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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Belanglosigkeiten wie dem Einkauf fürs Abendessen und ähnlichem. Dort im Büro der Schuldirektorin griff er nach ihrer Hand und fragte: »Bist du damit einverstanden, in diese Schu- le zu gehen?«
    Ihre Augenlider waren noch immer geschwollen, und an den meisten Abenden hörte er, daß sie sich in den Schlaf weinte; mehr als einmal war sie schreiend aufge- wacht, weil sie einen Alptraum von brennenden Häu- sern gehabt hatte. Doch jetzt lächelte sie und erwiderte
seinen Händedruck.
    »Ja, Dad. Ich glaube, hier könnte ich ganz gut zu-
rechtkommen.«
    Es geschah am Abend desselben Tages, als er etwas zum Essen zusammengebastelt hatte, daß er sie mit den Worten rief: »Liebling, es ist angerichtet!«
    Diesem Ereignis folgte, daß sie ihm zum erstenmal ei- nen Gutenachtkuß gab.
    Am nächsten Tag rückte sie mit der Mitteilung her- aus, daß sie an ihrer bisherigen Schule im Umgang mit Computern unterwiesen worden war. Ob sie viel- leicht...? Weil, als sie ihm bei der Arbeit zugesehen hatte ...
    Er hatte ein Gerät übrig, das er hatte verkaufen wol-
len, sobald er einen Kunden dafür fände. Nun ja, viel mehr als den Schrottpreis hätte er sowieso nicht dafür erzielt. Er schaltete es ein, und es erwies sich als noch betriebsbereit. Als er ihr sagte, daß es ihr gehörte, um- armte sie ihn — zum erstenmal —, und danach schien
    sie vollkommen zufrieden damit zu sein, allein in ihrem Zimmer zu sitzen und daran herumzuspielen. Oder mit seinem alten Apparat fernzusehen, oder seiner alten Stereoanlage zu lauschen. Manchmal bat sie auch, sich eins seiner alten Bücher ausleihen zu dürfen, und er-
klärte, sie hätte noch nie so viele Bände gesehen, außer in der öffentlichen Bücherei.
    Trümmerkinder.
    Das traf nicht zu, doch der Ausdruck ging ihm aus ir- gendeinem Grund im Kopf herum. Er konnte sich aus seiner eigenen Kindheit nicht daran erinnern, sondern wußte nur, was man ihm darüber erzählt hatte. Die Vor-
stellung hatte den Ruch von etwas, das er nicht eindeu- tig bestimmen konnte.
    Doch dann kam ihm ein weiterer vergessener Aus-
druck in den Sinn:
    Schlüsselkinder.
    Mit anderen Worten: ein Kind, das von der Schule in ein leeres Haus heimkehrte, weil beide Eltern arbeite- ten. Auch er selbst war ein solches Kind gewesen, wenn auch zum Glück nur während einer ganz kurzen Zeit,
nachdem sein Vater seine Mutter wegen einer anderen Frau verlassen hatte ...
    Das veranlaßte ihn, die Schuldirektorin noch einmal
anzurufen und sich nach jemandem zu erkundigen, der Kinder am Nachmittag beaufsichtigte. Ja, es gab einen entsprechenden Dienst, aufgrund des hohen Prozent-
satzes alleinerziehender Eltern in dieser Gegend.
    Die Gebühr dafür war absolut überzogen. Leichtsin- nigerweise ließ er sich trotzdem darauf ein, indem er sich selbst einredete, daß er, wenn er nicht frei wäre, um zu arbeiten, auch für niemanden den Unterhalt aufbrin- gen könnte, wie auch immer. Und als er Ellen fragte, wie es an ihrem ersten Tag in der Schule gelaufen sei und ob sich bis zu seinem Nachhausekommen jemand eingehend um sie gekümmert habe, nickte sie, grinste überraschenderweise und umarmte ihn erneut.
    Vielleicht hat Kamala letztendlich doch nicht soviel gear- beitet ... Arbeit! Meine wird langsam zu einer richtigen Schinderei! Den ganzen Tag bin ich auf den Beinen!...
    Also, wieder ans Werk! Gleich jetzt, da Ellen offenbar zufrieden damit war, sich früh zurückzuziehen und ihn in Ruhe zu lassen.
    Offenbar. Das mußte nicht bedeuten, daß es wirklich so war. Oder?
    Trotz allem empfand er jedoch eine eigenartige Selbst- zufriedenheit, als er sich nach dem Abendessen an sei- nen Schreibtisch setzte und seine Termine für den näch- sten Morgen sortierte. Im Hintergrund seines Bewußt- seins war ein warmes Glühen, als ob er ein besonders schwieriges Bewerbungsgespräch für einen neuen Job
erfolgreich hinter sich gebracht hätte.
    Zu guter Letzt ordneten sich alle Dinge hübsch an ih- ren Platz. Ellen ging jetzt zur Schule, die Lehrer und of- fenkundig auch die Mitschüler zeigten Mitleid wegen des Verlustes, den sie erlitten hatte — sie war am Sams- tag zu einer Teegesellschaft eingeladen (seltsam, sehr seltsam, wenn er auf dem Bildschirm die Liste seiner ei- genen Termine betrachtete und daneben einen zweiten Terminplan sah!) — nun konnte er also seine eher lä- cherlichen Sorgen beiseite schieben und neue Pläne ma- chen. Zum Beispiel war der Comet noch immer in der Schwebe, und Gerüchten zufolge sollten neue

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