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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Chisnall stammte. Es zeigte einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann, dessen Alter Tahlon auf etwa dreißig Scheinjahre schätzte. Die Augen waren dunkel, das Haar kurz und schwarz. Faltenlose braune Haut spannte sich über den Wangenknochen. Die Nase war lang, der Mund schmallippig.
    Esebian, dachte Akir Tahlon und beugte sich ein wenig vor. Er musterte den Mann und prägte sich jede Einzelheit des Gesichts ein – die kleinen Schatten in Mund- und Augenwinkeln, die sanften Mulden in den Schläfen, der Glanz der Augen, die Wölbungen der Stirn –, obwohl dies vermutlich nur ein provisorisches Gesicht war. Aber selbst wenn es sich schon bald wieder veränderte: Es war durchdrungen von Esebians Persönlichkeit, von seiner individuellen Aura, und Tahlon hatte vor langer Zeit ein Gefühl für so etwas entwickelt.
    »Der Mann ist Konsul«, sagte Tahlon nachdenklich. »Die siebte Stufe, zwei Therapien von der Unsterblichkeit entfernt. In jenem Stadium sind so starke Veränderungen der körperlichen Struktur problematisch.«
    »Dazu seine Schwäche«, zwitscherte Cambero. »Und die Verletzungen. Es war eine schwierige Behandlung. Es kam zu Komplikationen.«
    »Komplikationen?«
    »Biochemische und biomechanische Inkongruenzen. Ganz zu schweigen von gefährlichen Zellmutationen und metabolischen Instabilitäten.«
    »Ich nehme an, zu jenem Zeitpunkt haben Sie noch nicht gewusst, dass Esebian den Vorsitzenden des Direktoriats ermordet hat.«
    »Oh, natürlich nicht!«
    »Er war ein Konsul für Sie, und Sie waren bereit, ihn einer so gefährlichen Behandlung zu unterziehen?«
    »Ich glaube, sie hat mich … gezwungen.«
    »Sie?«, fragte Tahlon.
    »Die Frau. Ich habe ihre Stimme gehört, nicht nur mit den Ohren. Vielleicht hat sie … telepathische Erweiterungen verwendet.«
    Das ist interessant, dachte der Präfekt. Die von den Displayfeldern aufgenommenen Daten enthielten auch die Aussagen von zwei Observanten, die mit diesem Chisnall gesprochen, aber bei ihm nichts Verdächtiges bemerkt hatten. Telepathische Erweiterungen, die zur Bewusstseinsmanipulation eingesetzt werden konnten?
    »Die Inkongruenzen, von denen ich eben gesprochen habe …«, fügte Cambero hinzu. »Esebians Gestalt wird nicht lange stabil bleiben. Und er muss bald seine nächste Therapie durchführen lassen, wenn er kein Grauer werden will.«
    Tahlon lächelte. Das war eine gute Nachricht. »Wie bald?«
    »In zwei oder drei Wochen.«
    Zwanzig oder dreißig Tage, dachte der Präfekt. Nicht viel Zeit. Und wenn es gelang, Esebians Treuhand zu blockieren, fehlten ihm die notwendigen Meriten.
    Tahlon kehrte zu seiner ersten gedanklichen Notiz zurück. »Können Sie uns eine Liste der Erweiterungen geben, mit denen Esebian ausgestattet ist?«
    »Ja.«
    »Funktionieren sie alle?«
    Cambero zögerte kurz und zwitscherte dann: »Ja, alle. Ich habe sie reaktiviert und die Konverterzellen aufgeladen.«
    »Sie sind ihm eine große Hilfe gewesen«, sagte Tahlon kühl.
    »Die Frau hat mich gezwungen. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich davon überzeugt. Sonst hätte ich auch nicht so lange damit gewartet, zu Ihnen zu kommen. Sie muss mir irgendetwas … in den Kopf gesetzt haben.«
    »Sechs Stunden.« Tahlon deutete auf die Informationen in den Displayfeldern. Diese Angabe hatte Cambero bei seinem Empfang im Observantenhaus gemacht. »Wo ist Esebian jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wohin ist er nach der Behandlung gegangen?«
    »Die Frau hat ihn weggebracht. Sie wollten Hadadd verlassen.«
    Vor sechs Stunden, dachte Tahlon. Zweihundertvierzig Minuten waren Zeit genug, um an Bord eines Schiffes zu gehen, und die Fahndungsscanner hatten natürlich nicht auf ihn reagiert – er war ein anderer geworden.
    »Ich habe meine Pflicht getan«, zwitscherte Cambero. »Ich habe meine Aussage gemacht. Werde ich belohnt?«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    Tahlon zögerte. »Wenn Sie sich mit einer mentalen Sondierung einverstanden erklären, verzichte ich darauf, Anklage wegen Verletzung der Xiri-Protektion gegen Sie zu erheben.
    Und Sie dürfen Ihre DNS-Proben behalten«, köderte er den Bioingenieur.
    »Keine Belohnung?«, fragte der Chisnall und klapperte erneut mit dem Schnabel. »Nicht einmal eine kleine? Für wichtige Informationen?«
    »Sie dürfen sogar in die Wüste zurückkehren«, sagte Tahlon.
    Cambero zögerte zwei oder drei Sekunden. »Na schön. Ich bin bereit.«
    Der Präfekt schickte ein Signal, und als ein Observant Cambero für die

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