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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bitte, Präfekt?«
    »Eine Redensart von der Alten Erde, die sprichwörtliche Bezeichnung für eine sehr schwierige, fast aussichtslose Suche.« In einer plötzlichen emotionalen Aufwallung, die ihn selbst erstaunte, ballte er die Fäuste. »Wir müssen ihn finden, verdammt! Er ist der Mörder eines Unsterblichen!«
    »Ja, Präfekt. Äh …«
    »An die Arbeit, los! Verlieren wir keine Zeit.«
    »Präfekt …« Der Mann wirkte verlegen und unsicher.
    Tahlon stellte fest, dass er noch immer seine Unterlagen in den Händen hielt. »Haben Sie meine Anweisungen aufgezeichnet?«
    »Ähm …«
    Ranidi, dachte Tahlon und seufzte. Ich brauche ihn und die anderen meines Stabs.
    »Wie heißen Sie?«
    »Ikeard, Präfekt.«
    »Hören Sie, Ikeard …«, sagte Tahlon mit erzwungener Geduld, während seine Gedanken weiterhin im beschleunigten mentalen Modus arbeiteten. »Lassen Sie sich eine Kopie der Anweisungen geben. Büro?«
    »Ja, Präfekt«, erklang die Stimme des Büroterminals.
    »Ist alles aufgezeichnet?«
    »Selbstverständlich, Präfekt.«
    »Gut. Sorg dafür, dass mein Sekretär eine Kopie bekommt. Sie können gehen, Ikeard.« Tahlon schritt zum Schreibtisch.
    »Präfekt … Ein gewisser Cambero von den Chisnall möchte mit Ihnen reden. Er ist ein unabhängiger Bioingenieur und hat Esebian behandelt.«
    Tahlon wirbelte herum. » Was? «
    »Ein gewisser Cambero …«, begann Ikeard erneut.
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Ich habe es versucht, Präfekt.«
     
     
    Akir Tahlon hatte sein Bewusstsein in einen kühlen, kontrollierten mentalen Modus geschaltet, der seine Gedanken zwar etwas langsamer werden ließ, ihn dafür aber zu einem guten Beobachter machte. Er musterte den Chisnall, der in einem Befragungszimmer des Observantenhauses saß, in dem sich auch sein Büro befand. Zur bequemen Einrichtung gehörte sogar ein Nestgerüst – jemand, vielleicht Ikeard, hatte die avianische Programmierung des Formspeichers aktiviert. Doch Cambero machte von den ihm zugedachten Annehmlichkeiten keinen Gebrauch und stand in der Ecke, die ledrigen Flügel um den dürren Leib geschlungen.
    »Sind Sie hier gut untergebracht?«, fragte Tahlon freundlich, nachdem er sich vorgestellt hatte. »Benötigen Sie etwas?«
    Der Chisnall zwitscherte. »Ich brauche meine Freiheit«, übersetzte der Artikulator am Kragen der Instrumentenjacke, deren Taschen leer waren. »Ich bin hierhergekommen, um eine wichtige Aussage zu machen, und was geschieht? Man hält mich fest!«
    Tahlon saß auf der anderen Seite des Raums am Tisch, und seine visuellen Erweiterungen hatten bereits alle von den Displayfeldern gezeigten Daten aufgenommen. »Sie arbeiten im Protektorat der Xiri?«
    »Mit ihrer ausdrücklichen Zustimmung! Ich helfe ihnen bei der Behandlung genetischer Unvollkommenheiten.« Cambero unterstrich seine Worte mit lautem Schnabelklappern.
    »Sie denken in erster Linie an sich selbst«, sagte Tahlon in einem neutralen Tonfall. »Sie sammeln DNS.«
    »Ich helfe den Xiri! Sie sind meine Freunde!«
    »Die Xiri sind eine geschützte Spezies, und Sie hätten die Genehmigung des Direktoriats einholen müssen, bevor Sie sich bei ihnen niederließen. Das haben Sie nicht getan, was ein Verstoß gegen die Regeln ist.«
    »Bin ich hier der Verbrecher?«, zwitscherte Cambero, breitete kurz die ledrigen Flügel aus und legte sie dann wieder um seinen stark modifizierten Rumpf. »Habe ich die Exzellenz ermordet? Bin ich auf der Flucht?«
    »Erzählen Sie mir von Esebian«, sagte Tahlon und faltete die Hände.
    »Verletzt kam er zu mir. Schwach war er, und seine Erweiterungen funktionierten nicht mehr. Ich sollte sie für ihn in Ordnung bringen und ihm ein anderes Erscheinungsbild geben. Er bot mir dafür seine DNS an, die genetische Signatur eines Konsuls.«
    Tahlon machte sich zwei gedankliche Notizen, und eine von ihnen betraf die DNS, obwohl Esebians genetische Struktur sicher kein Geheimnis war. Bestimmt gab es entsprechende Aufzeichnungen in den von ihm besuchten Therapiezentren.
    »Sie haben ihn behandelt.«
    »Ja, das habe ich«, trillerte der Chisnall, und sein Schnabel klapperte ein Stakkato. »Und deshalb bin ich hier. Um meine Aussage zu machen. Zum zweiten Mal.«
    »Wie sieht Esebian jetzt aus?«
    Cambero hob einen der beiden dünnen Arme, die aus seinen Schulteransätzen ragten, und winkte für das Gesteninterface. Das Befragungszimmer empfing den Datenstrom seiner Erweiterungen und projizierte ein Bild, das aus dem Gedächtnis des

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