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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Schreibtisch und nahm eine der Datenfolien zur Hand. Die dort gespeicherten Daten passierten das Kontaktinterface in den Fingerkuppen, und sofort erwachte sein Interesse. Es hatten eingehende Untersuchungen auf dem Lebensfelsen stattgefunden, nicht nur in Esebians Villa, sondern auch bei den anderen Gebäuden, unter ihnen der Pavillon mit dem Transferitor. Die Ergebnisse der Analysen wiesen auf Folgendes hin: Kurz vor der Flucht des Mörders und der Frau namens Leandra hatte sich eine andere Person transferiert, in aller Eile und offenbar mit inkompatiblen aktiven Erweiterungen, die zu einer Beschädigung des Transferitors geführt hatten – eine Beschädigung, durch die Esebian beim Retransfer in der Wüste verletzt worden war.
    Neue Fragen ergaben sich, aber eine von ihnen rückte alle anderen in den Hintergrund. Wer war die Person, die sich unmittelbar vor Esebian und Leandra transferiert hatte?

 
     
     
    Ich habe es in die Hügel gegraben
    Und meine Rache in den Staub des Felsens geschrieben.
     
KINDER DER EWIGKEIT
24
     
    »Der verdammte Kerl hat mir die Hälfte meiner Erweiterungen gestohlen!« Esebian starrte wütend auf die Anzeigen des Diagnosers; jetzt wusste er, warum es ihm so schwerfiel, Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu halten. Cambero hatte ihm zwar ein anderes Erscheinungsbild und einen neuen linken Arm gegeben, ihm dafür aber die wichtigsten und teuersten Erweiterungen genommen.
    Eine goldene Nachrichtenkugel schwebte an der Nische vorbei, die er mit Leandra teilte, und eine Stimme verkündete auf Interlingua: »Die geehrten Passagiere werden gebeten, sich auf den Transit vorzubereiten. Wir verlassen das Granville-System in fünf Minuten.« Die Kugel verharrte vor der Nische, und zwei Sensorfühler neigten sich Esebian entgegen. »Wir registrieren einen hohen Stressfaktor. Benötigen Sie Hilfe?«
    »Es geht mir gut«, log Esebian.
    Die Kugel summte und schwebte weiter, an den Alkoven der anderen Passagiere vorbei. »In zweihundert Sekunden beginnt der Transit. Bitte treffen Sie alle notwendigen Vorbereitungen …«
    Leandra sank in einen Formsessel und aktivierte das Dämpfungsfeld. »Du solltest besser Platz nehmen. Es könnte sehr unangenehm werden, wenn dich die Distortion trifft, während du dort stehst.«
    »Bist du schon einmal mit einem interstellaren Schiff unterwegs gewesen?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du dann darüber Bescheid?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab's irgendwo aufgeschnappt. Komm und setz dich.«
    Esebian stand im offenen Zugang des Alkovens und blickte ins zylindrische Passagierabteil, das fast einen Kilometer lang war und hundert Meter breit. In der Mitte führte ein säulenartiger Tunnel, den dünne Zugangsspeichen mit den Wänden des Zylinders verbanden, durch die ganze Länge des Abteils und zu anderen Sektionen des Enha-Entalen-Transporters. Mobile Lampen schwebten umher und schufen ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, das auf das Flüstern und Seufzen der Sprunggeneratoren zu reagieren schien. Ein großes, sich langsam drehendes Displayfeld zeigte eine Außenaufnahme des Transportes: Es gab noch andere Abteile, und zwischen ihnen mehrere Verbindungselemente aus Kugeln und Oktaedern. Vier wesentlich kleinere Pfeilschiffe begleiteten den Riesen, als er über die Ekliptik kletterte und auf Sprunggeschwindigkeit beschleunigte.
    Esebians Blick strich über die vielen Alkoven. Nicht einer von ihnen stand leer. Überall sah er Passagiere – sie alle hatten beschlossen, ein Schiff zu nehmen, anstatt sich auf der Warteliste für das Nebenfiligran beim heißen Gasriesen Dawwro einzutragen. Später, nach dem Sprung in die Phase, würden sich viele Passagiere in die aktive oder passive Starre zurückziehen, bis das Schiff einen Monat später das sechs Lichtjahre entfernte Belidor-System erreichte. Von dort aus konnten die individuellen Reisen durch ein Filigran fortgeführt werden, das es gestattete, weitaus größere Entfernungen in viel kürzerer Zeit zurückzulegen. Dass er sich an Bord befand, verdankte Esebian, von seinem veränderten Erscheinungsbild abgesehen, Leandras Mentalistik und dem Umstand, dass es nach dem Ausfall des Hauptfiligrans und seiner Blockade Tausende und Abertausende von Reisenden gab, die das Granville-System verlassen wollten.
    Zwar befanden sie sich nicht mehr auf Hadadd, aber Esebian fühlte sich alles andere als sicher. Es gab zu viele Augen und Ohren in diesem Abteil, nicht nur biologische, und außerdem stand das Schiff mit

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