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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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…«
    »Es ist nicht meine Schuld!«, widersprach Tahlon. »Ich …«
    »Und Sie nehmen es sich heraus, einen Unsterblichen zu unterbrechen, noch dazu auf einer Hohen Welt! Sie sind unverschämt geworden, Präfekt!«
    El'Rubens Darstellungsfenster verschwand aus dem Displayfeld, und das war nur der Anfang. Andere Erlauchte unterbrachen ebenfalls die Kommunikationsverbindung, und die bis dahin dicht gedrängte virtuelle Versammlung lichtete sich immer mehr. Den Abschluss bildete die Frau mit der kalten Herablassung in ihrer Stimme. Ihre Lippen deuteten ein spöttisches Lächeln an, und dann schloss sich auch ihr Kom-Fenster.
    Leer wölbte sich das Displayfeld vor Tahlon.
    »Es tut mir leid«, sagte El'Jarod, wandte sich ab und verließ den Raum.
    Erst nach einigen Sekunden merkte Tahlon, dass er mit geballten Fäusten dastand. Er starrte verwundert auf sie hinab, streckte langsam die Finger und betrachtete die Hände, als gehörten sie jemand anders. Es verblüffte ihn, dass so viel Zorn in ihm steckte. Er hätte gern mit Ranidi gesprochen, ihn um Rat gefragt. Die Präsenz seines kompetenten Assistenten war über die Jahre hinweg zu einer Selbstverständlichkeit geworden, und sein Tod hinterließ eine sonderbare Leere.
    »Mit Raumschiffen können wir das Dizadar-System nicht erreichen«, sagte er leise. »Wir brauchen einen Unsterblichen, um die Transitmembran zu öffnen.« Er sah zur Tür, aber El'Jarod war fort.
    Die lädierte Magisterdrohne schwebte näher. »Die Erlauchten, beziehungsweise eine Gruppe von ihnen, haben die Regeln missachtet und Sie bei Ihren Ermittlungen behindert, Präfekt. Trotz aller widrigen Umstände sind Sie immer bemüht gewesen, die Regeln zu respektieren und auf der Grundlage des Gesetzes zu handeln. Damit haben Sie ein gutes Beispiel gegeben und zweifellos Verdienste an der Gesellschaft erworben. Hiermit überweise ich Ihrer Treuhand zehntausend Meriten. Das sind mehr als genug für Ihren letzten Aufstieg, Präfekt. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem erworbenen Recht auf Unsterblichkeit. Therapietechnik steht hier auf Gondal zur Verfügung, und ich gewähre Ihnen Priorität. Die Behandlung kann sofort beginnen.«
    Er will ins Dizadar-System, so schnell wie möglich, dachte Tahlon. Um herauszufinden, was El'Kalentar und die anderen gegen die Magister im Schilde führen.
    Und dann dachte er: Unsterblichkeit …
    Er glaubte zu fallen, in die weiche Wärme, mit der die Erfüllung seines größten Wunsches auf ihn wartete. Vor dem inneren Auge sah er noch einmal, wie El'Farah den Datenstift mit den fünftausend Meriten zerbrach, hörte das Klappern auf dem Boden, fast so laut wie das Bersten der kristallenen Kerzen des großen Kronleuchters. Doch hier genügte ein einfaches Ja, um den Tod zu besiegen. Er brauchte nur danach zu greifen. Priorität bedeutete, dass er in wenigen Stunden unsterblich sein konnte.
    Aber …
    »Nein«, sagte Tahlon, und nie war es ihm schwerer gefallen, ein Wort auszusprechen. »Nein, das geht nicht.«
    »Sind Sie übergeschnappt?«, krächzte Esebian. »Ein Magister bietet Ihnen Unsterblichkeit, und Sie sagen Nein ?«
    »Paragraph einundachtzig des Traktats«, sagte Tahlon, und seine Stimme war plötzlich heiser. »Absatz eins. Dort heißt es, dass der Präfekt und Erste Hochkommissar ein Sterblicher sein muss. Dadurch soll seine Unabhängigkeit gegenüber Magistern und Erlauchten gewährleistet sein. Nach dem Aufstieg wäre ich kein Präfekt mehr. Ich wäre ein Erlauchter, ohne die Befugnisse, die mir mein Amt gibt.«
    »Das sind doch Haarspaltereien!«, stieß Esebian hervor.
    »Nein.« Tahlon wiederholte dieses Wort, und jetzt fiel es ihm leichter. »Nein, so sind die Regeln .«
    »Sie bleiben sich treu«, summte die Drohne.
    »Das bin ich mir schuldig, Jae.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, Präfekt«, sagte die Drohne. »Esebian hat uns geholfen. Wir haben wichtige Informationen von ihm erhalten, unter anderem über das Labyrinth auf Lahor. Und wenn er sich jetzt bereit erklärt, Sie dabei zu unterstützen, der Verschwörung auf den Grund zu gehen …«
    Tahlon starrte die Drohne groß an. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Jae!«
    »Wir brauchen einen Unsterblichen.«
    »Er ist ein Mörder!«
    »Mein Seeder wurde entführt«, erwiderte die Drohne. »Und das Gleichgewicht, das den Tausend Tiefen und Einundzwanzig Hohen Welten für Jahrtausende Frieden und Fortschritt gebracht hat, ist bedroht. Wer uns dabei hilft, diese Gefahr zu beseitigen, erwirbt

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