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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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einen ganzen Packen von Hun- dertdollarscheinen heraus, doch David winkte lässig ab.
    »Der einzige Grund, warum ich Geld verdienen woll- te, war, damit ich meine Forschungsarbeit durchführen konnte. Nun ist es vorbei ... Warte hier, ich bringe dir
eine Probe. Ohne Bezahlung.«
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als ob das
Gespenst der Vernunft Guis verwirrten Geist heimsuch- te und ihm die Möglichkeit, daß das Ganze ein Trick sein könnte, in den Sinn brachte. Aber sein Wille, zu glauben, war übermächtig.
    »Yeah!« sagte er. »Yeah!«
    Als David mit einem Reagenzgläschen, eingewickelt in zerknüllte Papiertaschentücher und gefüllt mit einem Viertel Teelöffelvoll eines grau-gelben, kristallinen Pul-
    vers, so fein wie Tafelsalz, zurückkehrte, erwartete er halb, daß Gui inzwischen die Flucht ergriffen hätte. Da damit spätere Komplikationen unabdingbar gewesen wären, war er sehr zufrieden, als er ihn immer noch an
der gleichen Stelle vorfand, zitternd vor freudiger Er- wartung.
    »Bitte sehr, rein damit!« sagte David ermutigend.
    Während er das Glasröhrchen in alle Richtungen drehte, unfähig, den Blick davon abzuwenden, fragte Gui mit belegter Stimme: »Wie nimmt man es?«
    »Du kannst es dir spritzen, durch die Nase reinzie- hen, in den Arsch stecken — das ist egal. Ich würde sa- gen, laß es dir am besten auf der Zunge zergehen. Auf die Art erreicht es das Gehirn schneller, also auf palata- lem Wege. Aber hör zu!« Davids Ton war mit einemmal streng.
    »Du mußt es in der richtigen Umgebung nehmen, verstehst du? Also sei nicht so ungeduldig und renn gleich in die nächste Herrentoilette! Geh nach Hause, mach's dir gemütlich — zum Beispiel im Bett oder in ei- nem schönen tiefen Sessel, damit du nicht steif wirst, während du weggetreten bist. Und vielleicht schließt du die Tür ab, damit du nicht gestört wirst.«
    »Hört sich nach 'nem langen Trip an«, vermutete Gui.
    »Es wird der längste sein. Das absolute Nonplusultra. Danach wirst du nichts anderes mehr nehmen wol- len.«
    Einen Moment lang befürchtete er, daß Gui ihn umar- men und küssen würde. Statt dessen schob er das Röhr-
chen in seine Brusttasche und rannte zum Auto zurück. Verbranntes Reifengummi blieb auf dem Belag der Ein- fahrt zurück, als er sich auf den Heimweg machte.
    Nun, zumindest eins war wahr, dachte David, wäh-
rend er sich wieder seinem Buch zuwandte. Gui würde nie mehr eine andere Droge brauchen. Nicht, nachdem er die fünf- oder sechsfache tödliche Dosis Rizin zu sich
    genommen haben würde. Vor etwa einem Jahr hatte er
aus reiner Neugier eine brauchbare Menge davon aus einer Rizinuspflanze, die direkt neben dem Haus wuchs, gewonnen. Der Rest des Röhrcheninhalts be-
stand aus Zucker, gefärbt mit Tabakasche und Gelb- wurz.
    Sofern seinem Plan nichts in die Quere kam ...
    Hier ist TV-Plus. Es ist Zeit für die Nachrichten.
    Sind Ihnen in der letzten Zeit Stare aufgefallen ? Nach Aus-
sage der Königlichen Gesellschaft zum Schutz der Vögel ist ei- ner der häufigsten und beliebtesten Vögel Großbritanniens vom Aussterben bedroht. Eine Spendenaktion >Rettet die Sta- re< läuft seit heute, und damit soll versucht werden, das Schlimmste zu verhindern. Mehr darüber in Kürze.
    Beschuldigungen gegen Anhänger von General Thrower, die in Newcastle abgeblich unter Verletzung des Rassen-
gleichheits-Gesetzes schwarze Mitglieder aus einem vielrassi- gen Club gewaltsam hinausgeworfen hatten, wurden heute
vom Gericht abgewiesen. Eines der verletzten Opfer...
    Von der Küche, aus der ein eindeutiger Geruch nach
verbranntem Öl drang, brachte Ellen ein beladenes Ta- blett ins Wohnzimmer. Während sie es neben ihrem Va- ter, der tief in eine Unterhaltung mit Claudia versunken war, auf dem Tisch absetzte, sagte sie beflissen: »Hier, bitte sehr — ich hoffe, es schmeckt.«
    Peter unterdrückte einen Seufzer. Dies war nicht das erstemal, daß sie versucht hatte, eines der indischen Ge- richte ihrer Mutter für ihn zuzubereiten, bis jetzt ohne nennenswerten Erfolg; er erkannte, was sie ihnen ser- viert hatte: Sojabällchen, gefüllt mit den gehackten Re- sten von gestern und bestreut mit einer Ladung Curry- pulver.
    Aber sie bemüht sich doch so verzweifelt, es recht zu ma- chen ... und außerdem, nach den heutigen Nachrichten, wenn diese Hafersorte mit den zurechtgebastelten Genen ein
solcher Renner unserer Landwirtschaft wird, wie es die Ex-
perten voraussagen, dann werden wir bald noch viel schlech- ter

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