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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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anstellen, ungestört von allen äußeren Einflüssen, und sie zeigten ihm, wie viel schiefgehen konnte. Welche bittere Ironie des Schicksals wäre es gewesen, unmittelbar nach Erlangen des ewigen Lebens zu sterben!
    »Wie auch immer Sie sich fühlen, Esebian …«, fuhr Tahlon fort, ohne eine Antwort abzuwarten. Er betonte den alten Namen, ohne den Erlauchten-Zusatz. »Kommen Sie nicht auf dumme Gedanken. Sie werden sich genau an meine Anweisungen halten.«
    »Ein Unsterblicher, der einem Sterblichen gehorcht?«, fragte Esebian und wölbte eine Braue.
    »Sparen Sie sich die Ironie.« Tahlon deutete nach vorn, vorbei an den Gardisten, die ihre Ausrüstung überprüften. »Sie werden die Membran für uns öffnen und sich dann in Jaes Obhut begeben. Wenn dies alles vorbei ist, wird ein Verfahren gegen Sie stattfinden.«
    »Sie können mir die Unsterblichkeit nicht mehr nehmen«, sagte Esebian.
    »Sie sind ein Mörder, trotz allem«, erwiderte Tahlon. »Sie verdienen es, verurteilt zu werden. Falls Sie sich nicht an unsere Vereinbarung halten, falls Sie so dumm sein sollten, eine Flucht zu versuchen, wohin auch immer … Das Implantat in Ihrer Großhirnrinde, direkt neben dem alten Mentalblocker, wird Sie lahmlegen, wenn es nicht mehr meine Signale empfängt.« Der Präfekt klopfte auf seinen Instrumentengürtel.
    »Und wenn Sie sterben?«, fragte Esebian. »Oder wenn der Sender beschädigt wird?«
    »Sie sollten besser hoffen, dass ich am Leben bleibe«, sagte Tahlon und ging nach vorn zu den Grauen, um mit ihrem Kommandeur zu sprechen.
    Esebian blieb stehen und ruhte noch immer in sich selbst, obwohl er wusste, dass er ein Gefangener dieser besonderen Situation war.
    »Das Implantat wird Sie nicht töten«, summte die Drohne an seiner Seite.
    »Ich bin nicht beunruhigt«, sagte Esebian, und das stimmte. Er war in der Lage, die Situation so sachlich und nüchtern zu beurteilen, als hätte sein Bewusstsein in einen besonders kühlen mentalen Modus geschaltet, aber diesmal fehlten die Gefühle nicht. Sie blieben präsent, ohne ihn zu stören.
    »Es sind die Hormone.«
    Esebian drehte den Kopf und betrachtete die Drohne. Nach ihrer Rekonfiguration waren die meisten Klingen und Messer verschwunden; gewölbte Segmente hatten sich vorn wie schützende Schilde um die beschädigten Stellen geschoben. Als langgestrecktes, silbergraues Oval schwebte sie neben ihm, mit einigen nach vorn gerichteten Stachelbüscheln.
    »Sie haben eine extensive Behandlung hinter sich, El'Esebian«, summte die Drohne. »Es ging Ihnen sehr schlecht, und die beiden Therapien für den doppelten Aufstieg mussten in einem Abstand von nur wenigen Stunden aufeinander erfolgen. Das alles hat Sie physisch und psychisch sehr belastet. Unter normalen Umständen müssten Sie einige Wochen ruhen.«
    »Aber die Umstände sind nicht normal.«
    »Ich muss meinen Seeder finden«, sagte die Drohne, und Esebian wusste, dass diesmal der Magister direkt zu ihm sprach. »Und es steht noch mehr auf dem Spiel. Wie viel … Das müssen wir herausfinden. Sie öffnen die Tür.«
    Esebian betrachtete erneut seine Hände und betastete dann den neuen linken Arm, der sich nicht fremd anfühlte, sondern genauso vertraut wie der rechte.
    »Ich bin unsterblich«, sagte er.
    »Das sind Sie, Exzellenz. Aber Sie fühlen sich besser und kräftiger, als es Ihrem realen Zustand entspricht. Die Energie der neuen Konverterzellen hält Sie auf den Beinen. Außerdem habe ich auf einer Hormonbehandlung bestanden, damit Ihr geistiges Gleichgewicht gewährleistet ist.«
    Exzellenz, dachte Esebian und sah, dass Tahlon von der Transitmembran zurückkehrte. »Gegen seinen Willen, nehme ich an.«
    »Ja. Für seine Zwecke hätte die Unsterblichkeit Ihres Körpers genügt.«
    »Und für Ihre?«, fragte Esebian.
    »Sie haben Verdienste erworben«, sagte der Magister. »Mehr als Sie ahnen.« Mit einem etwas leiseren Summen fügte die Drohne hinzu: »Von den meisten wissen Sie nichts.«
    Die Gedanken waren klar, und Esebian erinnerte sich an die Gespräche mit Erebos. »Hat das etwas mit Ihrer Algo-Stochastik zu tun?«
    »Nach vorn mit Ihnen, Esebian«, sagte Tahlon, bevor der Magister antworten konnte.
    »Bitte bleiben Sie wie abgesprochen bei ihm, Jae.« Tahlon begleitete Esebian an den wartenden Gardisten vorbei zur Transitmembran, und die Drohne folgte ihnen. Wie eine Wasserwand ragte die Membran vor ihnen auf, fast im gleichen Silbergrau wie die Magisterdrohne. Sanfte Wellen, nur wenige Zentimeter

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