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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Haar ihres Vaters haben? Würde es kraftstrotzend und lebendig sein?
    Welch dummer Gedanke! Das also meinten Männer, die vor Frauen warnten, weil diese selbst den Härtesten in Versuchung führen konnten – weniger dazu, über sie herzufallen, als vielmehr, sich eine bessere, schönere Welt auszumalen, in der Menschen keine Gesichter wie Leder hatten, sondern wie Samt, in denen Körper nicht gestählt und hart waren, sondern wachsweich, in der niemand ein Kleid aus Eis trug wie er, weil er zu lange gefroren hatte, sondern sich ein jeder in die Sonne streckte und diese tatsächlich wärmte.
    Wie dumm, darauf zu hoffen! Das Eis würde nicht schmelzen. Auch mit ihr in seinen Armen blieb er der Alte.
    Eben erschlaffte sie unter seinem Griff. Sie war wohl ohnmächtig geworden.
    Seine Männer starrten ihn an. »Worauf wartest du?«
    Alle wussten um Hawisas Befehl, und ja, er würde tun, was sie wollte, aber auf seine Weise. Er wollte sich nicht beeilen.
    »Wir bleiben heute Nacht hier«, erklärte er.
    Einer begann sofort Feuer zu machen, ein anderer deutete auf die toten Mönche. »Neben ihnen?«, fragte er.
    Hasculf hatte sie bereits vergessen. Tote Männer glichen in seinen Augen umgefallenen Baumstämmen. Es war lästig, über sie zu steigen, aber Angst oder Ekel kannte er nicht.
    »Ja, wir bleiben«, verkündete er darum, aber achtete darauf, Mathilda auf ein Fleckchen Boden zu legen, das sauber war von Blut und weit genug entfernt von den Leichenteilen. Sie sollte nicht gleich wieder ohnmächtig werden, wenn sie erwachte.
    Als das Feuer knisterte, zog er sie etwas näher an die wärmenden Flammen, wenngleich nicht zu nahe, dass sie am Rauch erstickte. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Haut weiß wie Schnee.
    »Hawisa wird glücklich sein …«
    Hasculf fuhr herum und funkelte den Mann an, der das zu sagen wagte. Seit Jahren teilte er Hawisas Ziele, aber er wollte nicht als Schwächling gelten, der sich von einer Frau Befehle erteilen lässt und keinen eigenen Willen hat.
    »Es geht nicht nur um Hawisas Zukunft. Es geht um meine«, schnauzte er den Mann an.
    Jener wagte, seinem Blick zu trotzen und zu grinsen. Hasculf sprang auf, ballte seine Hände zu Fäusten, ging auf den Mann los. Das Grinsen verflüchtigte sich, noch ehe er ihm den ersten Hieb versetzt hatte, stattdessen war es nun Hasculf, der lächelte.
    Das schlichte Vergnügen, andere durch bloße Körperkraft einzuschüchtern, währte nicht lange. Nicht nur er war aufgesprungen, sondern auch Mathilda. Die Ohnmacht, vermeintlich schwarz und tief, war nur gespielt, um eines Augenblicks wie diesem zu harren.
    »Verflucht!«, schrie er.
    Er wollte sie packen, aber griff ins Leere. Bei ihrer Flucht stolperte sie über die toten Mönche, aber sie fiel nicht, sie erstarrte auch nicht vor Schreck. Sie war eine junge Frau mit weicher Haut, aber die Männer Gottes waren nicht die ersten Toten, die sie je gesehen hatte. Sie lief weiter, Hasculf stürzte ihr nach. Ohne Zweifel war er stärker – aber sie schneller, und alsbald verschmolz ihre magere Gestalt mit der Dunkelheit des Waldes. Noch hörte er ihre Schritte, ihren keuchenden Atem, aber der Abstand zwischen ihnen blieb.
    »Verflucht!«, schrie er wieder.
    Verspätet waren auch die anderen Männer aufgesprungen, die Flüchtige zu jagen, doch auch sie verirrten sich im Labyrinth der Bäume.
    Ein Ast schlug gegen Hasculfs Stirn und machte ihn kurz blind. Als er wieder sehen konnte, hatte Mathilda einen kleinen Fluss erreicht, watete knietief hinein, stolperte erneut, und diesmal fiel sie. Das Wasser riss sie mit sich.
    Nun war auch er beim Bach angekommen, blieb jedoch, so viel schwerer als sie, im Schlamm stecken. Ihr Kopf verschwand unter der Wasseroberfläche und tauchte ein Stück entfernt wieder auf. Die Haare bedeckten ihr Gesicht, gewiss konnte sie nichts mehr sehen.
    Hasculf stapfte grimmig aus dem Schlamm heraus, rutschte schließlich aus. Nun schlug auch über seinem Kopf das kalte Wasser zusammen. Als er sich prustend hochgekämpft hatte, war von Mathilda nichts mehr zu sehen. Vielleicht hatte sie sich an die andere Seite des Ufers retten können, vielleicht war sie ertrunken. In solch kaltem Wasser konnte niemand lange überleben.
    Ja, auch eine junge Frau wie sie, so weich, so jung und schön, war nicht vor der Kälte gefeit. Es war unsinnig, zu hoffen, dass zwei Menschen sich wärmen konnten – die größtmögliche Nähe war, gemeinsam zu frieren. Die Enttäuschung darüber, dass er selbst darauf

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