwiderte Esebians Blick, fragte aber nicht, wie es ihm ging. »Flüge durch das Masako-Filigran sind noch möglich?«
    »Ja, aber es kommt immer öfter zu Phasen der Instabilität«, sagte Jae. »Ich habe aus Sicherheitsgründen alle Filigrantransite untersagt.«
    »Wir sind isoliert.«
    »Ja.«
    »Ein interstellarer Flug über sechzehntausend Lichtjahre würde viel zu lange dauern. Bleibt nur der Zugang unter dem Schrein.«
    Bevor die Magisterdrohne antworten konnte, öffnete sich die Tür, und El'Jarod erschien. »Die Erlauchten sind bereit, Sie anzuhören«, sagte er würdevoll.
    Tahlon trat an ihm vorbei in einen größeren Raum, dessen Formspeicher keine Fenster geschaffen hatte. Ein Displayfeld wölbte sich auf der einen Seite, reichte vom Boden bis zur Decke und war etwa ein Dutzend Meter breit. Davor standen ein Pult und ein Sessel. Tahlon nahm Platz und ließ den Blick über die Gesichter streichen, die ihn aus insgesamt zweihundertdrei Darstellungsfenstern ansahen.
    »Sind das alle?«, fragte er El'Jarod, der neben dem Sessel stehen blieb und die Hände auf den Rücken legte.
    »Dies sind alle Erlauchten, die ihr Domizil auf Gondal haben«, erwiderte er.
    Etwas mehr als zweihundert Personen, und sie haben einen ganzen Planeten für sich allein, dachte Tahlon. Sie hätten hierherkommen können. Nicht unbedingt persönlich. Aber jeder von ihnen hätte einen Avatar schicken können. Doch ein Sterblicher wie er, selbst wenn er Präfekt war, verdiente nicht einmal diese kleine Mühe. Vielleicht, so überlegte er, wollten die Erlauchten auf diese Weise auch ihren Unmut darüber zum Ausdruck bringen, dass der Magister an Gondals Himmel praktisch das ganze Masako-System kontrollierte, von der systeminternen Kommunikation bis hin zur interplanetaren Infrastruktur.
    Und es kam noch etwas hinzu.
    »Eine Legatin hat in Ihrem Namen den Notstand ausgerufen«, zischte ein Unsterblicher empört. »Was erlauben Sie sich, Präfekt?«
    »Warum hat der Magister den Filigranport gesperrt?«, fragte ein anderer.
    Weitere Stimmen erklangen, schwollen an wie das Tosen eines aufziehenden Sturms. Tahlon hob beide Hände.
    »Das Traktat ermächtigt mich, den Notstand zu erklären, und der Magister Jae-al-Escoe-Hoivinio-tan-Mauleon-Caliquire-tan-Nesluzan unterstützt diese Entscheidung.« Er sah an El'Jarod vorbei zur Drohne, die in den Raum

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