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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sondierung abholte, stand er auf und kehrte nach oben in sein Büro zurück, das nicht sein Büro bleiben würde. Er hielt es inzwischen für unwahrscheinlich, dass sich Esebian noch auf Hadadd befand, und damit gab es keinen Grund mehr für ihn, noch länger in Appaia zu bleiben. Während er am Schreibtisch saß, dachte er über das Gespräch mit Cambero und seine Motive nach. Hatte ihn die Frau namens Leandra tatsächlich manipuliert? Und warum die freiwillige Aussage? Weil er sich absichern wollte? Als ihm klar geworden war, wem er geholfen hatte, wenn auch gegen seinen Willen, musste er befürchtet haben, eventuell als Komplize eines Mörders dazustehen. Tahlon hielt ihn für einen skrupellosen Halunken, der vor allem an seinen eigenen Vorteil dachte. Vermutlich hätte er Esebian selbst dann geholfen, wenn ihm klar gewesen wäre, um wen es sich handelte – vorausgesetzt das Risiko blieb begrenzt und es sprang genug für ihn heraus. Konzepte wie gesellschaftliche Solidarität oder soziale Verantwortung spielten in Camberos persönlicher Welt keine Rolle. Die eigenen Ziele waren der Maßstab, woraus auch immer sie bestanden, und alles andere wurde ihnen untergeordnet. Für Tahlon personifizierten solche Leute einen Teil des Chaos, das er so sehr verabscheute, und wenn es allein nach ihm gegangen wäre, nach seinen Wünschen und Idealen, hätte er derartigen Individuen den Aufenthalt im Direktoriat verboten. Aber nicht er bestimmte die Regeln, sondern die Magister, und wie immer vertraute er auf die hintergründige Weisheit all ihrer Entscheidungen.
    Tahlon starrte ins Leere und rieb sich in Gedanken versunken die Schläfen, als Ikeard hereinkam.
    »Provisor?«
    »Ich habe alle von Ihnen genannten Maßnahmen eingeleitet. Es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis wir Esebian fassen.« Der Sekretär wirkte sehr zuversichtlich.
    »Mein lieber Ikeard …« Tahlon stand auf, ging um den Schreibtisch herum, näherte sich dem Provisor und legte ihm kurz die Hand die Schulter. »Ich vermute, dass sich Esebian gar nicht mehr auf dem Planeten befindet. Er hat sein Erscheinungsbild verändert und genießt die Unterstützung einer Frau, die Gedanken manipulieren kann. Ich nehme an, sie sind an Bord eines interstellaren Schiffes und bereits im Transit.«
    Für einen Moment kehrte die Unruhe zurück und drängte Tahlon, Dutzende von Anweisungen zu geben und jeden einzelnen Punkt zu nennen, auf den es ankam. Er zwang sich, still zu bleiben. Dies war erst der Anfang, der Beginn einer langen Jagd, bei der es sicher nicht an Überraschungen mangeln würde. Alles musste sorgfältig geplant werden; er durfte keinen Fehler machen. Fünftausend Meriten und ein Platz auf den Hohen Welten waren es wert, gründlicher zu sein als jemals zuvor. Und dazu brauchte er Ranidi und die anderen Leute seines Stabs.
    »Zwei Tage«, sagte er. »Lassen Sie zwei Tage lang in diesem Sonnensystem nach Esebian fahnden, mit allen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen. Und ich meine wirklich alle . Befragen Sie die Xiri, soweit das möglich ist. Veröffentlichen Sie Esebians Bild in allen Medien. Vielleicht hat ihn jemand gesehen, nachdem er bei dem Bioingenieur gewesen ist. Hat er einen Transferitor benutzt, um an Bord eines Schiffes zu gelangen? Fiel er jemandem in einem Orbitalspringer auf?« Tahlon seufzte leise. Bei Ranidi hätten einige wenige Worte genügt, um alles in Bewegung zu setzen, doch dieser Mann und seine Mitarbeiter waren nicht an derart umfangreiche Ermittlungen gewöhnt. Bei den schlimmsten Verbrechen, zu denen es in den letzten Jahren und Jahrzehnten auf Hadadd gekommen war, handelte es sich um Verstöße gegen die Privatsphäre. »Wenn wir ihn in zwei Tagen nicht gefunden haben, gehe ich davon aus, dass er Hadadd und das Granville-System verlassen hat. Dann kehre ich nach Hajok zurück, und Sie können wieder den Aufgaben nachgehen, denen Sie sich bisher gewidmet haben.«
    Erleichterung huschte über das Gesicht des überforderten Sekretärs und verschwand sofort wieder. »Wie Sie wünschen, Präfekt.«
    »Bringen Sie mir die Ergebnisse von Camberos mentaler Sondierung, sobald sie vorliegen.« Tahlon kehrte zum Schreibtisch zurück. »Und noch etwas. Reservieren Sie zwei unserer q-verschränkten interstellaren Verbindungen für mich, beide nach Hajok. Ich möchte mit einem gewissen Ranidi sprechen. Und mit dem Magister Jae-al-Escoe-Hoivinio-tan-Mauleon-Caliquire-tan-Nesluzan.«
    Ikeard ging. Akir Tahlon setzte sich hinter den

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