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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Anhaltspunkte für weitere Rück-
schlüsse erhalten, durch die er letztendlich auf seinen leiblichen Vater stoßen würde.
    Und falls nicht, dann gab es noch immer viele andere
Wege für Nachforschungen.
    Im Geiste hatte er bereits das erforderliche Programm entworfen, und zwar über dem Nordpol während des Fluges zurück nach England. Danach hatte er immer wieder ein paar Minuten Zeit gefunden, um alle eventu- ellen Fehler auszuschließen. Jetzt war er startklar. Si- cher würde die Aktion Stunden dauern, vielleicht Tage, aber das Programm war fertig. Er aktivierte es, dann stand er auf und reckte sich wieder und gähnte.
    Genau in diesem Moment drang das Geräusch eines Wagens, der sich auf der Auffahrt näherte, an sein Ohr. Er hielt an, der Motor wurde ausgeschaltet. Kurz darauf klingelte es an der Haustür.
    Einen Augenblick lang erwog David, so zu tun, als ob das Haus leer sei, aber er verwarf diese Idee, sobald sie in seinem Denken Form angenommen hatte. Wenn wirklich niemand zu Hause gewesen wäre, dann hätten
elektronische Geräte jeden Besucher einer Befragung
unterzogen, die Antworten gespeichert und sein Abbild
auf Videoband aufgenommen. Der Sicherheitsstandard hier war hoch. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er die Anlage nicht eingeschaltet hatte, und ging zur Tür.
    »Guten Tag!« sagte eine Frau in einem braunen Hosen- anzug mit aufgesetztem Strahlen; ein tragbarer Com-
    puter, nicht größer als ein Fotoapparat, hing ihr an ei- nem gelben Riemen über der Schulter. »Ich bin Gladys Winter! Sind deine Eltern zu Hause?«
    Sie war allein mit dem Wagen gekommen — oder zu- mindest saß jetzt niemand mehr darin. Natürlich be- stand die Möglichkeit, daß ein oder mehrere Mitfahrer ausgeschwärmt waren, um das Terrain zu sondieren ...
    David merkte, daß er langsam unter einer Art Verfol-
gungswahn litt. Warum sollte sie nicht allein hergekom- men sein? Er sagte in dem normalsten Tonfall, den er
zustande brachte: »Es tut mir leid, sie sind für den gan- zen Tag in die Stadt gefahren. Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Nun ja, vielleicht kannst du das.« Gladys befragte ihren Computer. »Soweit ich weiß, seid ihr nach einer Abwesenheit von mehreren Jahren aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt, und ... nun, aus irgendeinem Grund scheinen sich deine Eltern nicht darum geküm-
mert zu haben, dich für dieses Jahr in der Schule anzu- melden. Wie dem auch sei, nach unseren Unterla- gen ...«
    Sie leierte noch ein paar Sätze herunter, während Da- vid sich selbst noch einmal verfluchte, weil er einen wichtigen Punkt übersehen hatte. Doch er behielt die Fassung.
    »Also, ich bin überzeugt, daß sie sich sehr gern über dieses Thema unterhalten würden, wenn sie hier wä- ren«, sagte er, als er Gelegenheit bekam, zu Wort zu kommen. »Möchten Sie nicht für einen Moment herein-
kommen? Und — entschuldigen Sie bitte, aber sind Sie allein?«
    Gladys blinzelte verlegen. »Warum fragst du? Siehst du noch jemanden hier irgendwo?«
    »Na ja, ich dachte nur so, falls Sie noch jemanden da-
bei hätten und derjenige sich vielleicht ... äh ... in die Büsche geschlagen haben könnte ...« Dazu ein gewin- nendes Lächeln.
    Als Antwort ein Grinsen. »Ich verstehe. Ja, Männer
    sind nicht ganz so gut im Wasserhalten, nicht wahr? ... Darf ich hineinkommen?«
    Habe ich das nicht gerade gesagt?
    David trat höflich zur Seite und schloß die Tür hinter ihr.
    Er führte sie in den nagelneu — und überaus ver- schwenderisch — möblierten Salon, bat sie, Platz zu nehmen, und bot ihr einen Drink an, den sie ablehnte. Er bestand nicht darauf; seinen überzeugenden Charme
hob er sich für wichtigere Dinge auf.
    »Also, was kann ich für Sie tun?« fragte er mit verhal- tener Stimme, während er sich neben ihr auf einem chintzbezogenen Sofa niederließ; dabei setzte er eine so
ernste und erwachsene Miene auf, wie er konnte, nutzte jedoch jede Chance, seinen Atem über ihr Gesicht zu hauchen und sie mit dem Arm oder der Hand zu strei- fen.
    Sie erzählte ihm etwas über einen Parlamentserlaß, über örtliche Bestimmungen, jede Menge Statuten so- wie über die gesetzausübenden Instanzen, autorisiert vom Kultusministerium ... und wurde dabei immer er- regter, je häufiger er eine Gelegenheit fand, sie zu be-
rühren: zuerst ihre Wange, dann ihre Brust, ihre Taille, ihre Hüften ...
    »Du siehst also ...« Sie setzte zu dem Versuch eines Schlußwortes an, doch er unterbrach sie, indem er ihre
Hand ergriff und

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